6. Geologie, Bodenschätze (850 - 1950)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik


Im Erdaltertum erhob sich in unserem heutigen Gebiet ein mächtiges Gebirge, die „Mitteldeutschen Alpen“. Es wurde im Laufe von Jahrmillionen abgetragen. Hierdurch entstanden vor mehr als 200 Millionen Jahren die verschiedenen Arten des so genannten „Rotliegenden“. Die Abtragung des Gebirges veränderte nach und nach die Druckverhältnisse unter der damals noch dünneren Kruste der Erdoberfläche. Hierdurch setzte gegen Ende der Abtragung vulkanische Tätigkeit in unserem Gebiet ein. Aus dem Erdinneren quollen Eruptivgesteine und legten sich über das Rotliegende. An manchen Stellen wurden sie durch weitere Ablagerungen des alten Gebirges wieder zugedeckt. Spätere Ausbrüche durchdrangen z. T. alle Schichten und lagerten sich darüber.
Rotliegendes der ältesten Zeit finden wir oberhalb Gehlbergs. An der „Güldenen Brücke“ trifft man auf eine kleine Porphyrdecke aus der Zeit der ersten Vulkanausbrüche. Weiter aufwärts geht man wieder über Rotliegendes.

Der Schneekopf besteht aus Porphyr des vorletzten, der Beerberg aus solchem des letzten Vulkanausbruches. Das Gebiet zwischen beiden weist Tuffgestein auf.
Eine Eigenheit, die sicher zur bergmännischen Betätigung in den Gipfellagen beitrug, sind Porphyrklumpen mit Hohlräumen, in denen sich Quarz- und Amethystkristalle gebildet haben. Nach der früher ergiebigsten Fundstelle heißen sie „Schneekopfkugeln“. Über der Erde trifft man sie heute nur noch selten an. bei Erd-, Wegebau- oder Aufforstungsarbeiten am Schneekopf, an der Schmücke, dem Langerain, ja teilweise sogar in der Gegend von Geschwenda fördert man auch noch heute häufig Schneekopfkugeln zu Tage. Sie werden aber nur von Kundigen erkannt und geöffnet.
Vulkanisches Gestein, welches die Erdoberfläche nicht erreichte, langsam abkühlte und sehr fest wurde, ist der Granit. Er trägt einen großen Teil des Kammgebietes. Sichtbar ist er aber nur dort, wo alle ursprünglich darüber liegenden Schichten verwitterten und durch das Wasser fortgespült wurden. Dies trifft für einige Stellen in der Gegend von Heidersbach und Suhl zu. 

Ehe das Erdaltertum zu Ende ging, wurde unser Gebiet vom Zechsteinmeer überflutet. Über dessen Rückstände lagerten sich im Erdaltertum Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Schließlich wurde die ganze Scholle, die heute den Thüringer Wald darstellt, zu einem Gebirge hochgedrückt, das wesentlich höher war, als seine jetzigen Reste. Die im Erdmittelalter und der Erdneuzeit entstandenen Schichten sind längst durch Verwitterung zerstört, abgetragen und fortgespült worden. Zechsteinfelsen findet man noch im Kehltal und am Raubschloss. Der Buntsandstein ist in den Kammlagen ebenfalls verschwunden. Er tritt erst am Bahnhof Dörrberg in Schichten zu Tage, die stark nach der Thüringer Mulde nordwärts abfallen. Die ersten Spuren des Muschelkalks gibt es am Raubschloss. Im Plaueschen Grund wird er häufiger. Schließlich bildet er die Reinsberge über Plaue, die zum Geratal hin schroff abbrechen. Keuper findet sich erst unterhalb Arnstadts im Wachsenburggebiet. 

Während auf den Höhen die Trennung der Schichten durch das abfließende Wasser ziemlich vollständig erfolgte, trifft man in den Tälern z. T. auf engem Raum Ablagerungen aus den verschiedensten Epochen der Erdgeschichte. Es handelt sich aber jeweils um relativ geringe Mengen der verschiedenen Mineralien. Diese Tatsache wurde wegen fehlender geologischer Kenntnisse früher nicht erkannt. So kam es, dass viele mit großen Hoffnungen gegründete Bergwerke wegen zu geringer Ergiebigkeit enttäuscht wieder geschlossen werden mussten. 

