1913 – 2003 Johanna Hergert – DIE Gemeindeschwester

Autor: Reinhard Schmidt (2022) 

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Abb. 2003-003
(Altersbild)


Seit dem 1. Februar 1949 war Frau Johanna Hergert ehrenamtliche Gemeindeschwester. Sie war mit ihrem Mann, Fritz Hergert (*1905 1983), der mit der Leitung der Bergglashütte (vormals Gundelach-Hütte) beauftragt worden war, und Tochter Hannelore nach Gehlberg gekommen. Sie wohnten im ehemaligen Gundelachschen Wohnhaus (heute Museumspark).

Fritz Hergert hatte zuvor in der Sophien-Hütte in Ilmenau gearbeitet. Seine Frau Johanna, geb. Höland, stammte aus Arnstadt, wo sie am 19.10.1913 geboren worden war. Sie hatte an der Diakonie-Schule in Eisenach gelernt. Danach studierte sie in Österreich einige Semester Medizin, musste aber abbrechen, weil das Budget der Familie Höland dafür nicht ausreichte.
Während des 2. Weltkriegs lernte Johanna Höland den Fritz Hergert kennen. Man heiratete und 1947 kam die Tochter Hannelore zur Welt.

Wie eingangs erwähnt, war Frau Hergert in Gehlberg anfangs ehrenamtlich als Gemeindeschwester tätig. Dies deshalb, weil es damals keine Planstelle für eine Schwester im Ort gab. Angesichts der seit 1949 wieder ansteigenden Urlauberzahlen in Gehlberg wurde eine medizinische Betreuung aber immer wichtiger. Deshalb und für die Arbeiter der beiden Glashütten wurde ab 1950 ein Landambulatorium gebaut. Man stellte Frau Hergert ab 1951 eine bezahlte Planstelle als Schwester in Aussicht.1) Letztlich wurde es der 15.06.1953, bis Frau Hergert für ihre Arbeit bezahlt wurde. Und es war auch 1953, als das Landambulatorium eingeweiht wurde. Bis dahin – und noch bis in die Mitte der 1960er-Jahre besserte Frau Hergert das Familieneinkommen dadurch auf, dass sie zusammen mit Paul und Werner Greiner, den Straube-Zwillingen, Dieter Licht und Kurt Schleicher Tanzmusik machte. Sie war also auch außerhalb ihrer Schwesterntätigkeit voll in das dörfliche Leben integriert.

Da in Gehlberg kein Arzt ansässig war, sondern dieser von außerhalb kam, nur zweimal wöchentlich praktizierte und über die Jahre immer wieder wechselte, war eine stets präsente und kompetente Gemeindeschwester von besonderer Bedeutung. Und diesen Anspruch erfüllte Johanna Hergert über alle Maßen.
Wenn sie nicht als Sprechstundenhilfe des Arztes fungierte, hielt sie selbst Schwesternsprechstunden oder fuhr mit ihrem Moped (anfangs ein KR-50, später ein Spatz) zu den Hauspatienten. Wer ein akutes gesundheitliches Problem hatte, der brauchte nur nach Frau Hergert zu rufen, und selbst wenn es mitten in der Nacht war: Frau Hergert kam. Ihrer Diagnose vertrauten die Gehlberger mehr, als der manches Arztes.

 

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Herr und Frau Hergert (vermutlich Bild aus der 1970er-Jahren)


1973 hätte Frau Hergert in Rente gehen können (In der DDR konnten Frauen mit 60 in den Ruhestand gehen.), aber sie arbeitete weiter. Sie war eben eine Gemeindeschwester aus Berufung.
1983, mit 70 Jahren, ging Johanna Hergert in Rente. 2002 zog sie zu ihrer Tochter in den Gera-Grund.

Am 20.01.2003 verstarb Johanna Hergert.


1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 85 . 15.09.1950 . Gemeindeschwester
Der Beitrag entstand auf der Grundlage der Informationen von Hannelore Lips, (geb. Hergert) und Günther Köllmer.

 

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