Autor: Reinhard Schmidt (2022)
Abgesehen von der Tatsache, dass die Menschen nach dem Krieg andere Sorgen hatten, als Wettkampfsport zu betreiben, gab es noch einen anderen Grund, weshalb es keinen Vereinssport gab. Am 17.12.1945 veröffentlichten die Siegermächte des II. Weltkrieges die Direktive Nr. 23 des Kontrollrats ⇒(EA1945-002). Deren Ziel bestand u. a. darin, alle ehemaligen nationalsozialistischen Sportorganisationen aufzulösen. Außerdem sollten alle Vereine, welche in irgendeiner Weise der Wehrertüchtigung hätten dienen können, zerschlagen werden. Örtliche (nichtmilitärische) Sportvereine waren zwar erlaubt, aber deren Gründung musste bei der Besatzungsbehörde beantragt werden. De facto kam – je nach Handhabung des Beschlusses durch die jeweiligen Behörden – das Vereinsleben beinahe komplett zum Erliegen, bzw. war an regionale oder überregionale Wettkämpfe nicht zu denken.
In der DDR wurde die Direktive 23 offiziell mit dem Beschluss des Ministerrates der UdSSR vom 20.09.1955 abgeschafft.
Faktisch lebten das Vereinswesen und der Vereinssport aber schon vor 1950 wieder auf.
Das erste Skirennen (Langlauf) fand in Gehlberg 1947 statt.
Abb. 1947-002 1 Günther Scheidt, 2 Kurt Scheidt, 3 Hermann Eitel, 4 Franz Köllmer (Die Personen wurden 2021 identifiziert von Dr. Günther Scheidt.) |
Zwei Jahre später, 1949, wurde die Gehlberger Bergwacht wieder aktiv, weil immer mehr Individual- aber auch Vereinssportler zum Skifahren nach Gehlberg kamen (siehe Beitrag „1949 - Die Bergwacht Gehlberg - Neubelebung nach dem 2. Weltkrieg …“).
Es versteht sich von selbst, dass die Bergwachtmitglieder in der Regel auch gute Skifahrer waren und einige auch wettkampfmäßig Skisport betrieben. In den Winterferien 1949 fand ein Lehrgang des Thüringer Skiverbands in Gehlberg statt. Die Theorie wurde im Hotel „Daheim“ vermittelt, die Praxis auf der Schmücke. Angesichts freier Plätze durften einige 14-jährige aus Gehlberg teilnehmen. Dies waren Karl-Heinz Greiner, Alfred (Fredy) Bergmann, Joachim Eichhorn er selbst, erzählte 2023 Dr. Günther Scheidt. Er wusste zudem, dass der Thüringer Skiverband 1949 in Brotterode Meisterschaften ausrichtete. Aus Gehlberg nahmen an diesen K.-H. Greiner, Alfred Bergmann, Joachim Eichhorn, Max Machalett, Grete und Anneliese Hartwig (später Grams bzw. Wille) teil. Der Abfahrtslauf führte vom Mommelstein hinab.
1949/50 wurden die Skipisten am Schneekopf bzw. Langerain ausgebaut. Dies bot sich angesichts des Kahlfraßes, den der Borkenkäfer 1946 verursacht hatte, an. Kombiniert man ein Foto von 1948 mit einer Skizze aus dem Jahr 1950von Heinz Holland, so könnte die Abfahrtstrecke folgenden Verlauf gehabt haben.
Abb. 1948-002a Verlauf der Abfahrtstrecke am Schneekopf 1950 |
Günther Scheidt erinnert sich 2022:
"... nach dem Windbruch 1946 gab es schöne Skipisten: - Schneekopfabfahrt; -freie Strecke vom Schmücker Hochmoor zum Schneetiegel; - freie Strecke vom Brand über die Schmücker Straßen zur Froschwiese; - freie Strecke vor der alten Sprungschanze zu dem Brandwiesen. Diese Strecken wurden verschiedentlich genutzt, so die Strecke vom Brand für eine Kreismeisterschaft Suhl. Die Strecke vom Hochmoor war im Frühling besonders attraktiv - blauer Himmel und Sonnenschein! Diese Strecken waren später nicht mehr befahrbar, da aufgeforstet wurde."
1951 gründete sich die Sektion „Ski“ des Erfurter Sportvereins „Post“, welche letztlich aus der „Erfurter Ski-Zunft“ hervorgegangen war und auch deren Hütte am Schneekopf schon seit etwa 3 Jahren nutzte.1)
Ebenfalls 1951 (11.-18.02.) fand die 2. DDR-Wintersport-Meisterschaft in Oberhof statt. Die alpinen Disziplinen wurden am Schneekopf ausgetragen. Nachfolgende Fotos wurden dem Video „Wintersport in der DDR – Oberhof 1951“ entnommen.2)
Abb. 1951-002 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Start zum Abfahrtslauf am Schneekopf |
Abb. 1951-003 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. In einer Linkskurve geht es auf den „Schlauch“ zu. |
Abb. 1951-004 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Kurz vor dem Übergang aus dem „Schlauch“ in die „Hölle“ |
Abb. 1951-005 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Die „Hölle“ hatte ihren Namen nicht von ungefähr. |
Abb. 1951-006 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Einfahrt in den Zielschuss zum Schneetiegel |
Abb. 1951-008 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Slalomhang am Langerain – Wettkampf der Männer |
Abb. 1951-009 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Slalom-Ziel der Damen am Planieweg |
Abb. 1951-007 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Links Heinz Holland aus Schmiedefeld, der letzte Sieger in der Vierfach-Kombination (Abfahrt, Slalom, Langlauf, Sprunglauf) |
Abb. 1951-010 © DEFA-Stiftung/Gertmann, Barthel, Fehdmer u.a. Dieses Foto entstand zwar nicht in Gehlberg, zeigt aber einen ehemaligen Gehlberger: Rudi Gering |
Bereits im Januar fanden in Oberhof die Wintersportmeisterschaften der Jungen Pioniere statt. An diesen nahm der damals 12-jährige Gerhard Hartwig aus Gehlberg teil. Er belegte in den Disziplinen Langlauf, Sprunglauf, Nordische Kombination, Torlauf, alpine Kombination und Vierer-Kombination den 3. Platz.