Am Rande des Thüringer Waldes waren die Bedingungen teilweise günstiger. An der Bruchstelle zwischen der hochgedrückten Scholle des Gebirges und dem Vorland sind die Vorlandschichten teilweise aufwärts gebogen bzw. gekippt. Im Ilmenauer Gebiet bestehen sie aus Ablagerungen des Zechsteinmeeres, wie Dolomit, Gipslagen, Letten, Kupferschiefer und Konglomeraten (Trümmergestein). Der Kupferschiefer enthält Kupfer- und Bleiglanz, Kupferkies, Buntkupfererz und Silber. Die Konglomerate bestehen zum Teil auch aus Kupfererzen und Spuren von Silber.

Manche Forscher schließen aus gewissen Anzeichen im Gelände um Gossel, dass dort die Kelten bereits Erze verarbeitet hätten. Diese Annahme ist aber bis jetzt nicht genügend fundiert, um sie als Tatsache gelten lassen zu können. Hingegen ist es ziemlich sicher, dass sorbische Siedler als erste in unserer Gegend Bergbau betrieben. Sie wanderten im 7.und 8. Jahrhundert ein. Namen, wie Unterpörlitz, Rödlitz, Längwitz, Pennewitz und Jüchnitz gehen auf sie zurück.
Erster schriftlicher Hinweis auf den Bergbau im Thüringer Wald findet sich in einer Vorrede des Mönchs Ottfried von Weißenburg (840 – 770) zu dem ältesten hochdeutschen Gedicht „Krist“.

Sorben und einheimische Bergleute drangen im Laufe der Zeit tiefer in das Gebirge vor, weil sie nur geringes technisches Gerät besaßen und deshalb danach strebten, Lagerstätten zu finden, welche die Arbeit im Tagebau gestatteten. So dürfte Manebach um 100 als kleine Bergwerksiedlung entstanden sein.

Ilmenau, welches 1343 zur Grafschaft Henneberg kam, soll nach einer leider verloren gegangenen Urkunde ebenfalls schon im 12. Jahrhundert Bergwerke an der Sturmheide besessen haben. Auch im übrigen Hennebergschen Gebiet gab es Gruben, denn 1216 belehnte Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen den Poppo von Henneberg mit den Berg- und Salzwerken der gleichnamigen Grafschaft.

Um 1300 entstand die Bergwerksiedlung „Zum alten Felde“. Die Grube ging um 1600 ein. Nikol Schmidt gründete mit anderen Glasmeistern 1646 eine Glashütte an dieser Stelle. Sie ist der Ursprung der heutigen Gemeinde Altenfeld. Auch der Name des Ortes „Schmiedefeld“ – 1406 erstmals erwähnt – deutet auf die Gewinnung von Metallen hin. Das Erz hierzu wurde am Eisenberg gefördert. Nicht weit davon gründeten Bergleute im Jahre 1546 die Siedlung Goldlauter, um an der Hirschzunge, im Rosenstollen und in der St. Jakobsgrube nach Kupfer und Silber zu graben. Obwohl schon die Werke wegen zu geringer Ergiebigkeit eingingen, unternahm man 1780 – 1790 nochmals einen aussichtslosen Versuch, der Erde am Rosenstollen Reichtümer zu entwinden.

Kehren wir nochmals zu den Ilmenauer Bergwerken zurück. Den Besitzern Ulrich und Semmler folgten 1470 Erfurter, 1474 Nürnberger und 1535 Leipziger Besitzer. 1525 entstand die Draht- und Messinghütte des Sixtus Ölhafen aus Nürnberg. Die Sturmheidegruben kamen 1551 an Erkel und Wolff Weihrach aus Schweinfurt. 1592 wurde der Martinröder (Entwässerungs-)Stollen begonnen. Er führte von Martinroda aufwärts zur Moortalmündung bei Elgersburg. 1593 lieferten die Rodaer Werke unter Weihrachs Nachfolger Drachstedt wöchentlich 12 Zentner Kupfer und pro Zentner bis zu 20 Lot Silber.

