26. Bau der Wasserleitung (1888)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik 
In den Tiefbrunnen des Flachlandes sammelte sich nachts und bei geringer Entnahme immer wieder Wasser neu an. Die Röhrenbrunnen Gehlbergs hingegen lieferten fließendes Wasser und hatten keine oder nur kleine Sammeltröge. Einige von ihnen befanden sich direkt an Quellen, die meisten jedoch erhielten ihr Wasser durch lange Holzröhrenleitungen von den Quellen oberhalb des Dorfes.

Die letzten Brunnenröhrenmacher waren die Wagner Elias und Louis Heißner („Wähners-Louis“). Im Haselbrunn schnitten sie Rundhölzer auf Längen von etwa 2 Metern und drehten dann auf dem „Bohrstuhl“ einen langen eisernen Bohrer hindurch. Das war eine mühsame und schlecht bezahlte Arbeit. Manchmal verlief sich der Bohrer und drohte, an der Seite herauszukommen. Dann hatte es keinen Sinn weiterzubohren. Das Stück war unbrauchbar. Während die Holzrohre früher stumpf aneinander gefügt und mit Pech abgedichtet wurden, verband man sie später durch kurze eiserne Muffen.

Der oberste Brunnen befand sich beim Forsthause. Auch vor der Kirche rieselte Wasser in einen Trog. (Das jetzt dort sichtbare Becken ist später angebracht worden. Es wird nicht durch eine Quelle, sondern von der Wasserleitung gespeist.) Nicht weit davon befand sich der Brunnen für Schillings Schleiferei (beim heutigen Feuerwehrhaus). Das Gundelachsche Haus (Hauptstraße 46, ehemals Peter Greiners Erben) besaß ebenfalls einen Brunnen, der sich in einem kleinen Brunnenhaus befand. Die nächste Wasserstelle lag unterhalb des Uhrenhäuschens in einer Nische (Hauptstraße 44, wo heute das Transformatorenhäuschen steht). Ein weiterer Brunnen murmelte bei Florentin Greiners Linde (Hauptstraße 32) vor sich hin. Die mündliche Angabe, dass sich auf dem Stötzerschen Grundstück früher ein Brunnen befand, der durch Glasröhren von den Wiesen auf der Höhe dahinter gespeist wurde, mag zutreffen, ist aber nicht zu beweisen. Der unterste Brunnen stand vor der „Schorschenburg“ (genauer: vor dem heutigen Hause Hauptstraße 22). Aber auch auf der Wiese oberhalb der (heutigen) Schulstraße sowie der „Bornwiese“ (zwischen Kirche und Hotel Daheim) gab es Wasserstellen, die nicht eingefasst waren.

043 KirchbrunnenAbb. 043
Der letzte erhalten gebliebene Brunnen stand vor der Kirche und wurde 1938 abgerissen. 
War nun längere Zeit kein Regen gefallen, so floss aus manchen Brunnenröhren überhaupt kein Wasser mehr, aus anderen rieselten nur noch Strählchen von Bleistiftdicke. Man kann sich vorstellen, wie unangenehm das war, mussten doch über 500 Menschen, zahlreiches Vieh und die Produktionsstätten mit Wasser versorgt werden. Die Leute „standen Schlange“ an den Brunnen. Wer nicht Zeit hatte zu warten, bis die Eimer seines Vorgängers endlich gefüllt waren, musste schon im Morgengrauen zum Wasserholen gehen. Manche Viehhalter standen sogar mitten in der Nacht auf, um genügend Wasser zu bekommen. Man kann eigentlich nur froh sein, dass damals kein Feuer im Ort ausbrach. Die Folgen wären nicht auszudenken gewesen.

Da der Übelstand nicht durch Anlage weiterer Brunnen zu beseitigen war, beschloss die Gemeindevertretung 1888 den Bau einer Hochdruckwasserleitung und ließ auch sofort mit dem Bau beginnen. Er kostete 23 200 Mark. Die Landesbrandkasse steuerte 200 Mark dazu bei. Der Rest wurde von der Landeskreditkasse geliehen und durch die Zinsen des Kapitals, welches man für die Holzablösung erhalten hatte, verzinst und abbezahlt. Außerdem erhob die Gemeinde nunmehr einen Wasserzins.
Die Wasserleitung wurde am 3.11.1888 erstmals benutzt. ⇒(EA1888-001) Foto Weltkugel

 

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