1949 Die Bergwacht Gehlberg - Neubelebung nach dem 2. Weltkrieg (Ergänzung 1949-001)

Autor: Dr. Günther Scheidt (2021) 
 
In der Nachkriegszeit kamen ab 1947 viele Sportler aus Erfurt, Arnstadt, Weimar, Sömmerda und Mühlhausen wieder nach Gehlberg, um im Winter Ski zu fahren - oft mit schlechter Ausrüstung. Unfälle blieben da nicht aus.
Schon 1949 wurde durch Zufall ein schwer gestürzter Erfurter Wintersportler (Hans Butzisch Post Erfurt) mit Beinbrüchen auf der Abfahrtsstrecke am Schneekopf entdeckt und von Gehlberger Jungen geborgen. Dazu musste ein Transportschlitten aus Gehlberg geholt werden.
Im Nachgang wurden angeregt, wieder eine Bergwacht ins Leben zu rufen. Von der Vorkriegsbergwacht waren nur noch einzelne Mitglieder übrig.
An Material war ein hoher Transportschlitten mit Eisenkufen und einer Liegefläche in etwa 100 cm Höhe und einer Deichsel übrig. Im Gelände war dieser schwere Schlitten nicht verwendbar.
Mangels vorhandener Möglichkeiten wendeten wir uns an die Bergwacht München und erhielten von dort eine riesige Kiste mit Ausbildungs- und Ausrüstungsmaterial. Daraufhin wurde für ca. 20 Teilnehmern ein Ausbildungslehrgang für Ersthelfer unter Leitung von Dr. Kammermeier durchgeführt und abgeschlossen. Wir erhielten die Bezeichnung „Gesundheitshelfer“ von der Gewerkschaft und Armbinden mit einem Roten Kreuz. Von München hatten wir Aufnäher in Schwarz mit einem Edelweiß und „BW“ erhalten.
Unser Transportproblem lösten wir, indem wie eine Leichtmetalltrage bei einem Liebensteiner Tischler mit Gleitskiern versehen ließen. Durch Übung gelang uns, mit dem Gerät (Lenker vorn mit Kurzseil und Bremser hinten mit Langseil) auch steile Abfahrten mit Verletzten zu bewältigen.

1950 005a Bergwacht mit SchlittenAbb. 1950-005a
v.l.n.r.: Joachim Eichhorn, Günther Scheidt, Fritz Wirsing (auf dem Schlitten), Max Machalett, Fredi Bergmann 

1950 019 Bergwacht Uebung
Abb. 1950-019
Übung am Schneekopf
vorn: v.r. Ärzte aus Arnstadt bzw. Erfurt, 2 Schwestern; im Hintergrund v.l.: Günther Scheidt, Hermann Hellmuth, 2x unbekannt, Joachim Eichhorn 

1950 018 Bergwacht NachtuebungAbb. 1950-018
Heute würde man es "Photoshooting" nennen. Eine Berliner Zeitschrift schrieb Anfang der 50er-Jahre eine Reportage über die Gehlberger Bergwacht.
Im Bild: Max Machalett. 
Bis circa 100 Transporte und 300 Ersthelfereinsätze pro Jahr wurden geleistet. Bei starkem Schneefall, wenn die Straßen nicht passierbar waren, brachten wir die Verletzten zum Bahnhof, lagerten sie dort auf eine besondere Trage um und ließen sie dann per Zug transportieren. Durch die jeweils zuständigen Bahnhofsmissionen, die telefonisch benachrichtigt wurden, erfolgten der Weitertransport der Verletzten und die Rücksendung der Transporttrage.
Zudem waren wir immer gefragt (auch weil weit und breit keine solche Ersthelfertruppe existierte), wenn in Oberhof Bobrennen, Skispringen, Langläufe und schließlich auch 2-mal DDR-Meisterschaften im alpinen Skisport am Schneekopf stattfanden. 

1951 011 Bergwacht in OberhofAbb. 1951-011
Gehlberger Bergwacht zum Ende eines Einsatzes in Oberhof
Mitte: Joachim Eichhorn, links: sein Cousin aus Großbreitenbach, rechts: Günther Scheidt 
Bei der Bergwacht hatten wir - wenn auch in Gehlberg selten - mit Kletterunfällen zu tun. Deshalb übten wir am Langerain-Felsen, am Hans-Kehr-Stein und am Geiersfelsen. Letzterer wurde zusehends gemieden, weil dort Raubvögel brüteten.

1950 020 Auf dem Weg zur AbseiluebungAbb. 1950-020
Auf dem Weg zu Abseilübungen
stehend, v.l.n.r.: Günther Scheidt, Werner Heinz, Günther Köllmer, Edgar Lapp 

1950 006 Abseilen am Schneekopf
Abb. 1950-006
Am Schneekopfturm wurde das reine Abseilen geübt. Im Seil hängt Edgar Lapp. 
Die Bergwacht finanzierte sich über einige Jahre durch Spenden, wodurch wir alle Materialien selbst beschaffen konnten. Erst im April 1953 wurden wir dann vom Roten Kreuz übernommen.
 
Verwendete Quellen:
- Zeitzeugenbericht Dr. Günther Scheidt

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