8. Frühere Glashüttengründungen (1196 - 1737)

Unveränderter Wortlaut der von K.-J. Schmidt erstellten Chronik
Wann und wo die erste Thüringer Glashütte entstanden ist, weiß niemand zu sagen. Da die Glasmacherei in Venedig schon im 9. Jahrhundert weit entwickelt war und einige Thüringer Sagen von Venetianern berichten, die in den Bergen nach Schätzen suchten, wurde oft angenommen, dass die Kunst der Glasherstellung durch diese Italiener nach Thüringen gekommen sei. Die bekannteste dieser Sagen handelt von einem Venetianer und seiner Frau, der "wilden Gera". Nach ihm soll der Venetianerbrunnen nördlich des Schneekopfs seinen Namen erhalten haben. Die Tochter wird mit dem Bach gleichen Namens in Verbindung gebracht. Da nun die wilde Gera ursprünglich "wendische" bzw. "windische" Gera hieß, kann die Sage erst sehr spät entstanden sein, zu einer Zeit also, in der es schon längst Glashütten auf dem Walde gab. Damit wird aber die Hypothese von der Einführung der Glasmacherkunst durch Venetianer ziemlich unwahrscheinlich. Die Sagen gehen wahrscheinlich einmal auf "welsche" Edelsteinsucher im Thüringer Wald (wobei man mit der Bezeichnung "welsch'" sehr großzügig umging) zurück, zum anderen können sie Ihren Ursprung tatsächlich in der Gründung einer Glashütte in Tambach durch Venetianer haben. Diese Hütte, von der noch zu berichten ist, entstand jedoch erst im 17. Jahrhundert.

Die erste Erwähnung einer Thüringer Glashütte finden wir in einem Briefe Dietrichs von Weißenfels aus dem Jahre 1196 an den 1196 - 1198 in Kosterlausnitz amtierenden Probst, in dessen Bereich die Hütte stand. Eine Glashütte bei Suhl weist ein Erbzinsbuch zwischen 1350 und 1365 nach. Aus dem 15. Jahrhundert sind viele Glashütten bekannt. Eine davon befand sich bei Bermbach im Amt Steinbach-Hallenberg, eine Viertelstunde oberhalb der Mühle. Andere Hütten waren auf dem "Isaak" bei Sonneberg und dem Wiefelsberge bei Steinach. Auch bei Siegmundsburg fand man Spuren einer Glashütte und bei Frauenbreitungen erinnert der Name „Glashüttenteich" an eine sehr frühe Produktionsstätte dieses Gewerbes. Bei Oberwied war 1450 - 1475 eine Glashütte in Betrieb. Die Vogtei Schleusingen bezog um 1455 Glas von einer Hütte unterhalb Judenbachs am Glasbach. In der gleichen Vogtei bestand auch noch eine Hütte "Fischbach", deren Existenz für die Zeit von 1453 bis 1455 aus schriftlichen Unterlagen erwiesen ist. Im Jahre 1469 gewährte der Graf Wilhelm von Henneberg den Brüdern Radig und Cunz Kunkel das Recht, eine Glashütte im waldreichen Zillbachgrund zu bauen.

Besonders wichtig ist die Gründung einer Hütte im Langenbach, einem Seitental des Schleusegrundes bei Lichtenau, die 1525 urkundlich erwähnt wird. Sie wurde von Hans Greiner und anderen aus Schwaben ausgewanderten Glasmachern (Poffinger, Müller) gegründet, denen sich Thüringer Familien zugesellten. (Schott, Knorle).

Fast alle späteren Gründungen Thüringer Glashütten erfolgten durch Langenbacher Glasmeister bzw. deren Nachfahren, z. B. Schmidt, Holland, Wiegand, Heinz, Bock und Ernst. Von dort stammten auch die Vorfahren der Gehlberger Hüttengründer: Hans Holland und David Schmidt. Schmidts Großvater Michael (1544 - 1611) war Schultheiß in Langenbach.

