Chronik 1945 - ... (thematisch)

1872 Geschichte des Cafestube in der Hauptstraße 35 (Ergänzung 1872-001)

Autor: Reinhard Schmidt  (2025)



Seit September 1992 präsentiert sich die Cafestube der Burkhardts in der Form, wie wir sie heute (2025) kennen. Die Tradition des Gebäudes und auch die der Familie der Inhaberin, Kerstin Burkhardt, geb. Greiner, reicht aber viel weiter zurück.


1993 003 Cafe NeueroeffnungAbb. 1993-003


Das Cafe wird nach umfangreicher Renovierung wieder eröffnet.

Gründer des Geschäftes in der Hauptstraße 35 war Moritz Greiner, auch Post-Moritz genannt. Dessen Spitzname rührte daher, dass er in seinem Kolonialwarenladen seit dem 16.08.1881 auch eine Postagentur betrieb. Besagter Post-Moritz war eine schillernde Persönlichkeit gewesen. Wegen seines unsteten Lebenswandels sollen ihn seine Eltern, der Glasmeister Joh. Friedrich Peter Sebastian Greiner und dessen Frau Dorothea dorthin gewünscht haben, wo „der Pfeffer wächst“. Der junge Tischler (Moritz) wanderte prompt mit seinem Freund Hermann Fleischhauer nach Brasilien aus und schrieb von Südamerika an seine Eltern, er sei nun da, wo der Pfeffer wächst.
Recht wohlhabend kehrte er zurück und übernahm 1871 die Gaststätte (heute „Zum Hirsch“) seines Bruders Ernst Carl Greiner. Eine Zeit betrieb er mit seinem Bruder, dem Christian Friedrich Greiner einen Kramladen in der Bergstraße 3.


030 Edmund Greiner
Abb. 030

Bergstraße 3; Edmund Greiner (Bruder des Moritz Greiner) mit Familie


Etwa 1872 eröffnete Moritz Greiner den Kolonialwarenladen in der Hauptstraße 35. Zur Zeit des Tunnelbaus erlebte dieser seine erste Blütezeit.


046 Hauptstrae 35
Abb. 046

Laden des Moritz Greiner Hauptstraße 35


Als Moritz Greiners sein Geschäft aufgab, übernahm dieses die Tochter Emmy. Sohn Artur und später dessen Sohn Ernst, genannt Bäcks-Ernst, betrieben parallel zu Emmys Kolonialwarenladen einen Backwarenladen. Hinter dem Gebäude Hauptstraße 35 befand sich das Backhaus.


1941 008 2 LaedenAbb. 1941-008

Links der Backwarenladen des Artur Greiner, rechts der Kolonialwarenladen der Schwester Emmy Scholz


1935 015 Baeckerei E GreinerAbb. 1935-015

Artur Greiners Sohn Ernst am Backofen


Emmy Scholz (geb. Greiner) gab 1959 den Laden auf.


1935 016 Windrad 2
Abb. 1935-016

Unterhalb des Backhauses von Artur Greiner stand bereits 1935 ein Windrad zur Stromerzeugung, das er hier Heinrich Hartwig, Fritz Volckhold und dem Sohn Ernst vorführt


Wegen einer Mehlunverträglichkeit (Bäckerasthma) verpachtete Ernst Greiner das Backhaus an die Konsumgenossenschaft und baute das gesamte Untergeschoß Hauptstraße 35 zu einem Cafe um.


1959 002 Cafestube  innen
Abb. 1959-002

Eröffnung der Cafe-Stube Greiner


Im der Backhaus arbeiteten Sohn Joachim, gelernter Konditormeister und Axel Schwob, Bäckermeister. Dort wurden Brot, Brötchen und Kuchen für den Konsum und die FDGB-Ferienheime bzw. Kuchen und Torten für das Cafe hergestellt. Joachim zog 1972 mit seiner Familie nach Luckenwalde und eröffnete dort eine Konditorei, die er bis 2002 betrieb. Greiners Cafe-Stube gab es bis 1977.


1977 006 CafeAbb. 1977-006

Die Cafestube (rechts) im Jahr 1977


Danach wurde das Cafe an Günter Griebel aus Gräfenroda verpachtet. Vom Januar 1983 bis Oktober 1990 hatte Hans-Eberhard Kemter das Cafe gepachtet.

Inzwischen war Joachim Greiners Tochter Kerstin (verheiratete Burkhardt) von Luckenwalde nach Gehlberg gezogen. Nach der Wende wurde der bestehende Pachtvertrag gekündigt und das Haus umgebaut.

Im September 1992 wurde die Cafestube der Fam. Burkhardt wieder eröffnet.


1993 004 CafeAbb. 1993-004

Die neue Cafestube der Burkhardts


Im ehemaligen Backhaus entstanden 2013 zwei komfortable Ferienwohnungen.


2014 011 fewoAbb. 2014-011

Eine der zwei Ferienwohnungen


Somit kann das Geschäft der Greiners (und Erben) in der Hauptstraße 35 ohne die Fremdverpachtung auf eine ca. 134-jährige Tradition verweisen.
http://www.cafestubegehlberg.de/


Zeitzeugen: Kerstin Burkhardt (geb. Greiner); Hans-Eberhard Kemter

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