10. Die ersten Jahre Gehlbergs (1645 - 1653)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Sofort nach dem Empfang des Lehnsbriefes begannen die Glasmeister mit ihren Gehilfen und Familienangehörigen den Bau einer Hütte, eines Wohnhauses – später auch des zweiten – sowie des Back- und Brauhauses und der Schneidemühle im Gräfenrodaer Grund. Alle diese Arbeiten mussten weit entfernt von Ansiedlungen, mitten in einem von keiner menschlichen Hand geordneten Waldgebiet durch wenige Personen mit sehr einfachen Werkzeugen und Transportmitteln verrichtet werden und waren unsäglich mühsam. Trotzdem konnte schon 1646 das erste Glas in der neuen Hütte erschmolzen werden. Sie stand dort, wo sich heute die Post befindet (Hauptstraße 45). Es handelte sich um ein mit Schindeln gedecktes Holzgebäude von etwa 21 m Länge, 12 m Breite und nicht ganz 5 m Höhe. Das Brennholz stapelte man in einigen Metern Abstand fast ebenso hoch wie die Hütte selbst war.
022 Glashtte
Abb. 022
Glashütte Gehlberg, umgeben von mächtigen Holzstapeln 
Außer den Glasmachern und ihren Familienangehörigen gab es keine Menschen in der Siedlung. Sie mussten deshalb alle zum Leben notwendigen Dinge entweder neben der Arbeit in der Hütte und zu deren Betrieb noch zusätzlich selbst erzeugen oder aus anderen Orten herbeischaffen. Ab und zu konnten sich die Siedler auch Waren von den Fuhrleuten mitbringen lassen, die auf der Beistraße von Plaue nach Suhl an der Hütte vorbeikamen. Allerdings haben wir uns diese Straße als einen sehr schlechten und steinigen Weg vorzustellen, der schwierig zu befahren war und deshalb nicht so häufig benutzt wurde wie die größeren Passstraßen.

Das Leben war hart und ärmlich auf dem Gehlberg. Besonders deutlich ist das an der hohen Kindersterblichkeit zu sehen. Von 1652 bis 1680 starben 11 Personen in der jungen Siedlung. 8 davon waren Kinder im Alter von wenigen Tagen bis höchstens einunddreiviertel Jahren. Auch an anderen Nöten fehlte es nicht. Waren im Kriege die Menschen dezimiert worden, so hatten sich aber die Raubtiere in den Wäldern ungehindert vermehren können. Die Gründer Gehlbergs hatten infolgedessen außer den materiellen Schwierigkeiten und der Behinderung durch das raue Klima auch noch die Sorge um die persönliche Sicherheit zu tragen. Sie konnten den kleinen Ort nicht allein und unbewehrt verlassen. Im Sommer konnte man das Vieh nur nach besonderen Vorsichtsmaßnahmen weiden lassen. Außer der noch über Jahre hinaus anhaltenden Wolfsplage gab es noch zahlreiche Luchse. Erst nach Jahrzehnten konnten die Förster die Oberhand über alle diese Räuber gewinnen.

In Anbetracht dieser misslichen Situation ist es zu verstehen, wenn der Glasmeister Holland, der in Stützerbach auch eine Hütte gegründet hatte, seine Familie bald dort unterbrachte. Warum er allerdings sein erst 1651 erbautes Wohnhaus schon 1655 wieder abriss, statt es an die anderen Siedler zu verkaufen, ist nicht bekannt.

Der Hüttenbetrieb ging natürlich nicht ganz ohne Unfälle vor sich. Schon 1649 brannte das Schindeldach der Hütte zum ersten Mal ab. Auch beim Pottaschebrennen gerieten zuweilen benachbarte Bäume in Brand. 1653 geschah das schon zum dritten Mal. Dabei gingen gleich 200 grüne Fichten in Flammen auf, und die Glasmeister mussten 20 fl. Strafe bezahlen.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.