Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Die höchsten Erhebungen des Thüringer Waldes befinden sich in unmittelbarer Nähe Gehlbergs. Es sind:
- Großer Beerberg 982,1 m Höhe 4 km Luftlinie v. Gehlberg | |
- Schneekopf 977,7 m Höhe 2 km Luftlinie v. Gehlberg | |
- Gr. Finsterberg 944,2 m Höhe 4,6 km Luftlinie v. Gehlberg ⇒(EA107) |
Der bekannte „Große Inselberg“ bei Tabarz ist zwar nur 916 m hoch, wirkt aber sehr imposant, weil seine Umgebung niedriger ist als die seiner größeren Brüder. Aus dem gleichen Grunde bietet er dem Besucher auch eine bessere Aussicht über das Land als die südlicher gelegenen Gipfel.
Alle vier sind vulkanischen Ursprungs und bestehen oben aus Porphyr. Bei Schneekopf und Beerberg liegen darunter Schichten des Rotliegenden, etwas tiefer erneut Porphyr früherer Vulkanausbrüche. Darunter findet man wieder Rotliegendes, z. T. auch eingestreute Porphyrite und stößt schließlich auf Granit.
Beim Inselberg ist die rotliegende Schicht unter der Porphyrkappe ziemlich klein und dünn. Unter ihr befindet sich am Südhang ein geringer Porphyrrest, dafür folgt aber schon in mäßiger Tiefe Granit. Auch beim Finsterberg ist die Granitunterlage äußerst mächtig, das Rotliegende fehlt ganz.
Zwischen Schneekopf und Beerberg fällt der „Schmücker Graben“ nordwärts zum „Langerbach“ ab, einem Zufluss der „Wilden Gera“, die im „Schneetiegel“ entspringt.
Nördlich der Schmücke liegen in Richtung Schneekopf die „Teufelskreise“. Früher waren das ausgedehnte Moore, die heute aber fast ganz ausgetrocknet sind. Am bekanntesten war das „Teufelsbad“. Einen Kilometer westlich davon erinnert nur die Bezeichnung „Schwarze Pfütze“ an ein früheres Moor. Noch nicht ganz verschwunden ist das Hochmoor auf dem Beerberg.
Der „Rennsteig“, ein alter Kammweg des Thüringer Waldes, umgeht diese Moore. Er macht – vom Rondell bei Oberhof südwärts kommend – auf dem Westhang des Beerberges bei der „Plänckners Aussicht“ eine Biegung nach Osten, führt im Abstand von etwa 400 Metern südlich an allen genannten Mooren vorbei weiter ostwärts bis kurz vor die Schmücke und biegt dort wieder nach Richtung Süden ab.
Wegen der gefährlichen Moore mieden die Menschen früher das Schneekopfgebiet. Wer aber nach edlen Metallen und kostbaren Steinen trachtete, überwand die Angst vor der unheimlichen Gegend. Schon vor 1540 wurden am Schneekopf Gold- und Silberbergwerke betrieben, wahrscheinlich mit geringem Erfolg. Offensichtlich sind die Gruben bald aufgegeben worden, denn 1605 entdeckte sie Balzar Leib neu. Er bat den Herzog Johann, sie wieder in Gang setzen zu dürfen, weil „nicht allein gute schöne Agaten, die Menge am Tag, sondern auch Jaspis, eine Agatenart, darin ich und andre mehr pur Silber gesehen … über das sind Letten genug, die Gold führen“.
Um 1640 waren die Gruben aber schon wieder verfallen. Die Beschreibung des Amtes Schwarzwald besagt, dass sie wegen „Gespenstern“ verlassen wurden. Der Schneekopf war damals mit Fichten und Tannen bewachsen, der Gipfel allerdings nur mit Geröll bedeckt, zwischen welchem Moose und Heidekraut wuchsen. Die Bäume waren durch Schnee- und Windbruch beschädigt und zerzaust. Deshalb wurden sie nicht planmäßig geschlagen, sondern gelegentlich von Harzern und Köhlern genutzt.
