1886 - 1972 Hermann Eitel (Ergänzung 1934-003)

Autor: Reinhard Schmidt (2021) 

Graue Pfeffer-und-Salz-Knickerbocker, Baskenmütze und buschige Augenbrauen, so kannten die Gehlberger Hermann Eitel. Einwohner Gehlbergs wurde er aber erst mit 61 Jahren. Das war 1947.
Hermann Eitel wurde am 13.11.1886 in Triptis geboren. Weil sein Vater als Offizier nach Gotha versetzt wurde, ging Hermann Eitel dort zur Schule. Bereits als Schüler trat er mehrfach als Wintersportler – speziell als Eisläufer, aber auch als Leichtathlet – in Erscheinung. 1909 legte er seine Lehrerprüfung in Berlin ab und wurde 1911 Realschullehrer in Gotha. ⇒(EA1912-001)Buch
Die UNI Jena stellte ihn im April 1914 als Universitätsturn- und Sportlehrer ein. Im Herbst 1914 zog Hermann Eitel als Freiwilliger in den Krieg. Bei Langemark (Belgien) wurde er verwundet. Nach der Genesung legte er in Gotha die Feldpilotenprüfung ab und wurde Fluglehrer. Nach dem 1. Weltkrieg nahm er seine Tätigkeit an der UNI Jena wieder auf. Er engagierte sich sehr für die sportliche Betätigung der Studenten und für die Etablierung des Studienfaches „Sport“.

1928 002  von Zahn und EitelAbb. 1928-005
Prof. v. Zahn (UNI Jena) mit Hermann Eitel (rechts) 

1930 003  Eitel mit oesterr Skilehrern vor MuskelkircheAbb. 1930-003
Herman Eitel (rechts) mit österreichischen Skilehrern vor der „Muskelkirche“ in Jena 
 
 
Als Kampfrichter war er in den leichtathletischen Disziplinen und im Wintersport aktiv. Mit seinen Studenten fuhr er regelmäßig ins Skilager nach Gehlberg, wo er im Beamtenheim (zu DDR-Zeiten FDGB-Ferienheim „Frieden“) Quartier bezog. In Gehlberg lernte Hermann Eitel seine spätere Frau Margarete Hartwig (Schwester des Glasfabrikanten Heinrich Hartwig) kennen.

1933 002 Bad Elster 4x100m Staffel mit Eitel
Abb. 1933-002
Hermann Eitel mit der 4x100m-Staffel in Bad Elster 

1935 001 Skilehrgang Gehlberg Beamtenheim
Abb. 1935-001
Blick aus dem Beamtenheim in Gehlberg in Richtung Brand 
 
 
1933 trat Hermann Eitel der NSDAP bei, um sich seine Chancen auf den Direktor-Posten des in Vorbereitung befindlichen „Instituts für Leibesübungen“ zu wahren. Durch eine Intrige bzw. seine Kontakte zu jüdischen Sportlern wurde er 1934 zum Oberturnlehrer am Realgymnasium (jetzt Schiller-Gymnasium) in Weimar degradiert. In der Folge musste Hermann Eitel sein Haus im Jenaer Kernbergviertel aufgeben und mit seiner Frau und seiner Tochter Gretel nach Weimar (in die heutige Rilke-Straße) ziehen. Trotz dieser Demütigung blieb sein Engagement für den Sport ungebrochen. So führte er 1935 die Thüringer Mannschaft anlässlich der Deutschen Wintersport-Meisterschaft in Garmisch-Partenkirchen.
1936 wurde er Vorsitzender des Weimarer Wintersportvereins. Höhepunkt seiner vielfachen Kampfrichtertätigkeit war sein Einsatz zur Winterolympiade im gleichen Jahr.
Wegen seines Alters (Hermann Eitel war zum Kriegsbeginn 53 Jahre alt) blieb ihm die Teilnahme als Soldat am 2. Weltkrieg erspart.
Aufgrund seiner NSDAP-Zugehörigkeit wurde Hermann Eitel nach dem Krieg von den Sowjets verhaftet. 1946 erreichte seine Frau die Freilassung, weil sie belegen konnte, dass er selbst Opfer politischer Intrigen gewesen war (siehe oben).
Seit 1947 lebte Hermann Eitel mit seiner Frau in Gehlberg im Hause seines Schwagers ⇒(EA134). Er fand zunächst berufliche Anstellung in dessen Glasfirma bzw. in der Glashütte.
Hermann Eitel arbeitete noch einige Jahre als Sportlehrer an der Gehlberger Schule. Daneben engagierte er sich auch für den Vereinssport (als dieser wieder erlaubt war).

1954 003 04 01 Eitel
Abb. 1954-003
Hermann Eitel mit Schülern auf dem Turnplatz in Gehlberg 

1950 003 Eitel
Abb. 1950-003
Diese Aufnahme stammt aus den 50er-Jahren. Zeitnahme beim Zieleinlauf im Langlauf in der Ritterstraße. Auf dem Bild wurden folgende Personen identifiziert (vlnr): Hermann Wagner, Hermann Eitel, Edwin Hartwig, Franz Köllmer; unbekannt   

1950 004 Eitel
Abb. 1950-004
(gleicher Ort und gleiche Zeit wie Abb. 1950-003)
Auf dem Bild sind zu sehen (vlnr): Ernst Heinz, Hermann Wagner, Hermann Eitel, Edwin Hartwig, Marga Fleischer; Franz Köllmer, unbekannt 

1960 005 Eitel
Abb. 1960-005
Das Foto stammt aus den 60er-Jahren. Auf den Foto sind zu sehen (vlnr): Rudolf Franke, Klaus Franke, Hermann Eitel 
 
Am 2. August 1972 starb Hermann Eitel im Marienstift in Arnstadt, wo seine Tochter Krankenschwester war.
 
Verwendete Quellen:
- https://idw-online.de/de/news78301; 17.04.2021; Deutschlands erster Turnlehrer an einer Universität; Hans-Georg Kremer
- Köhler, Lothar: Biografische Skizze: Hermann Eitel – Pionier des frühen DSV-Skilehrwesens: Erfolgreiche Startphase des DSV-Ski-Lehrwesens; erschienen in FdSnow; ISSN: 1864-5593
- Zeitzeugen (Günther Köllmer, Reinhard Schmidt)

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