Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Die Eröffnung des Eisenbahnverkehrs nach Gehlberg auch für Personen im Jahre 1891 ließ den nach geringen Anfängen wieder zurück gegangenen Fremdenverkehr erneut aufblühen. 1892 erholten sich 143, 1893 schon 280 Gäste in Gehlberg und seiner schönen Umgebung.
Die Einwohner stellten sich rasch auf die Möglichkeit des Geldverdienens durch Zimmervermietung ein. Viele Hausbesitzer ließen ihre einstöckigen Gebäude um eine Etage erhöhen, um Raum für Fremdenzimmer zu gewinnen.
Um den wachsenden Wasserbedarf befriedigen zu können, wurde für 3611 Reichsmark eine weitere Quelle an der Seyfartsburg gefasst und ihr Wasser dem Hochbehälter zugeleitet.
Die sanitären Anlagen des Ortes ließen sehr zu wünschen übrig. Als Toiletten dienten meistens noch die bekannten Bretterbuden, welche nicht selten direkt am Misthaufen standen. Ab und zu kam es vor, dass übermütige Jugendliche solch „stilles Örtchen“ nachts heimlich abmontierten, um sie an besonders originellen Stellen des Dorfes wieder aufzubauen.
Amüsant zu lesen sind die Akten über den Streit zwischen Richard Machalett und Friedrich Hartwig („Wirts-Fritz“ genannt) einerseits und Fritz Wiegand andererseits, der von 1873 bis 1882 dauerte. Die Parteien prozessierten um die Toilette des Wiegand (nach dem Beruf seines Vaters „der Schusters Fritz genannt), die so unzweckmäßig angelegt war, dass bei einem gewissen Grad ihrer „Füllung“ übelriechende Feuchtigkeit in die Räume der empörten Nachbarn drang. Heute ist nicht mehr festzustellen, wie die Sache ausging. Berühmt geworden ist aber die verblüffende Lösung der Toilettenfrage für das Obergeschoss des Wiegandschen Hauses (Elgersburger Straße 11). Die aus Brettern bestehende Anlage hing nämlich in Luftiger Höhe wie ein Vogelbauer außen an der Wand und war mit Ketten befestigt, damit sie nicht herunter fallen konnte. (Es scheint, dass Schusters Fritz eine Neigung für Besonderheiten besaß. Sein Haus erhielt schon 1878 ein drittes Stockwerk und blieb über Jahrzehnte das einzige dieser Art in einem Ort mit hauptsächlich einstöckigen Gebäuden.)
Bisher flossen alle Abwässer in einem Graben neben der Dorfstraße zu Tale. Wenn dieser durch Unrat verstopft war, bildeten sich bei Regenwetter morastige Pfützen, die an manchen Stellen die ganze Straßenseite einnahmen. Im Sommer roch es übel im Dorfe. Kam der Gendarm Griebel nach Gehlberg, dann musste er sich oft mit Beschwerden befassen, weil manche Anlieger die zu ihren Grundstücken gehörenden Abschnitte des Abwassergrabens nicht frei gehalten oder sogar mit Abfällen aus ihren Haushaltungen verbaut hatten.
Es ist klar, dass die Einwohner nur dann Fremde beherbergen konnten, wenn sie solche und andere Mängel von sich aus beseitigten. Aber auch die Gemeindeverwaltung musste der Entwicklung Rechnung tragen. Deshalb ließ sie 1896 den Graben der Hauptstraße durch eine Kanalisation ersetzen.
Die sanitären Anlagen des Ortes ließen sehr zu wünschen übrig. Als Toiletten dienten meistens noch die bekannten Bretterbuden, welche nicht selten direkt am Misthaufen standen. Ab und zu kam es vor, dass übermütige Jugendliche solch „stilles Örtchen“ nachts heimlich abmontierten, um sie an besonders originellen Stellen des Dorfes wieder aufzubauen.
Amüsant zu lesen sind die Akten über den Streit zwischen Richard Machalett und Friedrich Hartwig („Wirts-Fritz“ genannt) einerseits und Fritz Wiegand andererseits, der von 1873 bis 1882 dauerte. Die Parteien prozessierten um die Toilette des Wiegand (nach dem Beruf seines Vaters „der Schusters Fritz genannt), die so unzweckmäßig angelegt war, dass bei einem gewissen Grad ihrer „Füllung“ übelriechende Feuchtigkeit in die Räume der empörten Nachbarn drang. Heute ist nicht mehr festzustellen, wie die Sache ausging. Berühmt geworden ist aber die verblüffende Lösung der Toilettenfrage für das Obergeschoss des Wiegandschen Hauses (Elgersburger Straße 11). Die aus Brettern bestehende Anlage hing nämlich in Luftiger Höhe wie ein Vogelbauer außen an der Wand und war mit Ketten befestigt, damit sie nicht herunter fallen konnte. (Es scheint, dass Schusters Fritz eine Neigung für Besonderheiten besaß. Sein Haus erhielt schon 1878 ein drittes Stockwerk und blieb über Jahrzehnte das einzige dieser Art in einem Ort mit hauptsächlich einstöckigen Gebäuden.)
Bisher flossen alle Abwässer in einem Graben neben der Dorfstraße zu Tale. Wenn dieser durch Unrat verstopft war, bildeten sich bei Regenwetter morastige Pfützen, die an manchen Stellen die ganze Straßenseite einnahmen. Im Sommer roch es übel im Dorfe. Kam der Gendarm Griebel nach Gehlberg, dann musste er sich oft mit Beschwerden befassen, weil manche Anlieger die zu ihren Grundstücken gehörenden Abschnitte des Abwassergrabens nicht frei gehalten oder sogar mit Abfällen aus ihren Haushaltungen verbaut hatten.
Es ist klar, dass die Einwohner nur dann Fremde beherbergen konnten, wenn sie solche und andere Mängel von sich aus beseitigten. Aber auch die Gemeindeverwaltung musste der Entwicklung Rechnung tragen. Deshalb ließ sie 1896 den Graben der Hauptstraße durch eine Kanalisation ersetzen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts standen für die Verpflegung der Fremden die Lokale „Gehlberger Mühle“, „Herzog Alfred“, Gasthof „Hirsch“ und die Schmücke zur Verfügung. Das reichte nicht ganz aus. Deshalb kochten manche Hausfrauen für ihre „Badegäste“ mit. Wenig begüterte Erholung suchende Familien mieteten Zimmer unter dem Vorbehalt der Küchenmitbenutzung und verpflegten sich selbst. Wohlhabende Fremde belegten ganze Wohnungen und brachten sich eigenes Personal mit.
Es war gar nicht selten so, dass die Einheimischen in der Saisonzeit auf dem Dachboden oder in der Scheune hausten, damit sie alle Wohnräume an Kurgäste vermieten konnten.
Es war gar nicht selten so, dass die Einheimischen in der Saisonzeit auf dem Dachboden oder in der Scheune hausten, damit sie alle Wohnräume an Kurgäste vermieten konnten.