Die Schmücke hatte als höchster Punkt der über das Gebirge führenden Straße schon sehr früh eine besondere Bedeutung. Wenn sich da oben auch keine Menschen für dauernd wohnlich einrichteten, hat es doch schon sehr früh einfache Hütten zum Schutz vor der Witterung oder zum Übernachten dort gegeben. Das 1516, 1541 und 1546 erwähnte „Schneehaus“ – sicher eine Schutzhütte, die nur im Sommer längere Zeit bewohnt war – stand allerdings nicht auf der Stelle der heutigen Schmücke, sondern 150 Meter nördlich davon, also auf dem höchsten Punkt des alten Schmücker Weges. Es ist aber durchaus möglich, dass es schon viel früher Schutzhütten dort gegeben hat. Etwa um 1710 stand auf der Schmücke ein „Viehhaus“. Es war ein von Holzpfosten getragenes Dach mit seitlichen Lattenanbauten für die Hirten.
Als die Türken das deutsche Land bedrohten, wurden an den hochgelegenen Orten Warnfeuer angezündet. So musste 1664 auch der Arlesberger Förster auf den Schneekopf steigen und dort „gehörig Dampf machen“. Erfreulicherweise war diese Maßnahme unnötig, wurde doch dem Vormarsch der Türken schon weit vor den Grenzen unseres Landes Einhalt geboten.
1772 ließ Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg ein Häuschen auf dem Schneekopf errichten, um ein Obdach zu haben, wenn er gelegentlich astronomische Beobachtungen da oben anstellte. Schon 1793 wurde das Gebäude erbrochen, beraubt und schließlich 1796 von unbekannten Tätern bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
In der Zeit der Romantik begann man in Kreisen der wohlhabenden Bevölkerung für die Schönheiten der Natur zu schwärmen. „Gipfelbesteigungen“ wurden mit großem Aufwand, wie Wegführern, Trägern und Tragtieren unternommen. Auch der Schneekopf wurde wegen seiner schönen Aussichtsmöglichkeiten in zunehmendem Maße aufgesucht. Die „Bergsteiger“ empfanden das Fehlen einer Unterkunft dabei recht unangenehm, zumal es auf der Schmücke nur notdürftige Unterbringungsmöglichkeiten gab. Hier war ja auch nur eine Ausspannstelle für die auf der „platea publica“ verkehrenden Geschirre, bzw. wurde Viehzucht betrieben. Deshalb plante die herzogliche Kammer zu Gotha den Bau eines festen Hauses auf dem Schneekopf sowie den eines Hauses mit Stall südlich unterhalb der Kuppe für einen Kreiser. Das Kreiserhaus mit dem Stall wurde 1804 tatsächlich errichtet, doch fand sich niemand, der da oben wohnen wollte. So wurde es des Öfteren erbrochen und ausgeplündert. 1816 stellte der Gehlberger Christian Machalett den Antrag, das Gebäude abreißen zu dürfen, um mit dem so gewonnenen Baumaterial ein Haus für seine Familie im Ort aufstellen zu können. Die Kammer hingegen glaubte, das Kreiserhaus mit 80 Talern Aufwand wieder reparieren lassen zu können und lehnte das Gesuch ebenso ab wie ein fünf Jahre späteres, in welchem Machalett seinen Wunsch wiederholte und 10 Taler Zuzahlung anbot. Sie wären besser auf Machaletts Gesuch eingegangen! Stattdessen ließ die Kammer auf der Schmücke ein zweistöckiges Gebäude errichten. 1812 erhielt die Schmücke Gastgerechtigkeit.
Das Gasthaus, das heute noch dort steht, wurde 1823 gebaut. Außerdem ließ die Kammer den Fohlenstall neu herstellen und bestellte einen Fohlenhirten. Die Pferdezucht ging aber schnell zurück. Waren es 1829 noch 64 Pferde, so befanden sich schon 1832 nur noch 11 Tiere dort. Die Zahl der Rinder – 1818 noch mehrere Hundert – wurde ebenfalls geringer. Das Triftgelände, das schon 1808 weitgehend verwachsen war, wurde – trotz einer Erweiterung im Jahre 1822 – bald wieder unbrauchbar.
Die ersten drei Pächter der Schmücke enttäuschten sehr. Sie beteiligten sich an Holzdiebstählen und Wilddiebereien. Es musste deshalb vorübergehend sogar ein Kommando Soldaten auf die Schmücke verlegt werden. Erst als am 1.5.1843 der bekanntgewordene „Joel“ die Bewirtschaftung erhielt, ging es mit dem Gasthof wieder bergauf. Joel wurde zum Jagd- und Forstschutz verpflichtet und erhielt dafür die Schmücke mit Wohn-, Back- und Brauhaus, Kuh- und Fohlenstall, sowie Wiesen-, Weide- und Rodeland unentgeltlich zur Benutzung (!).