Auch der Gründer der ersten Fehrenbacher Glashütte, Hans Breitenbach, war erst in Langenbach tätig. Er erhielt die Erlaubnis zur Gründung der Hütte in Fehrenbach im Jahre 1564 durch Herzog Johann den Mittleren. Michael Schmidt (1564 – 1636), der Vater des Gehlberger Hüttengründers, besaß zwei Stände der Fehrenbacher Hütte.
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Hans Greiner, der „Schwabenhansel“ und Christoph Müller erhielten 1595 das Privileg zum Bau einer Glashütte. Sie errichteten den Bau 1597 am Fuße des Pappenheimer Berges und legten damit den Grundstein der Stadt Lauscha.

Da das Glasmachergeschlecht der Greiner durch die Heirat Stephan Greiners mit einer Enkelin (Dorothea) des Hüttengründers David Schmidt um 1695 eine Gehlberger Linie erhielt, die in der Entwicklung des Ortes eine wichtige Rolle spielen sollte, soll an dieser Stelle die Herkunft der Greiner erwähnt werden.

Stammvater, weil erster urkundlich erwähnter Vertreter des Geschlechts, ist ein N. N. Greiner. Er war Hüttenmeister in Baiereck (Schurwald, Schwaben).
Christian Greiner  ebenfalls Hüttenmeister, vertauschte die Hütte in Baiereck lt. Urkunde vom 25.5.1504 gegen Güter an das Kloster Adelsberg.  
Hans Greiner (I)  war Hüttenmeister in der Nassach. Er erscheint nach 1523 nicht mehr im Lagerbuch des Klosters Adelberg. Es ist anzunehmen, dass er ein Bruder des Christian war und nach 1523 Schwaben verließ. 1525 gründete er mit einem anderen Glasmacher die Hütte in Langenbach. Er starb dort um 1530/32. 
Hans Greiner (II)  war ab 1537 Glasmeister in der Hütte seines Vaters (I). Er starb in Langenbach um 1558. 
Hans Greiner (III)  wie sein Vater noch in Schwaben geboren, war ab 1563 Glas- und Hüttenmeister in Langenbach. Er wurde „der junge Hans“ genannt. 
Hans Greiner der „Schwabenhans“  (etwa 1550 – 1609). Er gründete 1590 mit Christoph Müller die Marktiegelhütte auf der zur Pappenheimschen Herrschaft Gräfenthal gehörigen Talseite, die aber wieder abgerissen wurde. 1595/97 gründeten beide die Lauschaer Hütte, aus der sich nach und nach der Ort Lauscha entwickelt. Er war dort Glas- und Hüttenmeister. 
Clauß (Nikolaus) Greiner  der „Schwabenklaus“ um 1583 in Langenbach geboren, wurde nach seinem Vater Hüttenmeister in Lauscha, wo er um 1653 starb.  
Johann Michael Greiner  geb. 1618 in Lauscha, war Nachfolger seines Vaters in der Hütte, ferner Amtsschultheiß von Lauscha. Dort starb er am 23.9.1696.  
Johann Stephan Greiner 
geb. um 1650 in Lauscha. Er heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau Katharina Margarete die Enkelin Anna Dorothea Schmidt des Gehlberger Hüttengründers David Schmidt und gelangte so in den Besitz von Hüttenanteilen. 1696 Mitbegründer der 2. Gehlberger Hütte über der Sieglitz.
Stammvater der Gehlberger Linie der Greiner. 
Zur Vorgeschichte der Gehlberger Hüttengründung gehören die Ereignisse um ein bei Tambach von Italienern betriebenes Werk.
(Nach dem Tod des Schwedenkönigs Gustav Adolf auf dem Schlachtfeld von Lützen erhielt der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer und – vorübergehend – die Verwaltung des neu gegründeten Herzogtums Franken als Lohn für seine Kriegsverdienste.)
