7. Wald und Bäche, Entstehung von Namen

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Wesentlich zuverlässiger als die trügerischen Hoffnungen auf Reichtum durch die vermeintlichen Schätze des Bodens war die Ausnutzung der Kraft der talwärts fließenden Bäche. Schon lange vor der Gründung Gehlbergs standen Wasserräder zum Betrieb der verschiedensten "Werke" in den Wäldern der "zahmen" und der "wilden" Gera. Hier wurden Bäume zu Balken oder Bretter geschnitten, dort klapperte ein Pochwerk oder ein Eisenhammer, ab und zu fand man auch vereinzelt Mahlmühlen für Getreide in den Gebirgstälern. Wenn die schmalen und vielfach gewundenen Bäche auch für die Flößerei ganzer Stämme nicht geeignet waren, so konnte man doch schwere Bloche von mehreren Metern Länge auf ihnen talabwärts befördern.

Der wichtigste Schatz des Gebirges war jedoch sein Wald. Köhler, Kienrußbrenner, Pechsieder, Schneidemüller und alle holzverarbeitenden Berufe - aber auch Eisenhämmer, Schmieden und andere Werkstätten - waren auf ihn angewiesen. Schon 1532 betrieb der Weidaer Amtmann Nickel von Minckwitz ein Schmelzwerk an der Einmündung der Jüchnitz in die „Zahme Gera“, welches er in einer verfallenen Schneidemühle eingerichtet hatte. Es dürfte dies wohl die mittlere von drei Schneidemühlen in diesem Tale gewesen sein.
Die heutige „Zahme" Gera hieß übrigens früher "alte" oder auch "weimarische" Gera. Der Name "Wilde Gera" für das Flüsschen im Gräfenrodaer Grund ist wahrscheinlich durch eine Verstümmlung und Abwandlung der älteren Bezeichnung "wendische" oder "windische" Gera entstanden. Ebenso wie die Namen "Jüchnitz", "Sieglitz" und "Geschwenda" erinnert er an sorbische (wendische) Einwanderer.

018 Kohlenmeiler

Kohlenmeiler
Abb. 018 
In diesem Zusammenhang ist zu unterscheiden zwischen den harten Kämpfen gegen die Sorben, die sich hauptsächlich an der Saale abspielten und der z. T. gleichzeitigen friedlichen Einwanderung sorbischer Siedler in den Gebieten westlich der Saale. Diese Leute besaßen eine beachtliche Kultur, waren begabt, fleißig und wirkten maßgebend an der Entstehung neuer Erwerbstätigkeiten mit. 

Neben Flur- und Ortsnamen, die auf eine Gründung durch bestimmte Völker oder Stämme hinweisen, gibt es andere Bezeichnungen, die auf ehemals kirchlichen oder klösterlichen Besitz zurückgehen. Typisch hierfür sind die Namen "Mönchswald" und "Mönchhof".
Am 24.4.1147 war das Zisterzienserinnen-Kloster Uchtrichtshausen (Ichtershausen) zu Ehren der Jungfrau Maria und des hl. Georg durch Friduna und deren Sohn Markward von Grumbach gegründet worden. Am 17.4.1219 erwarb es den Fronsberg (Veronikaberg) bei Martinroda.
Laut Urkunde vom 9.9.1221 schenkten Landgraf Ludwig und dessen Gemahlin, die spätere Heilige Elisabeth, dem Kloster 100 Acker Wald bei Elgersburg, den heutigen "Mönchswald". Da Ritter Georg, der "Drachentöter" Schutzheiliger des Ordens war, markierte das Ichtershäuser Kloster seinen Besitz mit Grenzsteinen, die das Reliefbild dieses Heiligen trugen.
Im Laufe der Jahrhunderte verwitterten die Steine: Die Reliefs wurden unkenntlich. Nach und nach verschwanden die meisten Grenzsteine - bis auf drei. Einer davon wurde in der Nähe des heutigen Gasthauses "Mönchhof" gefunden.

019 MnchshofMönchshof (1902)
Abb. 019 
020 Mnchshof GrabsteinAbb. 020
In dem für das 19. Jahrhundert typischen Bestreben, die Geschichte des deutschen Mittelalters zu romantisieren, erdachte sich Trinius eine rührselige "Volkssage", die er in völliger Unkenntnis des wahren Sachverhalts mit dem unschuldigen Grenzstein verknüpfte: Ein Mönch hätte sich einst durch "sündige Liebe" in schwere "irdische Schuld" verstrickt. Um sein Seelenheil zu retten, habe er sich mit einem schweren Stein auf dem Rücken zu einer Pilgerfahrt nach Rom aufgemacht, sei aber am heutigen "Mönchshof" unter der Last des Steins "und seiner Sünde" tot zusammengebrochen. An stillen Sommerabenden könne man den armen Mönch zuweilen noch im Walde sitzen und seine Sünde beweinen sehen.
Im Gegensatz zu anderen Sagen, die reale historische Begebenheiten als Ausgangspunkt haben, entbehrt die Mönchhofsage jeder Grundlage. Die Namen "Mönchswald" und "Mönchhof" erklären sich leicht aus dem ehemals klösterlichen Besitz. Es ist wahrscheinlich, dass sich bereits im Mittelalter einfache Baulichkeiten zur Nutzung des Waldes oder zur Sicherung des Straßengeleits im Bereich des heutigen Mönchhofes befunden haben. 1852 stand dort wieder ein Gebäude. Später entstand ein kleines Forsthaus, welches 1908 auf die Größe des heutigen Mönchhofes erweitert wurde.