Abb. 1951-023 |
Bis zum Winter 1951/52 starteten die Gehlberger Wintersportler für die „Sportgemeinschaft Schneekopf, Sparte Wintersport“. In diesem Winter erfolgte dann die Umbenennung in „BSG-Chemie Gehlberg“. Hintergrund dieser Aktion war die Tatsache, dass eine aktive Sportgemeinschaft Unterstützung durch Betriebe der Region – in diesem Fall durch das Glaswerk – brauchte. Und so entstand aus dem einst örtlichen Verein eine BSG (Betriebssportgemeinschaft).
Nachfolgende Bilder stammen von den Gehlberger Ortsmeisterschaften im Winter 1951/52.
Abb. 1952-012 Rudolf Franke, er kam 1946 als „Umsiedler“ aus dem Riesengebirge nach Gehlberg. Im Riesengebirge war er u. a. als Skilehrer an der Hampelbaude tätig. |
Abb. 1952-009 Klaus Franke (Rudolf Frankes Sohn) war mit seinem Fahrstil für viele Gehlberger Sportler(innen) Vorbild. |
Abb. 1952-008 Ingrid von Minckwitz |
Abb. 1952-011 Werner Heinz |
An diesen ortsinternen Meisterschaften nahm auch Gerhard Hartwig teil und belegte in den Disziplinen Abfahrt, alpine Kombination und Langlauf seiner Altersklasse jeweils den 1. Platz.
Zum gleichen Wettkampf im Dezember traten mit Brigitte Bergmann und Berbel Schulz - beide Jahrgang 1940 - auch zwei weibliche Wintersporttalente auf die „Bühne“ und aufs Podest. (Das „e“ in Berbel Schulz ist kein Schreibfehler, sondern die in der Geburtsurkunde verwendete Schreibweise, welche aber über Jahrzehnte ignoriert wurde.) B. Bergmann belegte im Langlauf Platz 1.
Abb. 1952-022 |
Bei den Kreis- und auch Bezirksmeisterschaften der Jungen Pioniere 1952 hatte Gerhard Hartwig in allen Ski-Disziplinen erste und zweite Plätze belegt.
Abb. 1952-018 |
1953 nahm Gerhard Hartwig an den Kreis-, Bezirks- und DDR-Meisterschaften der Jungen Pioniere teil und landete dabei 18 Mal auf den Plätzen 1 bis 3.
Abb. 1953-021 Abb. 1953-020 |
An dieser Wintersportmeisterschaft nahm auch Brigitte Bergmann teil. Bereits einen Monat davor war sie in Brotterode erfolgreich gewesen und belegte in der 3er-Kombination (Langlauf, Torlauf, Abfahrtslauf) den 2. Platz.
Abb. 1953-027 |
Berbel Schulz belegte bei den Meisterschaften der Gehlberger BSG „Chemie“ am 30.12. 1953 den zweiten Platz im Langlauf. Einen Tag später wurde sie Sieger in der alpinen Kombination.
Abb. 1953-030 |
Hatte Gehlberg vor dem 2. Weltkrieg noch Bedeutung für die skisportliche Ausbildung der Lehrer und die studentische Ausbildung der UNI Jena, so war dies nach 1945 kaum mehr der Fall. Allerding gab es zwei aus Gehlberg stammende Studenten an der UNI Jena, welche für die SV Wissenschaft starteten und im DDR-Maßstab vordere Plätze belegten. Diese waren Klaus Franke und Günther Scheidt.
Abb. 1952-004 |
Abb. 1960-005 Hermann Eitel, Klaus Franke, Rudolf Franke |
Abb. 1953-008 Auszug aus der Hall of fame der UNI Jena |
Abb. 1953-009 |
Abb. 1953-020 Günther Scheidt zur Suhler Kreismeisterschaft 1953 am Brand |
Abb. 1954-005 Günther Scheidt zur DDR-Meisterschaft 1954 in Oberwiesenthal |
Aus Unterlagen des Stadt- und Kreisarchivs Arnstadt ist ersichtlich, dass am 2. und 3. Januar 1954 die Ski-Meisterschaften des Kreises Erfurt in Gehlberg stattfanden. Vermutlich im Zusammenhang damit führte die SV Empor Erfurt vom 26.12.53 bis 03.01.54 ein Skilager in Gehlberg durch. Ebenso ist belegt, dass die Hochschulsportgemeinschaft „Wissenschaft“ der Humboldt-UNI vom 25.12.53 bis 18.01.54 ein Skilager durchführte. Und die BSG Lok Rostock hatte für Februar 15 Quartierbetten für ein Skilager bestellt.
Ob dieses Skilager im Zusammenhang mit der II. Wintersport-meisterschaft der Bezirke Rostock, Neubrandenburg und Suhl stand, ist nicht belegt. Sicher ist aber, dass Brigitte Bergmann an dieser Meisterschaft teilnahm.
Abb. 1953-028 |
Die Sportgemeinschaft „Post“ Erfurt führte vom 19. bis 21.02.54 ihre 3. Wintersportmeisterschaft in Gehlberg durch.3)
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Zeitgleich (19.-21.02.54) fanden die Wintersportmeisterschaften der SV Chemie in Lauscha statt. An dieser nahmen aus Gehlberg Gisela Eschrich, Inge Köhler, Ingrid von Minckwitz und Gerhard Hartwig erfolgreich teil.
Brigitte Bergmann war (21.01.54) zur IV. Wintersportmeisterschaft der Pioniere in Oberhof aktiv.
Abb. 1954-011 Abb. 1954-024 |
Abb. 1954-016 5) |
Abb. 1954-017 |
Abb. 1954-025 |
Abb. 1954-013 v.l.n.r. Renate Heinz, Inge Köhler, ?, Edwin Hartwig, Ingrid von Minckwitz, Gisela Eschrich |
Abb. 1954-015 Ingrid von Minckwitz |
Abb. 1954-014 Gisela Eschrich |
Bereits 08.-10.01.1954 war die Skimeisterschaft des Kreises Suhl in Schleusinger-Neundorf. Nachfolgender Auszug aus der Ergebnisliste weist zahlreiche Gehlberger aus.
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1955 war aus der „BSG-Chemie Gehlberg“ die Sportvereinigung „Lokomotive Gehlberg“ geworden. Der Hintergrund war finanzieller Art: Zu den Wettkämpfen musste man in der Regel mit der Eisenbahn fahren. Das verursachte Kosten. Mit dem Beitritt zur Sportgemeinschaft „Lok“ der Deutschen Reichsbahn konnte man kostenfrei zum Wettkampfort gelangen.
