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1860 – 2012 Geschichte des Gasthauses in der Hauptstraße 17

Florenz Greiner, ehemaliger Hüttenanteilbesitzer, eröffnete um 1860 eine Bierschenke (heute Hauptstraße 17).


0023 001 003 2020 Anker H17Abb. 0023-001

1880 verkaufte er sie an einen gewissen Kamla und wanderte nach Argentinien aus. Die Gastwirtschaft hieß „Anker“.

1884 bis 1906 gehörte sie dem Gastwirt Otto Pranner, der sie umbauen und einen Saal einrichten ließ. 1886 benannte er sie in „Herzog Alfred“ um, weil der Fürst im gleichen Jahr darin gefrühstückt hatte (Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha * 6. August 1844 auf Windsor Castle, Berkshire; † 30. Juli 1900 in Schloss Rosenau, bei Coburg.
Als 1904 der Lehrer Richard Müllich den Gesangsverein übernahm, wurde der „Herzog Alfred“ Vereinslokal.

Vom April 1906 bis zum 01.10.1914 gehörte sie dem Gastwirt Ludewig, dann kaufte sie Otto Dümiche.

Der Gräfenrodaer Lichtspielunternehmer Bonazza veranstaltete bis 1929 gelegentlich Filmvorführungen im Saal des Gasthauses „Herzog Alfred“.


1935 017 Beerberg 01Abb. 1935-017
Laut Zeitzeugen Peter Wagner und Rolf Butzer könnte es sich bei dem Mädchen in der Tür um Liselotte Dümiche, die Tochter des Wirts, handeln. Bei einem geschätzten Alter von 14 Jahren und dem bekannten Geburtsjahr 1921, könnte das Bild von 1935 stammen.

 

1938 010 Beerberg 02Abb. 1938-010
Der Vergleich mit Foto 1935-017 zeigt, dass rechts von der Tür die Fenster erneuert wurden. Der Schuppen vor dem Haus 15 stand nur bis Ende der 1930er-Jahre. Deshalb wird 1938 als Aufnahme geschätzt.

 

1938 011 Beerberg WagnerAbb. 1938-011
Was dieses Foto so einmalig macht, ist nicht das Gasthaus, sondern die Schafherde und die Zapfsäule der Volckholdschen Tankstelle.
Das Aufnahmedatum ist nicht belegt, dürfte sich aber nicht wesentlich von Abb. 1938-010 unterscheiden.

 

Im Februar 1945 beschlagnahmte der Reichsverteidigungskommissar das Gasthaus „Herzog Alfred“, um Personal und Büros für die „Forschung“ der Reichspost darin unterzubringen.

Übrigens – es ist kein Foto bekannt, welches ein Gaststättenschild „Dümiche“ zeigt, obwohl das Gasthaus „Dümiche“ ein stehender Begriff war. Wurde nach 1945, als die Sowjetarmee in Gehlberg einmarschierte, aus dem „Herzog Alfred“ das Gasthaus „Dümiche“, indem das alte Schild einfach entfernt, aber aus Mangel kein neues angebracht wurde?

Bruno und Marta Woller wurde zum 24. Oktober 1951 die Übernahme (Pacht) der ehemaligen Gaststätte „Dümiche“, ab jetzt „Beerberg“, bestätigt. (Man beachte bitte das „Siegel“ auf Seite 2 der Urkunde.) 1)


1951 015 10 24 Gewerbegenehmigung Woller1Abb. 1951-015

1951 016 10 24 Gewerbegenehmigung Woller2Abb. 1951-016

1951 017 10 24 Gewerbegenehmigung Woller3Abb. 1951-017

1951 018 10 24 Gewerbegenehmigung Woller4Abb. 1951-018

 

Der FDGB erwarb das Gasthaus Beerberg und baute es 1962 zu einem Aufenthaltsgebäude für die Feriengäste um. Fast die gesamte Inneneinrichtung musste geändert werden. Die Umbaukosten beliefen sich auf 90 000 DM.


1960 025 BauerlaeuterungsberichtAbb. 1960-025

Seite 3 des Bauerläuterungsberichts vom 24.02.1960

 

1962 003 BeerbergAbb. 1962-003
Blick auf das im Umbau befindliche zukünftige Ferienheim „Beerberg“. Weil es sich um ein altes 2-stöckiges Fachwerkhaus handelt, mussten bei der Entkernung zeitweise Stützbalken an die Außenwand gesetzt werden.


