Entwicklung Gehlbergs in 300 Jahren
1645 – 1945
(bis Kriegsende)
Autor: Karl-Joachim Schmidt
Autor: Karl-Joachim Schmidt
Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Gehlberg entstand 1645, also gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. In dieser Zeit größter Not, ständig bedroht von Hunger, Seuchen und anderen Auswirkungen des schrecklichen Krieges, bauten tüchtige und tapfere Leute hier eine Glashütte und schufen damit die wirtschaftliche Grundlage für die Ansiedlung von Menschen im unwirtlichen Gipfelgebiet des Thüringer Waldes.
Nicht von stolzen Rittern, mächtigen Bischöfen oder reichen Kaufherren erzählt also die Geschichte unseres Ortes, sondern von kunstfertigen Glasmachern, wetterharten Holzhauern und deren fleißigen Frauen.
Kein Streit um Ehre, Ruhm und Macht, sondern tägliches Ringen mit den Unbilden der Natur, Kampf mit den Landesherren um die zugesagten und lebensnotwendigen Nutzungsrechte sowie harte Arbeit bestimmten das Leben der Siedler.
Manche Drangsale ergaben sich aus der besonderen Situation der Siedler, andere Sorgen und Nöte kannten die ersten Einwohner schon aus ihren Herkunftsorten, zu denen sie die Verbindung nicht ganz abreißen ließen und aus denen manche ihre Ehepartner erwählten. Aus wirtschaftlichen Gründen knüpften sie bald Kontakte mit Menschen aus Nachbardörfern ihrer neuen Heimat; daraus entwickelten sich später freundschaftliche und auch verwandtschaftliche Beziehungen.
Machte die Stätte der Glashüttengründung damals zwar den Eindruck eines öden und unberührten Waldgebietes, so wiesen doch ein holpriger und halb verwachsener Weg sowie die verfallenen Reste eines Stalles daraufhin, dass es sich nicht um jungfräulichen Boden handelte, sondern um ein durch den Krieg verwildertes Gebiet, in dem früher schon zuweilen Menschen gearbeitet und vielleicht auch vereinzelt bzw. zeitweise gewohnt haben mussten. Unsere Chronik kann sich deshalb nicht nur auf die Beschreibung Gehlbergs während der Zeit seines Bestehens beschränken. Vielmehr ist es nötig, mindestens seine nähere Umgebung und deren Entwicklung in die Betrachtung einzubeziehen.
Man mag nun fragen, warum diese Chronik überhaupt geschrieben wurde. Gab es denn bisher keine Aufzeichnungen über die Geschichte Gehlbergs? Hierzu ist folgendes zu sagen: Am 31. Dezember 1852 ordnete das Herzoglich Sächsische Oberkonsistorium in Gotha an, dass künftig in jedem Ort seines Bereichs eine Chronik geführt werde. Diese Bücher sollten mit einer Einleitung über die seitherige Ortsgeschichte eröffnet werden, die der jeweilige Pfarrer zu schreiben hatte. Die weiteren Eintragungen wurden unterteilt in
Machte die Stätte der Glashüttengründung damals zwar den Eindruck eines öden und unberührten Waldgebietes, so wiesen doch ein holpriger und halb verwachsener Weg sowie die verfallenen Reste eines Stalles daraufhin, dass es sich nicht um jungfräulichen Boden handelte, sondern um ein durch den Krieg verwildertes Gebiet, in dem früher schon zuweilen Menschen gearbeitet und vielleicht auch vereinzelt bzw. zeitweise gewohnt haben mussten. Unsere Chronik kann sich deshalb nicht nur auf die Beschreibung Gehlbergs während der Zeit seines Bestehens beschränken. Vielmehr ist es nötig, mindestens seine nähere Umgebung und deren Entwicklung in die Betrachtung einzubeziehen.
Man mag nun fragen, warum diese Chronik überhaupt geschrieben wurde. Gab es denn bisher keine Aufzeichnungen über die Geschichte Gehlbergs? Hierzu ist folgendes zu sagen: Am 31. Dezember 1852 ordnete das Herzoglich Sächsische Oberkonsistorium in Gotha an, dass künftig in jedem Ort seines Bereichs eine Chronik geführt werde. Diese Bücher sollten mit einer Einleitung über die seitherige Ortsgeschichte eröffnet werden, die der jeweilige Pfarrer zu schreiben hatte. Die weiteren Eintragungen wurden unterteilt in
- kirchliche
- ökonomische
- naturhistorische
- statistische
und
- zeitgenössische Nachrichten.
Nach dem zweiten Weltkrieg war diese Chronik nicht mehr aufzufinden. Ich bekam heraus, dass sie sich beim Pfarrer Anton in Liebenstein befand und veranlasste ihre Rückführung nach Gehlberg. Da ihre Führung von kirchlicher Seite angeordnet wurde, ist sie Eigentum der evangelischen Kirche in Gehlberg und befindet sich jetzt im Pfarramt. Sie besteht aus zwei Bänden. Den ersten legte Pfarrer Ernst Vogtmann aus Gera 1853 an. Die Gehlberger Lehrer setzten die Eintragungen bis zum Jahr 1902 fort. Den zweiten Teil schrieb Lehrer Richard Müllich von 1903 an. Der kirchliche Teil reicht bis 1936. Die übrigen Ereignisse sind recht lückenhaft und nur bis zum Jahre 1919 aufgezeichnet.