Abb. 1955-013 |
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Abb. 1955-007 Der Schneekopfpokal |
„Die Gehlberger Skijugend belegte 1951 bis 1956 bei Orts-, Kreis-, Bezirks- (bis 51/52 Landesmeisterschaften) sowie DDR-Meisterschaften - als auch bei DDR-offenen Wettkämpfen – sowohl im Langlauf als auch in den alpinen Disziplinen vordere bis erste Plätze und mehrere DDR-Meistertitel. Systematisches Training gab es seinerzeit in Gehlberg nicht (im Gegensatz zu Schmiedefeld, wo bereits die Skijugend bezüglich Lauftechnik und Konditionsaufbau angeleitet wurde. Wir Gehlberger bekamen unsere Hinweise von skisportbegeisterten Erwachsenen und durch gegenseitiges Abgucken. Ab Herbst wurden auf Initiative von Günther Scheidt Waldläufe mit Skistöcken in kleinen Gruppen absolviert. Die ortsnahen Hänge, wie Köpfchen, Froschwiese, Nordseite vom Brand – und an Wochenenden der Südhang am Schneekopf oder nordseitig unterhalb der Teufelskanzel bis zum Planieweg (Hölle) waren beliebte Übungshänge. Eine Einkehr beim „Schneiders Ernst“ in der Gehlberger Hütte auf dem Schneekopf rundete hin und wieder die Skisonntage ab. Da alle Wege und Aufstiege zu Fuß bewältigt wurden, war dies gleichzeitig Konditionstraining. Für Abfahrts- und Torlauf kamen hin und wieder Hinweise von Rudolf Franke. Er achtete auf konzentriertes Fahren. Von seinem Sohn Klaus Franke scheuten wir uns neuere Techniken ab“, erinnerte sich Ingrid Wagner (geb. von Minckwitz) am 18.12.2021.
Aufgrund ihrer Wettkampfleistungen gehörten Gisela Eschrich und Ingrid von Minckwitz der „Jugend-Kernmannschaft“ an. Sie nahmen 1953 und 1954 an zentralen Trainingslagern in Oberwiesenthal teil.
Auch Brigitte Bergmann hatte an mehreren Trainingslagern teilgenommen. Im Januar 1955 startete sie zur V. Wintersportmeisterschaft in Oberhof.
Gerhard Hartwig nahm 1955 an den Kreismeisterschaften teil und belegte im Riesentorlauf und in der alpinen Kombination jeweils den ersten und in der Abfahrt den 2. Platz. Zu den DDR-Meisterschaften der SV Lok in Oberwiesenthal am 13.03.1955 belegte Gerhard In der Abfahrt den zweiten und im Torlauf und der alpinen Kombination jeweils den 3. Platz.
Abb. 1955-010 |
Brigitte Bergmann nahm an diesem Wettkampf ebenfalls teil. Sie wurde 2. Im Abfahrtslauf und 1. Im Langlauf.
Abb. 1955-018 Abb. 1955-019
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Vom 17. bis 20.02.1955 führte der Landkreis Halle seine Skimeisterschaft in Gehlberg durch.12)
Obwohl Brigitte Eschrich (geb. Bergmann) im Interview am 30.04.2024 die Urkunden von lokalen oder Kreismeisterschaften gar nicht erwähnt haben wollte, machte sie zwei Ausnahmen:
Erste Ausnahme war die „II: Wintermeisterschaft der lernenden und arbeitenden Jugend“ des Kreises Suhl 1955. Dies deshalb, weil sie für den 1. Platz im Abfahrtslauf ein Fotoalbum erhielt, in welchem sie alle Fotos ihrer Sportlerlaufbahn aufbewahrte.
Abb. 1955-015 |
Zweite Ausnahme war die Urkunde zum Riesentorlauf am Schneekopf 1958. Diese Urkunde war bei den Sportlern wegen der für damalige Zeiten sehr ansprechenden Gestaltung beliebt. Außerdem war sie so etwas , wie ein „Ritterschlag“ – wer vom Schneekopf durch die Hölle gefahren war, das war ein Könner.
Abb. 1958-022 |
Die damalige Vereinskameradin und Freundin von Brigitte Bergmann, Berbel Schulz, konnte natürlich ebenfalls mit einer solchen Urkunde aufwarten.
Abb. 1958-023 |
Obwohl Zeitung und Erscheinungsdatum nachfolgenden Artikels nicht bekannt sind (vermutet wird ein „Freies Wort“ aus dem Jahr 1955), wird er hier verwendet. Er zeigt beeindruckend die damalige Leistungsstärke der damaligen Lok-Sportlerinnen.
Abb. 1955-021 |
Zur IV. Skimeisterschaft der Jugend am 29.01.1956 in Lauscha belegte Brigitte Bergmann die Platz 1 im Abfahrtslauf und Platz 2 in der Kombination.
Abb. 1956-013 |
Die nachfolgenden Abbildungen 1956-007 bis 009 beziehen sich auf die DDR-Jugendmeisterschaft in Oberhof vom 09.-12.02.1956.
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Abb. 1956-007 9) |
Abb. 1956-008 10) |
Ebenfalls im Jahr 1956 nahmen Gehlberger Wintersportler an den Verbandsmeisterschaften von „Lokomotive“ in Oberwiesenthal teil (Abb. 1956-002 bis 004).
Abb. 1956-004 |
Abb. 1956-003 v.l.n.r. Inge Köhler, Ingrid von Minckwitz, ? |
Brigitte Bergmann belegte in Oberwiesenthal Platz 2 im Langlauf und den 3. Platz im Abfahrtslauf. Abb. 1957-011 Abb. 1956-014 Bereits 1955 hatte man versucht, Berbel Schulz für den Sportklub in Oberwiesenthal zu werben. Ihre Eltern lehnten das ab. Abb. 1956-010 |
Die beiden folgenden Abbildungen 1956-005 und 006 geben eine Seite aus dem Sport-Echo wider. Obwohl der Inhalt sich mehr mit den Sorgen der Goldlauterer Sportgemeinschaft befasst, ist er für die Gehlberger Chronik von Interesse. Schon allein das Bild 1956-005 ist interessant: Da, wo die Langläufer dem Ziel zustreben, steht heute (2021) der Imbissstand. Und die beiden Häuser rechts im Hintergrund gibt es so auch längst nicht mehr.
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Abb. 1956-006 11) Auf den beiden kleineren Bildern rechts sind oben Hermann Eitel und darunter Rudolf Franke und Brigitte Bergmann zu sehen. |
Etwa 1958 beendeten Brigitte Bergmann und auch Berbel Schulz ihre sportliche Laufbahn.