Das Ferienheim „Beerberg“, am 09.01.1963 eingeweiht, musste am 5.2. wegen der strengen Kälte wieder geschlossen werden


1963 011 Beerberg 03Abb. 1963-011

Das Aufnahmedatum wird auf 1963 geschätzt.

 

1964 009 Beerberg 04Abb. 1964-009
Das Aufnahmedatum wird auf 1964 geschätzt.

Der FDGB-Objektleiter des „Beerberg“, Herr Andreck, übernahm 1969 nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten das FDGB Ferienheim „Daheim“. Die Gaststätte im Beerberg übernahm Familie Fischer, vormals Betreiber der Bahnhofswirtschaft.

1970 fragte der Gemeinderat nach, wieso die Gaststätte „Beerberg“ trotz vorangegangener Investitionen seit Wochen nicht bewirtschaftet wurde. 2)

1972 war Marlis Gehrmann eingetragene Leiterin der FDGB-Gaststätte „Beerberg“. 3)

Ab 1. April 1980 übernahm Herr Gerhard Mieth die Waldbad-Baude. 4)
Die bisherigen Betreiber (Ehepaar Brückner) wechselten in die Gaststätte „Beerberg“.5)

Der FDGB hatte die Absicht, wegen Personalmangels die öffentliche Gaststätte im „Beerberg“ ab dem 1. April 1986 zu schließen. Die Gemeinde hatte sich dagegen ausgesprochen, weil die gastronomische Versorgung der Erholungssuchenden ohnehin schon problematisch war. In der Ratsversammlung vom 2. April sprach der FDGB von möglichen Pächtern des Objektes Beerberg (Handelsschule Leipzig; Automobilwerk Ludwigsfelde). Die Gemeinde bestand auf Weiterbetrieb der Gaststätte durch den FDGB, bis die Nachfolge geklärt sei. 6)

Der FDGB erhielt im März 1988 die Standortgenehmigung zur Rekonstruktion/Generalreparatur des Objektes „Beerberg“. 7)

Der Wirtschaftsplan der Gemeinde Gehlberg vom 22. März 1990 sah die „…- Fertigstellung der Gaststätte „Beerberg“ bis 25.12.1990 … „vor.

1993 übernahm Frau Kerstin Jung die Gaststätte „Beerberg“, ließ diese umbauen und eröffnete sie am 18. Dezember 1995 neu.


1995 026 AK BeerbergAbb. 1995-026


Mangels touristischer Nachfrage schloss der „Beerberg“ zum anfangs 2012. Das Objekt wurde Eigentum der Bank. Frau Jung musste sämtliche Inneneinrichtung entfernen.

Seitdem steht das Objekt ungenutzt im Ort. Es wurde inzwischen (2022) von Oleg Kempe aus Düsseldorf gekauft, ist aber bis heute (2025) ungenutzt. 8)


2020 001 1020 Herzog Alfred A17 webAbb. 2020-001


Zeitzeugen: Rolf Butzer; Kerstin Jung; Peter Wagner



1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 236 . 24.10.1951
2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 841 . 16.10.1970 . Protokoll über die Sitzung der Finanz- und Sozialkommission
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.11. . lfd. Nr. 775 . Beschluss 21 des Rates der Gemeinde zu den Gaststättenschließzeiten
4) Stadtarchiv Suhl . 3.4.11.2 . lfd. Nr. 717 . 29.02.1980 . Beschluss 11
5) Stadtarchiv Suhl . 3.4.11.1. . lfd. Nr. 531 . Rechenschaftsbericht vom April 1980
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 439 . 02.04.1986
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8. . lfd. Nr. 620 . 24.03.1988 . Standortgenehmigung
8) Trommer, Anica . (2022, 05, 04) . „in Südthüringen.de; . 01.10.2025; https://www.insuedthueringen.de/inhalt.hotel-beerberg-im-sommer-checkt-neues-leben-im-hotel-ein.ec8cb115-a6f6-4b8d-88ad-24b53e32ffec.html