Autor: Reinhard Schmidt (2021)
Wer das Kapitel „25. Bau der Eisenbahn (1879 - 1891)“ unter „Chronik 1645-1945/Chronik des Autors K.-J. Schmidt/“ gelesen hat, weiß, dass es die Haltestelle Gehlberg seit 1886 gibt. Ein Bahnhofsgebäude im Sinne eines Dienstgebäudes für die Eisenbahner entstand 1887, aber die Personenzüge fuhren – und das schon seit dem 01.08.1884 - weiterhin an Gehlberg vorbei. Am 15.08.1891 hielt der erste Personenzug im Bahnhof Gehlberg an.
Ein Bahnhofsgebäude gab es vermutlich seit 1900. Ein Foto auf der WEB-Seite http://bf-s2.zielbahnhof.de/gehlberg.htm bzw. dessen Beschriftung legt diese Schlussfolgerung nahe.
Nachfolgende Fotos veranschaulichen die Ausbaustufen des Bahnhofgebäudes.
Abb. 1905-001 Dieses Foto stammt laut Aussage dessen Besitzers aus dem Jahr 1905.
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Abb. 2021-021 Das Gemälde von Rüdiger Lapp hatte offensichtlich die Abb. 1905-001 zur Vorlage.
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Abb. 1908-003 Das Bild oben links zeigt den Bahnhof aus eiener ungewöhnlichen Perspektive. Anhand des Fotos vom Glöckchen lässt sich der Aufnahmezeitpunkt zwischen 1908 und 1913 einordnen. |
Abb. 041 Das vermutlich um 1910 entstandene Foto zeigt den Bahnhof beinahe noch in seiner Ursprungsform. Hinzugekommen war lediglich eine Überdachung zwischen dem 2-stöckigen Dienst-gebäude und dem Lagerschuppen rechts.
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Abb. 1934-009 Gleisplan DIN-A4 ⇒(EA1934-005)
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Abb. 1936-001 Dieses von 1936 stammende Foto zeigt einen Ausbau des rechts vom 2-stöckigen Gebäude befindlichen Lagerschuppens. Außerdem wird hier das rechts vom Bahnhof stehende Wohnhaus für Bahnpersonal erstmals nachgewiesen.
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Abb. 1939-002 Das vom Bildbesitzer „bahnstiftung.de“ auf 1939 datierte Foto zeigt das Gebäudeensemble in der Komplexität, wie es bis zur Funktionsaufgabe aussah.
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Mindestens seitdem der Bahnhof den in Abb. 1939-001 gezeigten Ausbaustand hatte, gab es eine Bahnhofsgaststätte.
Die Wirte pachteten die Räumlichkeiten von der Bahn. Nachfolgend eine Auflistung der Wirte:
Zeit(Zeitraum) | Wirt | Bemerkungen |
1909 bis 1915 | Emil Trott | lt. Reichsbiersteuer 4) |
08.05.1939 | Josef Sendt | lt. Biersteuer 1) |
? bis 1957 | Franz Hentschel | 2) |
? bis 1959 | Ernst Machalett | 5) |
1959 bis ? | Gerhard Schubert | 6) |
1966 bis ? | Erich Fischer | 7) |
1973 bis 1984 | Edlinde Schramm | 8) |
1984 bis 1991 | Wolfgang Schramm | 2) |
Abb. 1976-001 Bestellblock der Gaststätte
Das „W.“ Schramm stand ursprünglich für Waldemar Schramm … |
Abb. 1984-001 … Die Blöcke konnten aber weiter genutzt werden, denn der Nachfolger war auch ein „W.“ Schramm, nämlich der Sohn Wolfgang Schramm. |
Die gastronomische Versorgung endete 1991.
Abb. 1991-001
Wolfgang Schramm hat seine Schürze an den Nagel gehängt.
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Ursprünglich war die Bahnstrecke Neudietendorf – Ritschenhausen, an welcher der Bahnhof Gehlberg lag, durchgängig zweigleisig ausgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg wurde ab Oktober 1945 auf Befehl der Sowjetischen Besatzungsmacht das zweite Streckengleis als Reparationsleistung abgebaut. Nur der Brandleitetunnel (bzw. Strecke Gehlberg – Oberhof) blieb zweigleisig.