1956 gingen Günther Köllmer und Werner Heinz zum Sportverein nach Oberwiesenthal. Dieser gehörte damals zum ASK Leipzig. Köllmer war Langläufer, Heinz Alpiner. Wegen ihrer beruflichen Weiterentwicklung gingen beide 1957 zurück nach Gehlberg. Sie stellten ihr Wissen in den Dienst des örtlichen Sportvereins bzw. der Sportvereinigung Lokomotive. Dies hing damit zusammen, dass die SV Lok in Gehlberg einen Wintersportstützpunkt eingerichtet hatte. Leiter war Waldemar Schramm (bis er 1976 aus dem Dienst der Reichsbahn ausschied).
Nachfolgendes Bild zeigt Mitglieder verschiedener „Lok“-Vereine beim Sommertraining 1957 auf der Froschwiese (vorn Ursula Herrmann, dahinter Werner Heinz).
Abb. 1957-005 |
1957/58 kündigte sich mit dem Bau eines Fernmeldeturms auf dem Schneekopf an, dass es für diesen Berg andere Verwendungsabsichten gab. Am 01.03.1960 wurden Spezialtruppen der Sowjetarmee auf dem Schneekopf stationiert.12)
Er wurde zum militärischen Sperrgebiet. Jetzt war nicht nur der Fernmeldeturm eingezäunt, sondern die gesamte Bergkuppe. An den Bäumen oberhalb des Planieweges waren an den Bäumen oder Masten in regelmäßigen Abständen Schilder, welche das Sperrgebiet markierten. Das war das Aus für den Skisport an den Hängen des Schneekopfes.
In den Jahren 1957/58 hatten die Skisportler von Lok Meiningen (Meininger Hütte) damit begonnen, die ehemalige Schanze am Brand zu einem alpinen Skihang umzugestalten. Die dort ursprünglich vorhandene Naturschanze war in den Jahren der NICHT-Nutzung seit dem 2. Weltkrieg teilweise zu gewachsen. Die Bretterrampe auf dem Plateau, welche als Ersatz für den nicht vorhandenen Gegenhang fungiert hatte, war längst „verschwunden“. Somit stand einer Verlängerung des ehemaligen Schanzenauslaufes in Richtung Tal (bis in den Edelmannsgrund) und auch in Richtung Gipfel nichts im Wege.
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Wie Erhard Köhler zu berichten wusste, waren auch die Gehlberger Vereinssportler an der Herrichtung des "Brands" zur Abfahrtsstrecke beteiligt. Auf diese Weise war eine Alpin-Piste entstanden, welche als Ersatz für die nicht mehr verfügbare Abfahrtstrecke am Schneekopf und für die ebenso abseits vom Ort liegende Slalomstrecke am Langerain dienen konnte.
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Die Piste am Brand wurde je nach Schneeverhältnissen genutzt. Der gelbe Abschnitt konnte ab Mitte der 1960er-Jahre nicht mehr gefahren werden, weil dieser sehr feucht bzw. ungenügend beschneit war.
Der blaue Abschnitt war nicht beschattet, so dass in schneearmen Jahren die Schneedecke hier zu dünn war.
Die Hauptsächliche Nutzung lag in dem roten und grünen Bereich.
1957 trat neben den mehrfach erwähnten Gerhard Hartwig ein neues Talent: Bernd Röseler.
Abb. 1957-008 |
In seiner aktiven Zeit bis 1964 erzielte dieser bei zahlreichen Wettkämpfen lokaler und regionaler Art Podestplätze. Zu den Trainern von Bernd Röseler gehörten übrigens Rudolf Franke und Werner Heinz. Seine Sportgefährten waren Manfred Volckhold, Jürgen Kliebsch, Erhard Köhler, Eckardt Tröck, Lothar Adam, Dieter Schrickel (alle alpin) und Bodo Henke (Langlauf).
Abb. 1960-013 |
Abb. 1956-011 Bodo Henke 1956; Im Hintergrund der Brand gleicht in seiner Kahlheit dem von 2023. |
Bodo Henke war Anfang der 1960er-Jahre an der Sportschule in Zella-Mehlis. Wie er 2023 im Rückblick sagte, hatte er die Schule wieder verlassen, weil ihm die sommerlichen Trainingseinheiten nicht behagten.
Abb. 1961-017 Abb. 1961-018 |
Wie schon vor dem 2. Weltkrieg waren auch danach auswärtige Ski-Vereine in Gehlberg aktiv. Aus der „Erfurter Ski-Zunft“ war der „Post Erfurt“ geworden. Außerdem hatte die „Optima Erfurt“ 2 Skihütten auf der Brandwiese. Die Meininger Hütte gehörte dem Verein „Lok Meiningen“.
Abb. 1958-01 |
„Leuna“ und „Buna“ bauten in den 60er-Jahren je eine Baracke an der Abfahrtstrecke am Brand. „Lok-Mühlhausen“ erwarb das ehemalige Turbinenhaus der Gehlberger Mühle („Jonny Schehr“) und baute es zur Vereinshütte aus. All diesen Vereinen war gemeinsam, dass sie durch Trägerbetriebe finanziert wurden. PSV-Erfurt durch die Post, Optima Erfurt durch das Büromaschinenwerk und die Lok-Vereine durch die Reichsbahn.
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1961 wechselte Ursula Herrmann (später Laier) zu Lok Gehlberg. Zuvor (seit 1950) war sie für Lok Meiningen aktiv und hatte von ihren zahlreichen Wettkämpfen auch etliche in Gehlberg bzw. am Schneekopf absolviert.
Abb. 1955-011 Abb. 1961-009 |
Im Winter 1961 gab es etliche wichtige Wettkämpfe in Gehlberg, bei denen die Gehlberger Sportler vordere Plätze belegten.
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Bei der „Deutschen Alpinen Meisterschaft“ 1961 in Oberwiesenthal bekam Ursel Herrmann für ihren 3. Platz eine besonders schöne Medaille. Es sei ein schwer erkämpfter Podestplatz gewesen, sagte sie am 10.01.2023.
Abb. 1961-010 Abb. 1961-008 |
1962 gewann Ursel Herrmann zum 3. Mal den Schneekopfpokal, womit sie das Recht hatte, diesen zu behalten.
Abb. 1962-011 Abb. 1961-014 |
Auf seine Teilnahme an den XII. Alpinen Skimeisterschaften war Bernd Röseler – mit Recht – besonders stolz. „Die Sicht war extrem schlecht. Eine vorherige Streckenbegehung sinnlos“, erzählte Bernd Röseler am 05.10.2022. Ursel Herrmann war eine weitere erfolgreiche Teilnehmerin von Lok Gehlberg an diesen Meisterschaften.
