1882 – 1966 Karl August Biemüller (Ergänzung 1882-001)

Autor: Reinhard Schmidt (2022) 
Vorwort:
Warum hier dem Karl Biemüller ein Beitrag gewidmet wird? Nicht etwa, weil er Großvater des Autors war, sondern weil er der Lehrer mit der nachweislich längsten Dienstzeit in Gehlberg war. In fast 50 Jahre waren die Gehlberger Kinder, deren Eltern und Großeltern bei ihm zur Schule gegangen. Der Biemüller war in Gehlberg eine Institution.

1962 007 Biemueller Karl August
Abb. 1962-007 
 
Karl August Biemüller wurde am 02.10.1882 in Tabarz als erstes von der 3 Kindern der Eheleute Julius und Marie Biemüller geboren. Der Vater, Julius Biemüller, war Obergärtner des Textilfabrikanten Spindler (Spindler-Villa im Lauchagrund).
Nach seiner Schulzeit lernte Karl Biemüller ab 1897 am Lehrerseminar in Gotha. Nach einer halbjährigen Vertretung in Aspach erhielt er im Oktober 1903 eine Schulamtskandidatenstelle in Gehlberg und bezog die untere Dienstwohnung in der Schulstraße 3. In der Wohnung darüber lebte der 9 Jahre ältere, aber sehr kollegiale Schulleiter Richard Müllich.
Nach seiner 2. Lehramtsprüfung meldete sich Karl Biemüller 1905 als „Einjährigfreilwilliger“ zum Wehrdienst. (Als Freiwilliger musste man nur 1 statt 3 Jahre zum Militär.)

059 Hausmusik
Abb. 059
v.l.n.r.: Karl Biemüller; Richard Müllich; Hermann Möller; Eugen Gundelach 
Am 31.03.1906 nahm er seinen Lehrerdienst in Gehlberg wieder auf. In dem 1900 eingeweihten Schulhaus gab es nur zwei (ab 1910 drei) Klassenräume. Deshalb waren immer mehrere Klassen gleichzeitig zu unterrichten.
1908 heiratete er Elsa Hartwig, eine Tochter des Wendelin Hartwig. Diese unterrichtete von 1907 bis 1932 die Gehlberger Mädchen im Stricken, Häkeln, Hand- und Maschinennähen.
1909 wurde die erste Tochter geboren, welche aber knapp 2-jährig verstarb. 1911 und 1912 kamen die Töchter Elsa und Erika zur Welt.
Im Oktober 1914 wurde Karl Biemüller zum Kriegsdienst eingezogen.

1916 002 Biemueller
Abb. 1916-002 
 
Kurz vor Kriegsende wurde er so schwer verwundet, dass ihm der linke Fuß abgenommen werden musste.
Karl Biemüller hatte den Tod der ersten Tochter nie verwunden. Gegen diese seelischen Schmerzen und gegen die physischen Schmerzen der Kriegsverletzung suchte er Ablenkung. Er fand diese, indem er neben seiner Lehrertätigkeit Klavier, Orgel und Violine spielte, sich mit Imkerei, Pilzkunde, Obstbaumokulation und Stenografie befasste und außerdem 6 Fremdsprachen erlernte. Karl Biemüller gab dieses Wissen weiter. Er erteilte Privatunterricht in Disziplinen, welche im allgemeinen schulischen Unterricht nicht vermittelt wurden.
1921 wurde Tochter Carla geboren.
1937 ging Richard Müllich in Pension, und Karl Biemüller wurde Schulleiter. Biemüller hatte nichts für die NAZIs übrig. Es kam zu Spannungen mit seinem der NSDAP angehörenden Schwager. Dieser und der Ortsgruppenführer Lehrer Weisheit intrigierten gegen Karl Biemüller. Und so musste er 1938 den Schulleiterposten an Weisheit abgeben. Mittels der Kriegsbeschädigtenorganisation konnte Karl Biemüller weitere Intrigen gegen seine Person verhindern.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Karl Biemüller wieder als Schulleiter in Gehlberg eingesetzt. Er war damals der einzige Lehrer in Gehlberg. Biemüller musste also alle Klassen parallel bzw. umschichtig am Vor- und Nachmittag unterrichten. 1947 trat er den Schulleiterposten an den Junglehrer Karl Schramm ab.
Im August 1952 ging Karl Biemüller – nach fast 50 Dienstjahren – in Rente. In den 1950er-Jahren half er, wenn zu viele Lehrer erkrankt waren, ab und zu aus. Ansonsten konnte er sich seinen Hobbies widmen. Zu diesen gehörten – ungeachtet seiner Kriegsverletzung – bis ins hohe Alter hinein ausgiebige Spaziergänge in der Umgebung Gehlbergs. Neben – oder mit – dem Drogisten Kurt Scheidt war er viele Jahre der Pilzkundige für die FDGB-Urlauber. Manch Gehlberger, der eine höhere berufliche Qualifikation anstrebte, nahm bei Karl Biemüller Fremdsprachunterricht.

1952 013 Biemueller
Abb. 1952-013
Karl Biemüller Weihnachten 1952 mit seinen Enkeln 
Am 11. November 1966 starb Karl August Biemüller.
Erstellt auf Basis des Zeitzeugenwissens von Reinhard Schmidt.

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