Autor: Reinhard Schmidt (2024)
In der Gemeinderatssitzung vom 11.01. wurden folgende Beschlüsse gefasst:
- Beschluss 46: Jahresplan 1989
- Beschluss 47: Haushaltsplan 1989
- Beschluss 48: Bürgerinitiative „Schöner unsere Städte und Gemeinden…“
- Beschluss 49: Bilden einer Feierabendbrigade mit 15 Jugendlichen …
- Beschluss 50: Jahreskulturplan 1989.
Weil in diesen – wenn auch unter unterschiedlichen Vorzeichen – immer wieder dasselbe steht, seien an dieser Stelle die Kernpunkte des Beschlusses 48 exemplarisch wiedergegeben:
- Rohbaufertigstellung der Kinderkrippe bis 30.11.1989;
- Kiosk auf der Schmücke bis Juli 1989;
- Fertigstellen der Quellverrohrung am Langenrain und Instandsetzung im Quellgebiet Schneekopf ca. 5TM;
- Anschluss Glöckchen an Wasserleitungsnetz 600m 10TM;
- Wasser-/Abwasseranschluss Elflein u. Latendorf 2TM;
- Wasserleitungsnetz am Achsenhag für Nutzung der Ampelbergquelle vorbereiten;
- Anschluss der Gaststätte "Zum Waldbad" u. Haselbrunnstr. 10 an Kanalisation der Gemeinde 150m 4TM;
- Renov. 1 Klassenraumes, Zaun am Schulhof, Erneuerung der Eingänge;
- KIGA Dacherneuerung Anbau, Beginn Rekonstruktion des 1. OG;
- Sprunggrube am Sportplatz mit BSG;
- Jugendclub bis Januar 1989 herrichten und wiedereröffnen;
- 20 Ruhebänke in Ortsumgebung errichten;
- Vorbereitung 40. Jahrestages der DDR
(Straßengemeinschaftsversammlungen, Sommerfest, 2.-6.10. Festwoche mit kulturellen Darbietungen (Lichtbildervortrag usw.), bis 28.2.89 Verträge mit Blaskapellen und Kulturgruppen; Festveranstaltung am 6.10. im Daheim).
Der Beschlusses 46 (Jahresplan) enthielt einen Punkt, der in den anderen Beschlüssen nicht erwähnt wurde. Er betraf den Abwasserstollen, genannt „Gerastollen“. Dieses 2 Millionen teure Objekt war 1989 zu beginnen und abzuschließen.10)
In der Gemeinderatssitzung am 31.01. wurde eine Änderung an der im Bau befindlichen Kinderkrippe beschlossen. Sie soll zur Kinderkombination gewandelt werden und neben einer Gruppe für 2- und 3-jährige auch drei Kindergartengruppen aufnehmen.2)
Am 30.05. wurde Erwin Drinkmann erneut zum Bürgermeister gewählt.3)
Die Ratssitzung vom 22. Juni beschäftigte sich wieder mit der Kinderkrippe. Weil die Zufahrtswege nicht planiert waren, herrschte (nicht nur deshalb) Mangel an Baumaterial. Da waren die vom Ziegelwerk Erfurt versprochenen 10000 Hartbrandsteine willkommen. Für den Wasserleitungsbau zum Glöckchen fehlte ein Grabenpflug. Deshalb wurden 350 Meter per Hand geschachtet. Die Waldbadbaude hatte durch die Gemeindearbeiter einen neuen Fußboden bekommen.4)
Das Elternaktiv des Kindergartens wiederholte seine Eingabe vor Vorjahr, adressierte dies jetzt aber an den Rat des Bezirkes.9)
Am 7. Juli entstand die Idee, das Direktorenzimmer der POS als Schlafraum für den Kindergarten zu nutzen.5)
Die Sendung „PRISMA“ des DDR-Fernsehens vom 22. Juni hatte die Versorgung der Tagestouristen kritisiert. Das sorgte für Aufregung. Einen Monat später schrieb die Gemeinde an den Rat des Kreises Suhl, dass dieses Problem dadurch gelöst werde, indem im Ferienobjekt des Robotron Zella-Mehlis (Gaststätte Hirsch), in den FDGB-Objekten „Daheim“ und „Frieden“ Essensplätze für Tagestouristen vorzuhalten seien. Der Verkaufskiosk auf der Schmücke sollte bis zum 30. September fertiggestellt werden.6)
Aus einer Vermieterliste vom 11.08. ist zu entnehmen:1)
- FDGB-Ferienplätze: |
220 |
davon 131 außer Haus |
- Betriebsferienheimplätze: |
267 |
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- Betriebsbungalow-Plätze: |
77 |
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- Betriebsbungalow-Plätze: |
117 |
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- Privatbungalow-Plätze: |
92 |
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- privat vermietete Plätze: |
31 |
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Summe: |
804 |
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Die massenweise Fluchtbewegung über Ungarn bzw. die CSSR im Sommer, die Proteste und Demonstrationen im Herbst in einigen Großstädten, der Sturz Honeckers und die Machtübernahme durch Egon Krenz am 18. Oktober, selbst der 9. November (Tag der Grenzöffnung) kommt in den Akten der Gemeinde nicht vor.
Im Protokoll der Ratssitzung vom 4. Dezember taucht folgende Formulierung auf: „Der Rat der Gemeinde und die Mehrzahl der Bürger verspricht sich mit der territorialen Veränderung eine positive Entwicklung für unsere Gemeinde auf folgenden Gebieten: Entwicklung und weiterer Ausbau des Erholungswesens; Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung; soziale und technische Infrastruktur; kommunalpolitische Aufgaben…“7)
Mit der „Territorialen Veränderung“ war die Abkehr vom Landkreis Suhl hin zum Kreis Arnstadt gemeint. In der Gemeindevertretersitzung am 20.12. wurde dies offiziell beantragt. Neben dieser Forderung von grundsätzlicher Bedeutung beschäftigte man sich aber auch mit scheinbaren Banalitäten, wie den Telefonanschluss des Waldbads, die Instandsetzung des Hungertalteiches oder die Bewirtschaftung der Wiesen.8)
1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 441 . 11.08.1989
2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 30.01.1989
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 30.05.1989
4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 22.06.1989
5) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 07.07.1989
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 20.07.1989
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 04.12.1989
8) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 20.12.1989
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 436 . 22.05.1989
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 449 . 11.01.1989