19. Neue Brennstoffschwierigkeiten, Torf (1825 - 1835)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Nach Ablauf der Frist von 20 Jahren erlosch die Brennholzzuteilung für die neue Glashütte auf der Hirschstallwiese. Auf die zahlreichen Gesuche der Besitzer gewährte die herzogliche Kammer nur noch einen Bruchteil der Holzlieferungen und verwies die Glasmeister auf die (schon 100 Jahre vorher als unmöglich erwiesene) Verwendung hiesiger Steinkohle. Verständlicherweise gingen die Glasmacher nicht darauf ein. Nun bemühte sich die Kammer, den Leuten die Torfheizung schmackhaft zu machen. Die beiden Moore am Teufelskreis sollten entwässert werden und auf 5 – 8 Jahre Torf für die Hütte erbringen. Bürgermeister Wilhelm Hartwig und Glasmeister Georg Heinz unternahmen daraufhin eine Reise zu den mit Torf betriebenen Glashütten bei Gifhorn. Dort mussten sie leider feststellen, dass der Torf weder die hohen Temperaturen erzeugt noch die Reinheit der Schmelze gewährleistete, die zum Herstellen der Gehlberger Glasprodukte erforderlich waren. Außerdem hätte man bei gleichem Ausstoß wesentlich mehr Arbeitskräfte gebraucht.

Obwohl diese Feststellungen zutrafen, beharrte die Regierung auf der Forderung wenigstens teilweiser Torffeuerung.
So blieb die Hütte vom Winter 1838 an ungenutzt. Die hierdurch arbeitslos gewordenen Menschen sollten auf Betreiben der Regierung Holzschnitzerei oder Drechselei erlernen. Die Glasmeister waren dafür sicher zu alt und versuchten deshalb, das Werk in Gestalt einer Tafelglashütte wieder in Betrieb zu bringen. Sie hätten dann billigere Rohstoffe verwenden und für die Differenz höhere Holzpreise zahlen können. Nach längerem Hin und Her genehmigte die Kammer das Vorhaben, wollte aber nur für 10 Jahre Holz abgeben. Das war den Glasbläsern, die ja schon schlechte Erfahrungen gemacht hatten, zu wenig. In einem ungeschickt abgefassten Schreiben versuchten sie 1844, mehr zu erreichen. Der neue Herzog Ernst II. erboste sich darüber und schlug das Gesuch ab. Die Hütte auf der Hirschstallwiese war nun nicht mehr zu retten. 1845 musste sie nach nur 30jährigem Bestehen meistbietend auf Abbruch verkauft werden.

Der Versuch, arbeitslose Glasbläser auf holzverarbeitende Berufe (z. B. Drechsler) umzuschulen, war übrigens nicht erfolgreich. Nur vier junge Gehlberger hatten sich 1841 dazu bereiterklärt. Ein Drechsler wird aber erst 1888 erwähnt. Er hatte diesen Beruf zwar erlernt, übte ihn aber nur kurze Zeit aus. Es handelt sich um Adalbert Greiner (1860 – 1939), den ersten Postboten Gehlbergs. Er war ein Sohn des 1831 geborenen Christian Friedrich Greiner aus der Linie der „Hädeblüter“ (nach dessen Mutter Joh. Dorothea Emilie Augustine, geb. Heideblut). Dieser ist nicht zu verwechseln mit seinem ebenfalls 1831 geborenen Vetter Christian Friedrich Greiner, dem „Frieds-Christel“. Der war ein Bruder des späteren „Post-Moritz“. Anfänglich gemeinsam mit Moritz, später allein, betrieb Frieds-Christel „auf dem Berg“ (heute Bergstraße 3) in einer Kammer ein kleines Lädchen. Wenn die Einwohner sonntags zur Kirche hinauf gingen, waren stets etliche Männer dabei so stürmisch, dass sie nicht im Kirchgestühl, sondern weiter oben in Christels Schnapslädchen landeten. Dieser ließ sie aber den Branntwein nicht allein trinken, sondern half ihnen gern dabei. Er war musikalisch und spielte Kontrabass sowie Violine. Eines Nachts verließ Christel ohne ersichtlichen Grund seine Wohnung und kehrte nicht zurück. Wochen danach, im Oktober 1896, fand man ihn tot im Pfanntal.
Edmund Greiner, der "Bergdoktor", mit Frau und Tochter Lina (1902) vor dem ehemaligen Krämerladen seines Vaters, des "Frieds Christel", (Haus Nr. 40, heute Bergstraße 3). Zwischen dem Zaun im Vordergrund und dem Haus ist noch der Fuhrweg (die ehemalige Beistraße) zur Schmücke zu sehen, der damals dort entlang führte.

030 Edmund Greiner Abb. 030

 
Adalbert, Sohn des „Hädeblüter“ Christian Friedrich, war ebenfalls musikalisch. Zusammen mit Robert Witzmann und Arthur Heinz spielte er auf der Handharmonika zum Tanz auf. Sein Sohn Paul und der Enkel Werner, beide ebenfalls Postangestellte, musizierten später als Laien zum gleichen Zweck.
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