Wie fast alle Bergwerke verfielen auch die Ilmenau-Rodaer im Dreißigjährigen Krieg. 1678 versuchte man, das Werk an der Sturmheide wieder in Gang zu bringen. 1684 übernahm es der Berghauptmann von Uetterrodt. Er behandelte die Bergleute nicht sehr gut. Schon 1685 war er ihnen 13 Wochen Lohn schuldig. Die Leute litten bittere Not.
Zum Betrieb der Gruben entstanden Stauweiher im Ilmtal, die Freibachteiche (1691 – 1701) und der Soldatengraben zur Zuführung des Schortewassers. Der Martinröder Stollen wurde in Richtung Roda-Ilmenau weiter vorgetrieben. Das alles kostete Geld. Uetterrodt verschaffte es sich auf nicht immer reelle Weise. 1702 waren die Gruben trotz guter Ergiebigkeit bereits mit 610.488 Reichstalern verschuldet. Ein Dr. Rappold erbot sich als Geldgeber. Er ließ sich das ganze Inventar als Sicherheit verschreiben, kaufte den Zentner Kupfer für nur 10 Taler auf und ließ sich statt der Zinsen 40 Zentner Kupfer „schenken“. Die Bergleute darbten weiter. Sie kamen aus Klingenthal, Johanngeorgenstadt, Annaberg, einige auch aus Suhl und Ruhla. Für 8 bis 12 Stunden täglicher Arbeit erhielten sie pro Woche etwa einen Taler. Es wurde Erz aus 13 Schichten gefördert. Zwischen Roda und Ilmenau standen damals 14 Schmelzöfen.
Von 1692 wurden in Ilmenau auch Silbermünzen geprägt. 1705 übernahm der Steiger Reinhard Keller die Werke. Er betrog die Bergleute und beutete sie schrecklich aus. Erst 1719 wurde er endlich verhaftet, konnte aber schon 1720 nach Ungarn auswandern.

1736 waren die fünf Hauptschächte an der Sturmheide:
  1. „Gott hilft gewiss“ nordwestlich der heutigen Porzellanfabrik „Graf von Henneberg“, 184 Meter tief
  2. „Wilhelm Ernst“, am Haus Stade, 184 m
  3. „Gottesgabe“, unterhalb vom Zechenhaus, 130 m, sehr umfangreich
  4. „Güte Gottes“, am Haus Lorenz, Wenzelsberg
  5. „Treppenschacht“ am Ende der gleichnamigen Gasse

Am 9.5.1739 brach der untere Freibachteich. Sein Wasser verheerte Teile von Manebach, setzte die Gruben unter Wasser und machte sie auf lange Zeit unbenutzbar.

1776 kam Goethe erstmalig nach Ilmenau. Er bemühte sich sehr um die Wiederinbetriebnahme der Schächte. Nach anfänglichen Erfolgen brach der Martinröder Stollen in der Nacht vom 24. zum 25. Oktober 1796. Durch die Geistesgegenwart des Kunstknechts Eichel konnten zwar alle Bergleute gerettet werden, die Gruben „soffen aber ab“. Die Folgen damaliger Kriege gestatteten keine Wiederinstandsetzung. Heute sind die Schächte verschüttet oder mit Wasser gefüllt. Stabil gebliebene Strecken haben sich in Tropfsteinhöhlen verwandelt, deren Erschließung für die Öffentlichkeit sich kaum lohnen dürfte.
Die Bergwerke in der unmittelbaren Umgebung des heutigen Gehlberg waren nicht so umfangreich wie die Ilmenauer. Erzgruben, später auch Steinkohleschächte, wurden über viele Jahre mit vielen Misserfolgen betrieben, wurden stillgelegt, von anderen Besitzern wieder eröffnet und schließlich doch ganz aufgegeben. Das gilt für die Kupferschieferbergwerke am Arlesberg und der Alteburg von 1527 ebenso wie für die Gold- und Silbergruben am Schneekopf (1540) und die Steinkohlengrabungen des Vinzens Leib aus Schmalkalden (1583) am Sachsenstein.

Mögen die alten Bergwerke zwar nicht sonderlich rentabel gewesen sein, so beweist uns doch die Kunde von ihrem einstigen Bestehen, dass in unserem Gebiet vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges ein recht beachtliches Wirtschaftsleben geherrscht haben muss. Dieses geschäftige Treiben brachte der verheerende Krieg restlos zum Erliegen. Zunächst erfuhren die Bewohner unserer Gegend von den Schlachten und Nöten des 1618 in Böhmen begonnenen Kampfes nur von Reisenden, Fuhr- oder Kaufleuten. Nach wenigen Jahren aber machte sich schon eine Geldinflation bemerkbar. Ihr folgte das Erlöschen des Wirtschaftslebens draußen im Lande, welches bald auch auf das Gebirge übergriff.
Den Anfang machten 1624 die 1611 gegründete Schmelzhütte im Gräfenröder Grund und die Ohrdrufer Hütte auf dem Kienberg von 1612. Ihnen folgten die in der Beschreibung des Amtes Schwarzwald von 1642 aufgeführten Gruben und Schächte:

• „... verfallene Bergwerke am Maßbach, Hirschkopf, Wilhelmsleite und an der Waschwiese ...Bergwerke für Kupfer, Silber und Blei am Arlesberg und der Alteburg, dazu eine Schmelzhütte (auf der Schmelzhüttenwiese unterhalb des heutigen „Raubschlosses“) im Gräfenröder Grund. (also die oben genannte Hütte des Thomas Lebzelten und Caspar Werner aus Leipzig)
• Eisenbergwerke auf dem Mönchswald ...
• Ein Werk auf dem Mittelberg, Zeche auf dem Himmelreich, dem Bornthal, Finkenflug ...
• Ein Werk auf dem Klingelloch mit gutem Eisenstein musste wegen Wassereinbruch aufgegeben werden ...
• Bergwerk des Balthasar Bergmann im Übelthal ...
• Mehrere Eisenbergwerke mit zum Teil guten Erzen am Gerweg ...
• Steinkohlebergwerk des Humpert von Langen, Amtmann in Schleusingen, im Sperbersbach ...
• Eisenbergwerk eines Mannes aus Suhl im Löffelbühl, nach der Sieglitz zu ...
• Bergwerke am Teufelskreis beim Schneekopf, wegen Gespenstern (!!) verlassen ...
• Hennebergsches Kupferbergwerk an der Arlesberger Forstgrenze ...“
• Ferner berichtet die Beschreibung über:
„Jaspis- und Diamantsteinbruch am Schneekopf“
(im Schneetiegel, Steinbrüche „von Leber und anderen Farben vff der gülden Brücke, desgleichen aus unter der gülden Brück im Teufelskraiß“
• … „Vff der gehrschen unter Schwarzbach, schöne große Steine von allerhand Farben, sonderlich roth auch grünlich“
und
• ...“ Amethystengang, der in Goldlauter anfängt“ ...

Die Herren des Landes, Herzog Ernst und Herzog Bernhard von Weimar kümmerten sich zunächst wenig um den Niedergang im Lande, sondern nahmen als Heeresführer des Königs Gustav Adolf von Schweden am Krieg teil. Erst nach dessen Tod schlossen sie 1635 Frieden mit dem Kaiser. Bernhard übernahm den Oberbefehl über die protestantischen Truppen, Ernst versuchte den gänzlichen Ruin seines Landes aufzuhalten.

1642 kündeten Flüchtlingsströme vom Herannahen der Torstenssonschen Armee. Am 14. Dezember zog dann auch der linke Flügel unter Generalmajor Eberstein mit sieben Regimentern über Oberhof, Zella-Mehlis nach Franken zu. Wie überall hauste die Soldateska schrecklich. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis sich das Land nur einigermaßen wieder von den Schrecknissen des Krieges erholen konnte. Vorläufig herrschten Arbeitslosigkeit, Teuerung und die Pest. Über der verödeten Landschaft heulten wieder die Wölfe wie in grauer Vorzeit.

Der Bergbau wurde später immer wieder aufgenommen, allerdings in geringerem Umfang. Man suchte nun nicht mehr nach Silber und Edelsteinen, sondern nach Steinkohle, Schwer- und Flussspat oder Braunstein. Im Tal der Zahmen Gera wurden noch in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts kleine Gruben eröffnet. Dort ereignete sich 1937 der letzte Schachtunfall unseres Gebietes. Ein Bergmann, der „lange Senf“ wurde verschüttet und musste drei Tage ausharren, bis er befreit werden konnte.

Die geringen Erzvorkommen gestatteten aber auch hier keine rentable Ausbeutung. Selbst großzügig angelegte Unternehmungen, wie das der bekannten Wismut-Gesellschaft, welche in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts einen langen Stollen vom Zahmen Geratal unter die „Wüstrumnei“ trieb, mussten wieder eingestellt werden.

Das 1855 gegründete Braunsteinwerk am oberen Ortsausgang von Arlesberg (E. Diemar, Elgersburg) stellte schließlich auch die eigene Förderung ein und verarbeitete nur noch ausländische Manganerze.
Somit ist die bergmännische Betätigung in der Mitte des 20. Jahrhunderts nach vielen Mühen und Fehlschlägen wohl endgültig erloschen.

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