Ein wichtiger Beruf war früher die Gewinnung von Pech aus Harz. "Hartzwälder" befanden sich im Crawinkler, "Arlesberger", und Stutzhäuser Forst. Die des Arlesberger Forstes lagen am Schneekopf, am Tragberg, am großen Rain, am Sattelbach, dem Bruchwald neben der Schmücke, auf dem Geilbergk /Gehlberg), ferner im Wald des Sieglitzgebietes und "Brandt Lützschen". Dazu gehörten jeweils Pechhütten oder "Pechhäusle".

Für das Schneekopfgebiet stand ein Pechhäusle im Geratal, oberhalb der Einmündung des Schneetiegels. Die Pechhütte für den Tragberg und die Sieglitz lag im Sieglitztal, etwas oberhalb einer Schneidemühle. Auch im Schwarzbach wurde in einer Hütte Pech gewonnen.

Da der Wald früher nicht gepflegt wurde, entstanden durch Raubbau, Windbruch, zuweilen auch durch tagelang wütende Waldbrände an vielen Orten Kahlstellen. Diese Blößen verwuchsen nach und nach von selbst wieder mit Waldgras und niederem Gebüsch. Man benutzte sie dann häufig als Pferdeweiden. Bezeichnungen wie "Fullenstall" (Fohlenstall), "Stutenhaus" und "Stützerbach" erinnern heute noch an die einst dort betriebene Pferdezucht. Auch der Flurname "Hirschstallwiese" bei Gehlberg hat seinen Ursprung in der Pferdezucht. "Hirschstallwiese" wurde in falscher Weise aus der älteren Bezeichnung "Wildenstall" abgeleitet. Unter "Wilden" verstand man aber früher nicht etwa "Wild" im Sinne von Rehen und Hirschen, sondern die im Freien lebenden Stuten und Fohlen.

Der Name "Stutzhaus" für den oberen Ortsteil von Luisenthal und die landläufige Bezeichnung "Stutzhaus" für Arlesberg hat allerdings nichts mit Stuten zu tun. In beiden Orten befanden sich Förstereien, in denen Stutzen (Gewehre) für die fürstlichen Jagden aufbewahrt wurden. Es handelt sich also um Namen, die erst im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind.
Der Gehlberg, dessen Name auf die spätere Ansiedlung überging, trug 1640 einen "Hartzwald", der damals einem Valentin Rose gehörte, aber schon 5 Jahre später wieder im Besitz der Gothaer Fürsten war.

Mit Sicherheit kann der Ursprung der Bezeichnung für den Berg heute nicht mehr ermittelt werden. Es existieren verschiedene alte Schreibweisen, die zu entsprechend verschiedenen Deutungen führten. Eigenartigerweise wurde die unwahrscheinlichste Auslegung am populärsten. Aus der Schreibweise "Geelbergk" schloss man zunächst, dass mit der Silbe "geel" die Bezeichnung "gelb" gemeint sei. Nun erinnerte man sich an die in unserem Gebiet noch heute häufig vorkommende gelbe Arnikablume und gelangte so zu der Hypothese, "Gehlberg" leite sich von "gelber Berg" ab und habe seinen Ursprung von den besonders zahlreich wachsenden Arnikablumen, zumal diese ein früher viel gebrauchtes Heilmittel waren.

Gegen diese Hypothese lassen sich eine ganze Reihe einleuchtender Argumente ins Feld führen. So ist es unwahrscheinlich, dass man einen Berg mit den wichtigen Heilpflanzen lediglich mit deren Farbe bezeichnete, statt die Heilwirkung besonders hervorzuheben. Außerdem ist anzunehmen, dass Arnika früher viel weiter verbreitet war als heute und deshalb kein Grund vorlag, nur einen bestimmten Berg nach ihr zu benennen. Schließlich dürften gelbe Blumen selbst bei großer Stückzahl in den früher sehr unübersichtlichen und mit allen möglichen Arten von Büschen und Bäumen bestandenen Gelände kaum so auffällig gewesen sein, dass sie den Eindruck eines gelben Berges vermitteln und zu einer entsprechenden Bezeichnung führen konnten.

Aus diesen Gründen ist eine andere Ableitung des Namens wahrscheinlicher. Aus der Schreibart "Geilbergk" und der darin vorkommenden Silbe "geil", einer früheren mundartlichen Bezeichnung für einen Hengst, schloss man, dass der Name mit der schon frühzeitig auf den Höhen des Waldes betriebenen Tierzucht zusammen hängt. Tatsächlich befanden sich zur Zeit der Ortgründung noch Reste eines Fohlenstalles auf der Hirschstallwiese oberhalb des Ortes. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass dies nicht die erste Einrichtung zur Pferdezucht in dieser Gegend war, sondern dass sich schon lange vorher Stuten und Zuchthengste hier befanden, deren Anwesenheit eventuell zu der Namensgebung führte.
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