Es war dem damaligen Bahnhofsvorsteher Gehlbergs, Ernst Kallert und dessem Kollegen auf der Oberhofer Seite zu verdanken, dass nach dem Krieg vom Brandleitetunnel überhaupt noch etwas übrig war. Die beiden Bahner hatten die Sprengung des Tunnels durch die Wehrmacht zum Kriegsende verhindert.3)
Abb. 2021-026 |
Auch mit nur einem Gleis war die Strecke Meiningen – Erfurt, an der Gehlberg lag, eine wichtige Verkehrsverbindung zu DDR-Zeiten.
Abb. 1979-001 Gleisplan aus dem Jahr 1979
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Mit der politischen Wende 1989 verlor diese Bahnstrecke ihre ursprüngliche Bedeutung. Hoffnungen, mit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze könnte die Strecke Erfurt – Würzburg wieder zu einer Hauptmagistrale ausgebaut werden, erfüllten sich nicht. Zwar gab es technische Instandsetzungen und viele Modernisierungen, aber eben auch Rationalisierungen, bei denen alles, was nicht profitabel war, verkauft, aufgegeben oder entsorgt wurde.
Zwischen 2003 und 2005 kam es mehrfach und monatelang zu Streckensperrungen, welche auch den Bahnhof Gehlberg betrafen.
2003 wurden die Gleisanlagen saniert, aber auch alle Abstellgleise zurück gebaut. Der Bahnhof erhielt eine großzügige, aber nicht barrierefreie Fußgängerbrücke.
Abb. 2003-001 2003; Die Gleise sind – bis auf das zur Laderampe – weg.
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Abb. 2003-002 Blick aus der Gegenrichtung
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Abb. 2003-003 Links sind noch die Überreste des Kohle-bunkers zu sehen.
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Abb. 2003-004 Im Herbst waren die Gleise 1 und 2 neu verlegt und neue Bahnsteige errichtet worden.
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Abb. 2003-005 Die Fußgängerbrücke entsteht.
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Abb. 2003-006 |
Am 08.08. 2004 gingen das Befehlsstellwerk Gf im Bahnhofsgebäude und das Wärterstellwerk Xo außer Betrieb, nun wurden Weichen und Signale vom EStW Arnstadt bedient. Der Bahnhof Gehlberg war nun komplett personallos.
Abb. 2004-006 Unter dem rechten Fenster hängt ein Trauerflor.
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Abb. 2004-007 Die Inneneinrichtung des Xo.
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Abb. 2004-008
Die Inneneinrichtung des Xo.
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Abb. 2004-005 Der letzte „von Hand eingelassene“ Peronenzug bei Tageslicht.
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Abb. 2004-001 Die Inneneinrichtung des Gf.
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Abb. 2004-002 Die Inneneinrichtung des Gf.
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Abb. 2004-003 Die Inneneinrichtung des Gf.
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Abb. 2004-004 Das Befehlsstellwerk Gf. Man beachte die Uhr.
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Abb. 2020-031 Foto vom 11.10.2020
Im Hintergrund die 2003 erbaute Fußgängerbrücke.
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Am 22.12.2004 war die Strecke Gräfenroda – Gehlberg fertiggestellt. Die Bauarbeiten im Brandleitetunnel dauerten an. Er wurde für den Neigetechnikbetrieb ausgestattet und erhielt neben einer festen Fahrbahn (Betonschwellen auf Asphalt) auch neue Signaltechnik. Ein durchgehender Eisenbahnbetrieb war erst nach Abschluss der Arbeiten am 02.07.2005 möglich.
Abb. 2005-003
Blick vom Nord-Portal des Brand-leitetunnels
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Abb. 2005-004 Blick auf das Nord-Portal
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2017 wurde das Bahnhofsgebäude samt Zufahrtstraße von der Bahn verkauft.
Neben den angegebenen Quellen wurde auf das Wissen und Fotos der Zeitzeugen Michael Gebser, Peter Langguth und Wolfgang Schramm zurückgegriffen.
1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Gehlberg . Signatur 16
2) Aussagen des Zeitzeugen Wolfgang Schramm (2021)
3) https://de.wikipedia.org/wiki/Brandleitetunnel 11.09.2021
4) Stadtarchiv Suhl . Bestand 3.4.11.3. . Signaturen 210, 217, 219, 226