Abb. 1962-008 Abb. 1962-009
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Exakt am gleichen Tag, dem 18.02.1962, war der letzte nachgewiesene Wettkampf von Gerhard Hartwig, zu welchem er auf einen Podestplatz bei den Bezirksmeisterschaften der SV Lok in Gehlberg kam.
Abb. 1962-010 |
Abb. 1962-016 "Freies Wort" vom 18.02.1962 |
Bernd Röseler belegte 1962 bei mehreren Rennen in Elgersburg Podestplätze.
Damit die Gehlberger Alpin-Sportler auch ohne Schnee trainieren konnten, übten sie bei entsprechender Witterung am Wochenende das Schwingen mit „Schlittern“ an taunassen, rasenbewachsenen Steilhängen – so zum Beispiel oberhalb des Waldbades. („Schlitter“ sind Kurz-Skier von weniger als 1 Meter.)
Im Winter 1963/64 wurde die „Hermann-Eitel-Schanze“ oberhalb des Waldbades eingeweiht. Der Bau dieser K-50-Schanze hatte 1961 begonnen. Die Finanzierung erfolgte aus Lottomitteln.
Abb. 1963-001 ⇒ (EA1963-001) |
Abb. 1965-003 |
Von 1965 bis 1968 gab es die „3-Pisten-Rennen“. Austragungsorte waren im Wechsel Fehrenbach, Frauenwald, Gehlberg, Goldlauter und Steinach.
Abb. 1965-005 |
Im März 1966 fand das 2. Thüringer 3-Pisten-Rennen statt. Austragungsorte waren Gehlberg, Fehrenbach und Frauenwald.13)
Abb. 1966-001 |
1967 waren die Austragungsorte Gehlberg, Fehrenbach und Steinach.
Abb. 1967-001 |
Ab 1970 (andere Quellen sprechen von 1968) wurde in der DDR der Alpin-Skisport nicht mehr gefördert.18) Abfahrtslauf als Disziplin in DDR-Meisterschaften gab es nicht mehr. Das bedeutete das Aus für manche Sportlerlaufbahn. So auch für Rainer Gier, der sich als Talent empfohlen hatte.
Abb. 1965-014 |
Mangels oben erwähnter Förderung zerschlug sich dessen Absicht, zur sportlichen Ausbildung nach Oberwiesenthal zu gehen.
Obwohl der Abfahrtslauf nicht mehr staatlich gefördert wurde, entstanden ab den 1960er-Jahren in Gehlberg Ski-Lifte:
Nr. | Baujahr | Standort | erbaut durch |
1 | 1966 | Froschwiese (am Waldrand) | SV Post Mühlhausen |
2 | ? | Köpfchen (am Waldrand) | Gehlberg |
3 | 1968 | Brand (Eingang Edelmannsgrund – Brandweg) | SV Buna; SV Leuna |
4 | 1970 | Brand (Brandweg – Gipfel) | SV Post Erfurt |
5 | ca. 1975 | Brand (Baby-Lift Badweg – Waldgrenze) | SV Leuna |
6 | in 80er-Jahren | Am Ritter | VEB Schott Jena |
Diese Lifte konnten in der Regel nur von Vereinsmitgliedern bzw. Sportfreunden, die an der Errichtung bzw. Unterhaltung der Anlagen beteiligt waren, genutzt werden. Ausnahme war anfangs der Lift an der Froschwiese. Dessen Seil verlief (wie auch bei dem am Köpfchen) in Brusthöhe. Etliche Gehlberger besorgten sich beim „Bergmann“ (PGH ISOMAT) ein PVC-Kantprofil, schlitzten dieses und schon konnte man sich am Seil des Liftes einhängen. (Verständlich, dass der Verein dafür später Gebühren verlangte.)
Der NICHT-Zugang zum Lift am Brand führte mitunter zu Spannungen zwischen einheimischen und auswärtigen Skisportlern. Letztere fühlten sich von den am Pistenrand nach oben tretenden (laufenden) Gehlbergern – die nicht mit dem Lift fahren durften - behindert.
Der Lift am Ritter wurde auch noch nach der Wende betrieben und war die einzige Anlage Gehlbergs, welche Touristen verfügbar war. Alle anderen Lifte verfielen nach der Wende oder wurden demontiert.
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1970 beendete Ursel Laier (geb. Herrmann) ihre aktive Laufbahn im Vereins-Skisport. Während dieser Zeit hatte sie 108 Mal auf dem Podest gestanden. Für den SV Lok Gehlberg hatte Frau Laier bei Bestenermittlungen, 3-Pistenrennen oder ähnlich höherkarätigen Rennen 38 Mal ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Nach 1970 war sie privat auf Skiern unterwegs (siehe Abb. 1976-003).
Abb. 1976-003 |
Etwa seit der Mitte der 1960er-Jahre gab es kaum noch aus Gehlberg stammende alpine Wintersportler, welche über lokale oder gar regionale Erfolge hinaus kamen. Einige der vormals Aktiven blieben dem Sport treu, indem sie als Kampfrichter arbeiteten. Erhard Köhler belegte sogar einen Lehrgang zum Übungsleiter an der Sportschule in Bad Blankenburg. Eines der von ihm trainierten Nachwuchstalente war Wolfgang Wille. Von Ursel Laier wurden z. B. Sigrun Adolph, Christine und Doris Gnad und Anita Spindler trainiert. Gerald Fiedler und Martin Kretschmann dürften zu den letzten Gehlberger Jugendlichen gehört haben, welche sich dem Alpinsport verschrieben hatten.
Ende der 1960er-Jahre wurde die Teilnahme am alpinen Wettkampfsport seitens des SV Lok Gehlberg eingestellt. Eine der Ursachen dafür war die nichtkonkurrenzfähige Ausrüstung. „Die Gehlberger Skisportler hatten keine Westskier“, begründete dies Erhard Köhler 2022. Auch die schon erwähnte Einstellung der staatlichen Förderung des alpinen Skisports dürfte eine Rolle gespielt haben.
Neben den alpinen Sportlern gab es in Gehlberg immer schon nordische Sportler. Anfang der 1950er-Jahre war Ingrid von Minckwitz das herausragende Gehlberger Langlauftalent. Ab Ende der 1950er-Jahre wurde dies Peter Schwab.