Aber auch der erste Band gibt wenig Aufschluss über die Entwicklung des Ortes, wurde er doch erst 1853 begonnen. Die Angaben über die vorherige Geschichte sind gering und ziemlich vage. Die späteren Eintragungen der Schulmeister beziehen sich besonders auf kirchliche Dinge: Geburten, Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Sterbefälle. Einen breiten Raum nimmt das Wetter ein, was bei der Abhängigkeit der Ernährung der Einwohnerschaft vom Klima durchaus verständlich ist. Leider fehlen in den Aufzeichnungen wichtige Daten über wirtschaftliche Ereignisse. Die Entwicklung des Ortes wird hauptsächlich durch Angaben der jeweiligen Einwohnerzahlen, des Viehbestandes und z. T. der Neubauten jedes Jahres dargestellt.
Eine wesentlich umfassendere Darstellung der Ortsgeschichte hatte 1939 der hiesige Lehrer Hans von Minckwitz in Form eines kleinen Buches mit dem Titel „Ein Dorf im Walde“ gegeben, nachdem er schon vorher Abschnitte daraus im damaligen „Arnstädter Anzeiger“ veröffentlicht hatte. Der Autor begann mit seiner Schilderung schon weit vor der Ortsgründung und gab eine ausgezeichnete Übersicht über die Entwicklung Gehlbergs bis zum Jahre 1891. Die Unterlagen beschaffte er sich in mühevoller Kleinarbeit aus Archiven und verwendete auch Nachrichten aus der erwähnten Ortschronik.
Nach dem Krieg war das Büchlein nur noch in ganz wenigen Exemplaren vorhanden. Hans v. Minckwitz wäre nun der geeignete Mann zur Weiterführung sowohl der Chronik als auch zur Neuauflage und Erweiterung seines Buches gewesen. Leider sah er sich wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines Wohnungswechsels nach Dresden nicht dazu in der Lage.
Deshalb wurde ich mit der Ausarbeitung einer neuen Chronik beauftragt, welche die Ortsgeschichte – im Gegensatz zur Kirchenchronik – von den Anfängen an beschreibt und auch die wirtschaftlichen Belange besser berücksichtigt. Herr v. Minckwitz erlaubte mir freundlicherweise, seine Forschungsergebnisse dabei mit zu verwerten, wofür ich ihm herzlich danke.
Für vorliegende Chronik wurden als Quellen benutzt:
Eine wesentlich umfassendere Darstellung der Ortsgeschichte hatte 1939 der hiesige Lehrer Hans von Minckwitz in Form eines kleinen Buches mit dem Titel „Ein Dorf im Walde“ gegeben, nachdem er schon vorher Abschnitte daraus im damaligen „Arnstädter Anzeiger“ veröffentlicht hatte. Der Autor begann mit seiner Schilderung schon weit vor der Ortsgründung und gab eine ausgezeichnete Übersicht über die Entwicklung Gehlbergs bis zum Jahre 1891. Die Unterlagen beschaffte er sich in mühevoller Kleinarbeit aus Archiven und verwendete auch Nachrichten aus der erwähnten Ortschronik.
Nach dem Krieg war das Büchlein nur noch in ganz wenigen Exemplaren vorhanden. Hans v. Minckwitz wäre nun der geeignete Mann zur Weiterführung sowohl der Chronik als auch zur Neuauflage und Erweiterung seines Buches gewesen. Leider sah er sich wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines Wohnungswechsels nach Dresden nicht dazu in der Lage.
Deshalb wurde ich mit der Ausarbeitung einer neuen Chronik beauftragt, welche die Ortsgeschichte – im Gegensatz zur Kirchenchronik – von den Anfängen an beschreibt und auch die wirtschaftlichen Belange besser berücksichtigt. Herr v. Minckwitz erlaubte mir freundlicherweise, seine Forschungsergebnisse dabei mit zu verwerten, wofür ich ihm herzlich danke.
Für vorliegende Chronik wurden als Quellen benutzt:
- „Ein Dorf im Walde“ (siehe dessen Quellen)
- Chronik (der Kirche), Band 1 und 2
- Kirchenbücher und Register von Gehlberg, Geraberg und Gräfenroda
- Akten der Archive Gotha, Arnstadt und Rudolstadt
- Werke der Wissenschaftlichen Bibliothek Erfurt
Aufzeichnungen einzelner Ortseinwohner und mündliche Überlieferungen wurden nur soweit aufgenommen, als ihre Richtigkeit durch Überprüfungen gewährleistet werden konnte.
Aufzeichnungen einzelner Ortseinwohner und mündliche Überlieferungen wurden nur soweit aufgenommen, als ihre Richtigkeit durch Überprüfungen gewährleistet werden konnte.
Unzureichend gesicherte aber offensichtlich zutreffende Nachrichten sind als solche ausgewiesen oder durch entsprechende Formulierungen im Satzbau („soll“, „dürfte“ usw.) gekennzeichnet.
Berichte über Ereignisse nach dem zweiten Weltkrieg wurden gesammelt, aber nicht zu einer zusammenfassenden Darstellung vereinigt. Eine solche Bearbeitung ist nur in größeren Zeitabschnitten sinnvoll und mag deshalb späteren Chronisten vorbehalten bleiben.
Abschließend sei vermerkt, dass diese Chronik weder das „Dorf im Walde“ noch die Kirchenchronik ersetzen soll. Sie berichtet die wichtigsten Dinge aus beiden, führt aber weiter und lässt auch eine künftige Fortsetzung zu.
Karl-Joachim Schmidt