22. Das Ende der Dorfglashütte kündigt sich an (1858)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Für den weiteren Verlauf der Hüttengeschichte sind drei Personen von Bedeutung, die zu den Unterzeichnern des im vorherigen Kapitel erwähnten Statuts gehörten. Friedrich Heinz und Heinrich Hartwig gehörten ortsansässigen Familien an. Die Stützerbacher Glasmeister Emil Gundelach (1821 – 1888) und Ferdinand Schilling hatten in Schönebeck bei Magdeburg eine vorbildliche Glashütte kennengelernt. Der Leiter dieses Werks, ein Dr. Fuß, verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse in der Glaschemie.

Nach seiner Rückkehr von dort heiratete nun der Emil Gundelach die Tochter Hulda des Johann Moritz Greiner und gelangte so in den Besitz zweier Anteile der Gehlberger Hütte. (J. M. Greiner war ein Sohn der bereits erwähnten Caroline Greiner, also nicht identisch mit dem Christian Moritz Greiner.)
Hierdurch kam nicht nur ein guter Glasmacher in den Ort, sondern auch die in Stützerbach betriebene Glasbläserei „vor der Lampe“, d. h. vor allem die Herstellung physikalischer und chemischer Apparate sowie medizinischer Glasinstrumente. Gundelach ließ zu diesem Zweck das in der Hütte erschmolzene Glas in einer eigenen kleinen Werkstatt weiterverarbeiten.

033 Emil Gundelach
Abb. 033
Emil Gundelach (*1821 †1888)
 

Die Situation in der Dorfglashütte hatte sich trotz der Annahme der im Statut festgelegten Verbesserungsvorschläge des Robert Konstantin Greiner nicht wesentlich verbessert. Deshalb sahen sich die meisten Glasmacher nach anderen Erwerbsmöglichkeiten um und boten 1858 dem Herzog den Verkauf ihrer Hüttenanteile an. Diese verteilten sich damals folgendermaßen:
  1.  Robert Konstantin Greiner 6
  2.  F. Strenge (Schwager Greiners) 2
  3.  Gundelach (Schwager Greiners) 2
  4.  H. Hartwig (ehem. Lehnsträger) 3
  5.  Friedrich Heinz 2
  6.  August Schmidt 1
  7.  A. Schmidt 1
  8.  Berta Hartwig 1
  9.  Eduard u. Ernst Hartwig 1
  10.  Florenz Greiner 1

Der Herzog ließ tatsächlich schon im April des gleichen Jahres 17 Vierundzwanzigstel der Hütte für 22 692 Taler aufkaufen (ausschließlich der dazugehörigen Grundstücke).
 
Die restlichen Anteile gehörten:
  1.  Friedrich Heinz 2
  2.  Heinrich Hartwig 3
  3.  Emil Gundelach 2

Sie verkauften nicht, sondern eröffneten am 9.10.1858 den Betrieb wieder. Statt zwölf Parteien arbeiteten nunmehr nur noch drei in der Hütte. Zunächst waren sie sich untereinander einig. Die Produktion entwickelte sich recht gut. Allerdings konnten die drei Inhaber mit ihren Gehilfen nicht die Arbeit verrichten, die vorher von 12 Arbeitsgruppen bewältigt worden war. Deshalb stellten sie einen großen Teil der früheren Glasmacher als Lohnarbeiter in den neueröffneten Betrieb ein. Damit begann in Gehlberg die Entwicklung eines Proletariats. Allerdings ist einzuschränken, dass es sich zunächst um einen verschwindend kleinen Teil der Bevölkerung handelte. Die Mehrzahl der neuen Lohnarbeiter besaß zudem noch Bruchstücke der durch viele Erbteilungen zersplitterten Grundstücke, manche von ihnen auch eigene Häuschen, fast alle etwas Kleinvieh. Ein Vergleich mit dem besitzlosen Industrieproletariat der Städte ist also nicht gegeben. 
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