Abb. 1960-012 1. Platz zum 10 km-Silvesterlauf in Gehlberg |
Abb. 1962-019
XIII. Deutsche Meisterschaft in Schmiedefeld
Einzelmeister über 10 km
Abb. 1962-020
Einzelmeister über 10 km
Abb. 1962-021
Staffelmeister 4x5 km
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Abb. 1965-010 |
Abb. 1965-012
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Abb. 1965-008
Hochzeit von Gerhard Grimmer, einem der bekanntesten Langläufer der DDR
v.l.n.r. Peter Schwab, Gerhard Grimmer, Trainer Horst Wagner, Jürgen Beer, Kurt Albrecht
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Seit den 1960er-Jahren kümmerte sich der als Sportlehrer nach Gehlberg gekommene Hellmut Tillack um den Langlaufnachwuchs. 3 seiner Schützlinge waren
- Hubert Hartwig
- Tassilo Müller
- Detlef Kotlinsky
Hubert Hartwig war während seiner Zeit als Schüler in Gehlberg von 1960 bis 1966 aktiv bei der SV Lok. Mit seinem Wechsel zur EOS nach Zella-Mehlis fungierte er in Gehlberg als Übungsleiter.
Nach Studienaufnahme in Ilmenau 1971 trainierte er in der SV der TH Ilmenau unter Henrich Misersky. An den Wochenenden war er selbst Trainer für Detlef Kotlinsky, von welchem später noch die Rede sein wird.
Nach Studienabschluss 1976 arbeitete Hubert Hartwig in Suhl und wirkte in seiner Freizeit als Übungsleiter bei „Aufbau Suhl“, bis dieses Trainingszentrum mit dem Übertritt zur BRD aufgelöst wurde.
Die Strukturen und Konditionen im Leistungssport hatten sich mit der Wende verändert. Dem Langlauf „verfallen“, suchte Hubert Hartwig für sich eine Lösung, indem er zum Verein seiner ehemaligen Studieneinrichtung (jetzt TU Ilmenau) zurückkehrte und für den dortigen SV aktiv war. Nachfolgende Urkunden sind eine kleine Auswahl, welche seine Erfolge belegen.
Abb. 2004-010 Abb. 2007-006 Abb. 2007-004 Abb. 2007-005
Abb. 2010-004
Abb. 2013-003
Abb. 2015-001
Abb. 2015-002 |
Kommen wir zum nächsten Schützling von Hellmut Tillack, Tassilo Müller. Als er 2023 um Informationen zu seinem sportlichen Wertegang gebeten wurde, antwortete er:„Bei mir ist es so, dass ich 2 Jahre im Schülerbereich Langlauf aktiv war. Außer ein paar Podestplätzen bei Orts- und Kreismeisterschaften gibt es da nichts Nennenswertes.“ Und er verwies stattdessen auf seinen 1962 geborenen Bruder Detlef Kotlinsky. Mit dieser bescheidenen Einstellung stellt Tassilo zwar sein Licht unter den Scheffel, aber der Autor muss das akzeptieren.
Somit kommen wird zu dem erwähnten Bruder, Detlef Kotlinsky.
Mit 7 Jahren belegte dieser bei einem Riesenslalom den ersten Platz. Seine eigentlich Stärke war aber eher der Lauf – egal ob Sommer oder Winter.
Abb. 1972-016 |
Seine Trainer in Gehlberg waren Helmut Tillack und Hubert Hartwig.
Einer seiner skurrilsten Wettkämpfe war 1974 in Leipzig – ein Wettkampf auf Skirollern im Zentralstadion.
Abb. 1974-008 Zentraler Skirollerwettkampf der Skilangläufer |
Interessant sind die vom Detlef Kotlinsky für das Jahr 1975 vorgelegten Urkunden. Am 26.02. startete er für die SV Lok …
Abb. 1975-005 |
… und am 27.02. für die BSG Chemie Glas Gehlberg.
Abb. 1975-006 |
Von 1976 bis 1978 war Detlef Kotlinsky an der KJS in Zella-Mehlis.
Abb. 1977-001 Ausschnitt aus einer Laufstudie |
Bereits nach Klasse 10 wurde er vom ASK Oberhof übernommen. Dort gab er quasi seinen Einstand mit einem 5. Platz bei der Kinder- und Jugendspartakiade.
Abb. 1979-003 |
In den Jahren 1979 bis 1981 belegte er bei den DDR-Meisterschaften vordere Plätze.
Abb. 1981-009 |
Detlef Kotlinsky nahm an mehreren interntionalen Rennen in Bulgarien, Polen und der DDR teil.
Abb. 1982-006 Abb. 1982-007 Abb. 1982-008 |
Der Höhepunkt seiner Laufbahn war die Teilnahme an der Winterspartakiade der befreundeten Armeen. Im Freien Wort wurde darüber wie folgt berichtet:“… Wenn Detlef Kotlinsky als Starter nur um ganze 9,7 Sekunden hinter dem Weltklassemann Juri Burlakow (UdSSR) wechelte, so darf das hoffnungsvoll genannt werden…“. 19)
Abb. 1983-002 |
Nachfolgende Urkunde stammt vom B-Weltcup in Polen.
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Hier die Sammlung seiner Medaillen:
Abb. 1983-004 |
Aus gesundheitlichen Gründen beendete Detlef Kotlinsky 1984 seine aktive Laufbahn, blieb aber – ähnlich Peter Schwab - dem Wintersport und seinem Verein treu. Heute (2023) ist Detlef Kotlinsky Objektverantwortlicher der Lotto-Thüringen-Arena in Oberhof.
Doch nun zurück nach Gehlberg.
1977 wurde der aus Arnstadt nach Gehlberg gezogene Günther Junek ( von 1977 - 1986 als Staatlich geprüfter Skilehrer und Schwimmmeister in der Gemeinde angestellt ) Leiter des zum ASK Oberhof gehörenden Trainingszentrum in Gehlberg.
Zu seinen talentiertesten der zahlreichen Langlaufschüler, gehörten z.B. Antje Köhler, Susann Machalett, Maren Scheidt, Pia Wagner, Knut Reichelt, Mike Schmidt.
Ziel dieses Trainingszentrum war es, Talente zu sichten und zu fördern, damit diese dann mit 12 Jahren an die KJS in Oberhof wechseln konnten.
Wie G. Junek erklärte, hörte er 1986 als Leiter des Trainingszentrums Gehlberg auf, weil er die vom ASK zunehmend geforderte Belastung der Kinder (3 Mal wöchentliches intensives Training neben dem Schulunterricht in Gräfenroda und Samstag/ Sonntag Wettkämpfe ) wegen deren Gesundheit nicht mitverantworten wollte. Nach ihm habe Hubert Hartwig das Training übernommen.
