12. Zwei neue Glashütten (1689 - 1714)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. erstellten Chronik
Die Aufsplitterung der Hüttenanteile und damit auch der landwirtschaftlich genutzten Flächen sollte bald weitergehen. Frau Ursulas (verw. Holland) zweiter Mann Michael Sorge starb. Auch diese Ehe war kinderlos geblieben. Als nun Frau Ursula 1689 ihren beiden Gatten ins Grab folgte, kam ihre Hüttenhälfte an die Erben ihres Bruders Sebastian Grahner, Forstknecht zu Ilmenau. Grahner hatte 9 Kinder und zahlreiche Enkel. Ein Sohn war der Gräfenrodaer Forstknecht Johann Valentin Grahner. Er wurde 1690 von dem Sohn seiner eigenen Schwester Katharina, dem Caspar Greiner, auf dem Schneekopf versehentlich erschossen. (siehe Jägersteinsage)
Sebastian Grahners Erben wohnten verstreut im Walde und waren sich wohl auch alle nicht einig. Jedenfalls nutzten sie die ihnen gerade zustehende Hüttenhälfte nur wenig. Die Schmidtschen Erben mussten zusehen, wie die Glashütte im Winter nahezu brach lag, durften aber selbst nicht darin arbeiten, weil ihnen gerade die Sommerbenutzung zugeteilt war. Es waren dies Nicol Heinz und Stephan Greiner (Stephan wurde schon als Mitglied des Greinerschen Glasgeschlechts erwähnt). In erster Ehe hatte dieser am 23.9.1684 die Tochter Margarete Greiner (1665 – 1694) des Glasmeisters Conrad Greiner (des „Fichtelbergers“) und dessen Ehefrau Catharina geb. Grahner aus Stützerbach geheiratet. Ein Jahr nach dem Tod Margaretes heiratete er am 10.6.1695 die Anna Dorothea Schmidt, (1675 – 1728) Tochter des verstorbenen Glasmeisters Johann Nicol Schmidt.
Er hatte 9 Kinder, darunter
- Johann Peter (1699 - 1772 Handelsmann, Erbauer des Hauses Hauptstraße 46, welches bis 1749 als Schule und Kirche diente)
- Johann Gottfried (Glas- und Hüttenmeister; „Inspektor disziplinee“)
- Johann Nicol (Glas- und Hüttenmeister)

Nicol Heinz verband sich mit Stephan Greiner und beantragte beim Herzog die Erlaubnis zur Gründung einer zweiten Glashütte im Gehlberger Bereich. Er erhielt diese Genehmigung unter dem Vorbehalt, dass den Grahnerschen Erben auf ihren eventuellen Wunsch ebenfalls ein Glashüttenbau zugestanden würde.
1696 errichtete Nicol Heinz mit dem Greiner eine kleine Glashütte im damaligen Forstbezirk Sieglitzkopf. Sie stand über dem oberen Ende des Sieglitztales. Die Stelle heißt heute noch „Glashüttenplatz“. ⇒(EA2022-001) Foto

Durch Erbschaft und Kauf veränderten sich die Besitzverhältnisse in der alten Hütte folgendermaßen:

Holland-Sorge-Grahnersche Erbschaft
10 Teile Johann Greiner, Bürgermeister zu Ilmenau (Anteile der Grahnerschen Erben gekauft)
  2 Teile Georg Wilhelm Greiner, Vetter des Johann Greiner
12 Teile = 1 Hüttenhälfte

Schmidtsche Erbschaft
6 Teile = ¼ Hütte erbten die Kinder des Nicol Schmidt:
   Jakob
   David
   Dorothea, verh. m. Stephan Greiner
6 Teile = ¼ Hütte erbten die Kinder des Nicol Heinz:
   Nicol
   Joh. Christian
   Joh. Nicol
   Joh. Heinrich
   Martha Elisabeth, vermählt:
      1. 1697 – 1708 mit Georg Wilhelm Greiner
      1716 – 1734 mit Joh. Nicol Schmidt /Junior
12 Teile = 1 Hüttenhälfte

(Amüsant sind übrigens die deftigen Bemerkungen des Pfarrers im Kirchenbuch über die Martha Elisabeth, als sie 1713 und 1715 sicher nicht ganz erwünschte Früchte der Liebe zu ihrem zweiten Mann erntete, das erste Mal sogar Zwillinge. Am Leben blieben die vorehelichen Kinder Joh. Christian und Georg Nicol, von den drei ehelichen Kindern der Johann Wilhelm.) 

18 Jahre nach der Gründung der Sieglitzhütte war auch ein Anteilbesitzer der ehemals Holland (-Sorge-Grahnerschen) Hüttenhälfte mit dem noch immer geteilten Hüttenbetrieb so unzufrieden, dass er sich 1714 eine eigene Glashütte baute. Es handelte sich um den Bürgermeister von Ilmenau, Johann Greiner, der Anteile des Joh. Sebastian Greiner, des Joh. Philipp, Joh. Paul und des Sebastian Grahner Junior in der Gehlberger Glashütte („Gerechtigkeitshütte“) bewirtschaftete, die er durch Kaufkontrakt vom 24.5.1718 endgültig erwarb. (siehe Aufstellung)

Sowohl die Hütte von „Stephan Greiner und Konsorten“ (Sieglitzhütte des Nicol Heinz von 1696) als auch die neue Produktionsstätte des Johann Greiner, die etwas oberhalb der Gerechtigkeitshütte stand, hielten sich nicht sehr lange. Ihr Produktionsausstoß – besonders der Greinerschen Hütte – war wesentlich größer als der der alten Hütte, die ja unter der Vielzahl der Beteiligten litt. Den Neugründungen fehlte aber die garantierte Holzzuteilung zu festen und günstigen Preisen.

Aber auch die alte Dorfglashütte sah sich langandauernden Bedrohungen ihrer Existenz gegenüber. Die Gründe hierfür sollen im folgenden Kapitel betrachtet werden.
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