Dort gab es einige italienische Glasmeister, die venetianisches Glas herstellten. Dieses wies nicht die grünliche Färbung und die darin eingeschlossenen Bläschen auf, wie die meisten damals in Deutschland hergestellten Gläser. Herzog Bernhard berief nun einen dieser mit seinen Arbeitern nach Tambach, um dort eine Hütte für venetianische Glaserzeugung einzurichten. Es ist kaum anzunehmen, dass er es wegen des ökonomischen Nutzens für sein Land getan hat. Als Oberbefehlshaber der protestantischen Truppen eiferte er militärischen Ehren nach. Höchstwahrscheinlich ließ er die Italiener kommen, um die Rarität einer „venetianischen Glashütte“ in seinem Land zu besitzen. Die Glasmacher erschienen tatsächlich im Jahr 1633, bauten gleich einen Ofen und begannen nach dessen Fertigstellung sofort mit dem Schmelzen. Die Glasmasse geriet jedoch schlecht und wies die gleichen Mängel auf wie die meisten einheimischen Gläser. Das war gar nicht verwunderlich, kamen doch die Italiener mit den hiesigen Rohstoffen nicht zurecht. Sie konnten nur mit Soda arbeiten – und die gab es im Lande nicht. Herzog Bernhard ließ sich seine „Rarität“ etwas kosten und bestellte Soda in Amsterdam! Man stelle sich vor, was dies mitten im Dreißigjährigen Krieg bedeutete! Außer den Heeren zogen überall Marodeure durch die Lande, raubten und plünderten, es herrschte ein heilloses Durcheinander und Elend in Deutschland. So dauerte es auch zwei Jahre, bis man mit unsäglicher Mühe 70 Zentner Soda herbeigeschafft hatte.
Nun hatte Herzog Ernst, der Bruder des kriegerischen Bernhard, 1634 einen Vertrag abgeschlossen, in dem sich der Italiener verpflichtete, einen Lehrling in der Glasherstellung nach venetianischer Art auszubilden. Ernst dachte also weiter als der Herzog Bernhard. Einige Fehrenbacher Glasmeister erfuhren – wahrscheinlich durch einen Dresdener Kaufmann – von diesem Vertrag. Ihre Fehrenbacher Hütte hatte unter den vielen Truppendurchzügen schwer zu leiden, auch wurde dort das Holz nach und nach knapp. Die Fehrenbacher suchten nach einem besseren Standort zum Bau einer neuen Glashütte. Deshalb verhandelten sie am 22. Juni 1636 zum ersten Mal mit dem Herzog in Weimar. Zu einer Einigung kam es aber nicht, weil sie eine neue Hütte in der Nähe von Oberhof gründen, der Herzog hingegen seine Tambacher Hütte retten wollte. Eine Randbemerkung des Verhandlungsprotokolls besagt, dass die Fehrenbacher einen Mann zum Erlernen der Glasbereitung auf „venetianische Art“ suchen – oder sich selbst dazu gebrauchen lassen wollten.
Am 17. März 1637 kamen die Fehrenbacher von sich aus wieder auf die Angelegenheit zurück. An den wiederum ergebnislosen Verhandlungen nahmen teil: Jorg Schmidt, Nikol Schmidt und Hans Holland. Jorg und Nikol waren Brüder des David Schmidt, also des späteren Mitbegründers der Gehlberger Glashütte. Beide besaßen Stände in der Fehrenbacher Hütte. Jorg war später (1642) Schultheiß in Fehrenbach. Nikol wurde später (1646) Mitbegründer von Altenfeld. Hans Holland, der dritte Verhandlungsteilnehmer, wurde später Mitbegründer von Gehlberg.

Inzwischen war die Soda in Tambach aufgebraucht. Die Italiener konnten also keinen Lehrling mehr anlernen. Im Frühjahr 1639 musste die Hütte geschlossen werden. Die fremden Arbeiter wurden entlassen und zogen fort. Die auf Kosten der herzoglichen Kasse angefertigten Arbeitsgeräte wurden sorgfältig verschlossen und eine Aufzeichnung über die Rohstoffe und die Zusammensetzung des Gemenges zu den Akten genommen.
Es ist anzunehmen, dass die Fehrenbacher Glasmacher während ihrer Verhandlungszeit auch einmal in Tambach gewesen sein dürften, um sich den dortigen Bereich anzusehen und davon zu profitieren. 
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