1987 ging Antje Köhler an die KJS nach Oberhof. Anfangs trainierte sie Langlauf, wechselte dann aber zum Biathlon.
Nach der Wende kam für die Eltern zu dem erheblichen zeitlichen Aufwand, den sie für den Sport ihres Kindes zu erbringen hatten, auch eine große finanzielle Mehrbelastung. Für Köhlers war es zu viel.
Obwohl es – wie bereits gesagt – seit 1970 keine alpine Ski-Sektion mehr in Gehlberg gab, fanden noch folgende Wettkämpfe – organisiert von Erfurter Vereinen – in Gehlberg statt:
Im März 1981 fand die Alpine Kinder-Skimeisterschaft der DDR in Gehlberg statt. Organisator war die Erfurter Alpinski-Sektion. Gefahren wurde am Slalomhang zum Schneetiegel.14)
Am 30. und 31.01.1982 fand das 3. Rennen zum Mannschaftspokal des DSLV der DDR in Gehlberg statt. Deren Organisatoren sind aus Abbildung 1982-005 zu ersichtlich.
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Abb. 1982-005 |
Vom 02. – 04.03.1984 fanden die 34. Alpinen Skimeisterschaften der DDR in Gehlberg statt.15) Aus Abbildung 1984-003 sind die Organisatoren ersichtlich.
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Abb. 1984-003 |
Zwei Jahre später, am 01. und 02.03.1986 wurde der DSLV-Pokal (alpin) der DDR vom Stadtfachausschuss Ski, Erfurt, in Gehlberg ausgetragen.16)
Abb. 1986-005 |
Abb. 1986-006 |
Vom 04. bis 06.03.1988 fanden die 38. DDR-Meisterschaft alpin und die 30. Alpine Skimeisterschaft der Jugendklasse in Gehlberg statt. Ausrichter war der Stadtfachausschuss Alpin Erfurt.17)
Nachdem sowohl der alpine als auch Langlauf-Skisport im Zeitraum 1945 bis 1989 beleuchtet wurden, noch ein paar Sätze zum Skisprunglauf in Gehlberg.
Das größte Gehlberger Springertalent, Rudi Gering, war nach dem 2. Weltkrieg bei seinen Mannschaftskollegen in Bayern geblieben. Die ehemalige Naturschanze am Brand war über die Kriegsjahre unbenutzbar geworden. Den Anlauf hatte sich die Natur teilweise wieder erobert und das als „Gegenhang“ errichtete Brettergestell auf dem Plateau war verfallen bzw. durch die Gehlberger Öfen gegangen. In den 1950er-Jahren wurde die Waldschneise der ehemaligen Naturschanze verbreitert und in einem Doppelknick Richtung Brandgipfel verlängert. So wurde die ehemalige Schanze zu einer Abfahrtsstrecke umfunktioniert und ersetzte die nicht mehr zugängige Piste am Schneekopf. Der Sprunglauf spielte nach dem 2. Weltkrieg keine Rolle in Gehlberg. Dies wollte man in den 1960er-Jahren ändern.
1961 wurde mit dem Bau einer Schanze – finanziert aus Lottomitteln - oberhalb des Waldbades begonnen (siehe oben Abb. 1963-001 und „EA1963-001 Hermann-Eitel-Schanze"). Zu deren Einweihung im Winter 1963/64 war Wolfgang Wille das einzige erwähnenswerte Gehlberger Nachwuchs-Springertalent. Danach trat über Jahre hinweg wieder Ruhe ein, bis Ende der 1960er / Anfang der 1970er-Jahre eine Interessentengruppe aus den Schülern Albert (Berti) Bergmann, Olaf Bergmann, Gerd Eichhorn, Wolfgang Nicolai und Jörg Müller entstand. Diese wurde durch Joachim Eichhorn betreut.
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Wie Jörg Müller am 02.08.2023 sagte, sei Berti Bergmann der Talentierteste dieser Gruppe gewesen. B. Bergmann hatte zur Spartakiade 1972 in Oberhof Podestplätze belegt.
Abb. 1972-017 Kinder- und Jugendspardakiade am 5. und 6. Februar in Oberhof; v. l.: Albert (Berti) Bergmann, Jörg Müller; Albert Bergmann belegt in 2 Sprungläufen den ersten bzw. zweiten Platz. |
Bei einem Mattentraining im Sommer 1972 in Geschwenda erlitt Berti Bergmann einen schweren Unfall und musste das Skispringen aufgeben.
Jörg Müller war von 1973 bis 1976 an der Kinder-und-Jugend-Sportschule (KJS) in Zella-Mehlis (anschließend Oberhof) und trainierte unter Gernot Sander und teilweise auch Reinhard Heß. Er nahm an DDR-Meisterschaften in Vesser und Oberwiesenthal teil. Nach J. Müllers Aussage waren Trainingssprünge seiner Gruppe Mitte der 1970er-Jahre die letzte offizielle Nutzung der Gehlberger Schanze. Diese verfiel angesichts der nachfolgenden jahrzehntelangen Nichtnutzung (siehe „EA1963-001 Hermann-Eitel-Schanze“).
Kein Wettkampf ohne Kampfrichter und ohne Bergwacht! Dieses Personal hatte Gehlberg eigentlich schon immer reichlich. Über die Bergwacht wurde in einem extra Beitrag berichtet, deshalb an dieser Stelle ein paar Worte zu den Kampfrichtern.
Zu denjenigen, welche den Vereins-Skisport nach dem Krieg wieder belebten, gehörten z. B. Herman Eitel, Hermann Wagner, Ernst Heinz (Lang Ernst), Franz Köllmer, Paul Gier.
Abb. 1950-003 |
Das nachfolgende Bild zeigt das Team der Gehlberger Kampfrichter zu seiner „besten“ Zeit Anfang der 1960er-Jahre auf dem Plateau der Abfahrtsstrecke am Brand.
Abb. 1962-012 |
Das Gehlberger Kampfrichterteam war über Jahre auch deshalb gefragt, weil es eine seltene mechanische Zeitnahmeeinrichtung besaß. – sogenannte Schiffsuhren.
Abb. 1958-011 Links neben dem Karton mit der Staruhr steht Dieter Licht, hinter ihm Ernst Heinz. Rechts steht Kurt Schleicher als Startrichter. |
Der letzte Einsatz Gehlberger Kampfrichter sei zum Silvesterlauf 1990 auf der Schmücke gewesen, berichtete Erhard Köhler. Mangels Sponsoren – bislang war dies z. B. der Schmücke-Wirt „Hofmann“ – löste sich das Kampfrichterteam auf.
Leider lösten sich mit der Wende auch Teile des Eigentums des Sportvereins, welche im Verwaltungsgebäude des Glaswerks deponiert war, auf – und zwar in NICHTS. Oben erwähnte Zeitnahmeeinrichtungen, Pokale, Startnummern, Skier etc. waren weg.
Neben dem Vereinssport gab es aber auch den Individualsport bzw. den nichtwettkampfmäßig betriebenen Wintersport. Letzterer wurde durch die vielen FDGB-Urlauber praktiziert, welche nach Gehlberg kamen. (FDGB = Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)
Seit 1971/72 förderte der FDGB Urlauberolympiaden.
Abb. 1971-005 |
In diesem Kontext nahm 15 Jahre nach ihrem letzten Wettkampf Berbel Schulz (jetzt Müller) an einem alpinen Wettbewerb in Elgersburg teil.
Abb. 1973-001 |
Rings um Gehlberg gab es zahlreiche Hänge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Als „Idiotenhügel“ bezeichnete man die Hänge, welche für völlige Anfänger geeignet waren, z. B. die „Brandwiese“ oder der „Schulrand“. Auch die Wiese auf der Schmücke gehörte dazu. Anspruchsvoller waren die „Froschwiese“ und das „Köpfchen“, teilweise auch die Wiesen an der Brandabfahrt. Interessanterweise veränderte sie die Nutzung der Hänge um Gehlberg im Laufe der Jahrzehnte. War vor dem 2. Weltkrieg die „Schopfenwiese“ eine beliebte Piste für Anfänger und das „Geräum“ oder der „Hotelsrand“ für Fortgeschrittene, wurde nach dem Krieg der „Schulrand“ zur Anfängerpiste und die „Froschwiese“ der Hang für Fortgeschrittene. Eine Ursache dafür war in den klimatischen Änderungen zu suchen. Alle Hänge mit nordöstlicher Ausrichtung wurden intensiver durch die Sonne bestrahlt. Waren auf diesen Hängen auch noch Quellen und Rinnsale (Hotelsrand, Köpfchen), hielt sich dort der Schnee nicht so gut, wie auf den nördlich ausgerichteten oder verschatteten Hängen (Froschwiese). Eine andere Ursache dürfte der sich ändernde Baumbewuchs gewesen sein.
Abb. 2021-018 |
Bislang haben wir nur von alpinen Ski-Pisten geredet. Um Gehlberg gab und gibt es aber auch zahlreiche Loipen. Diese waren mit den gut ausgebauten Wanderwegen weitgehend identisch, weshalb darauf nicht näher eingehen.
Somit wären noch die Rodelmöglichkeiten zu nennen. Für Anfänger war die Brandwiese bis hinunter zum Schulrand gut geeignet. Schlittenfahrer und Skifahrer waren aber keine guten Freunde, weshalb die Gehlberger Jugend zum Rodeln den Mühlweg – und da am liebsten das steilere im Wald liegende Stück benutzte. In guten Wintern konnte man – auch als Anfänger – von der Schmücke bis in den Ort (und weiter) fahren, egal, ob mit Ski oder Rodel. An der Ostseite des "Brand" gab es - noch aus Vorkriegszeiten - eine Natur-Rodelbahn. Diese wurde nach 1945 aber nicht mehr als solche genutzt. (Als die Abfahrt an der Nordseite des "Brand" noch nicht existierte, fuhr man Skirennen über die Ostseite, Froschwiese bis ins Gabelbachtal.)
Zum Schlittschuhlaufen gab es in Gehlberg eigentlich keine Möglichkeit. Lediglich die Gehlberger Kinder gingen gern (und verbotenerweise) auf Teiche. Das war ein jahreszeitlich kurzes und gefährliches Vergnügen. Kam das Frühjahr, waren die Teiche natürlich tabu. Stattdessen fuhren die Kinder mit ihren Schlittschuhen den völlig vereisten Mühlweg hinunter. Ungefährlich war das auch nicht.
Mit der politischen Wende 1989 gab es gravierende Änderungen, welche auch auf den Wintersport in Gehlberg Einfluss hatten. Dabei sehen wir von den schlechter werdenden Bedingungen durch den Klimawandel – ein Begriff, den es damals noch gar nicht gab – ab. Der FDGB war weg und mit ihm die vielen (Ski-)Urlauber. Die Freizeit-Skisportler wollten endlich auf die richtigen langen Pisten mit Seilbahnen und Skiliften. Und diese Bedingungen fanden sie in den Alpen.
An dieser Stelle, also zur Wendezeit 1989, endet titelgemäß dieser Beitrag.
In diesen Beitrag sind die Zeitzeugenaussagen von Olaf Bergmann, Gerd Eichhorn, Brigitte Eschrich, Gerald Fiedler, Hubert Hartwig, Detlef Kotlinsky, Günther Junek, Erhard Köhler, Günther Köllmer, Ursula Laier, Werner Metz, Berbel Müller, Jörg Müller, Wolfgang Nicolai, Dieter Ratzmann, Bernd Röseler, Dr. Günther Scheidt, Peter Schwab, Ingrid Wagner, Inge Wenschuh und Wolfgang Wille eingeflossen.
1) Gisela, Katrin und Peter. (1921, 13. Juni). 10 Jahre Skisportverein Erfurt 02 e.V.. Skisport-Erfurt. 01.07.2021
2) DEFA. Kleeberg, Bruno. (1951). Oberhof 1951
3) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 163
4) Sport-Echo . (22.02.1954)
5) Sport-Echo . (22.02.1954)
6) Das Freie Wort . (11.01.1954)
7) Das Freie Wort . März 1954
8) Zeitung nicht eindeutig identifizierbar (Das Freie Wort; Sport-Echo; Das Volk; Junge Welt) . 1956
9) Zeitung nicht identifizierbar (siehe 8) . (1956)
10) Zeitung nicht identifizierbar (siehe 8) . (1956)
11) Zeitung nicht identifizierbar (siehe 8) . (1956)
12) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik . Seite 41
13) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik
14) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik . Seite 115
15) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik . Seite 122
16) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik . Seite 130
17) Falkner, Gerd . (2002) . Chronik des Skisports in der Deutschen Demokratischen Republik . Seite 137
18) Wikipedia . https://de.wikipedia.org/wiki/Leistungssportbeschluss . 10.01.2023
19) Das Freie Wort . (1982)