1948

Autoren: K.-J. Schmidt bzw. Reinhard Schmidt  (1968 bzw. 2022) 


Wegen der anhaltend schlechten Versorgung mit Gas beauftragten die Betriebsräte und die Betriebsleiter der Glaswerke als auch die Heimarbeiter (Glasbläser) die Gemeindevertretung, beim Lieferanten (Verwaltungsausschuss Gräfenroda) vorstellig zu werden.10)

Am 5. März wurde eine Lebensmittelspende des irischen Volkes durch das katholische Pfarramt Gräfenroda verteilt.

Der 2. Stellvertreter des Landrats, ein Herr Sohn, beanstandete den Waldfriedhof am Altersheim Gehlberger Mühle. Er verlangte die Umbettung auf den Friedhof im Ort. Die Gemeinde lehnte dieses Ansinnen unter Verweis auf die 1946 mit dem Kreis einvernehmlich getroffene Lösung ab.9)

Vom 23. Mai bis zum 20. Juni wurden in Sachsen und Thüringen ein Volksbegehren über die Enteignung der Betriebe von Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern durchgeführt. In Gehlberg stimmten etwa 98% der Einwohner dafür.

Im Juni zeigte sich, dass der erstmals am 19.7.46 in der Ortsflur festgestellte Kartoffelkäfer große Flächen befallen hatte. Die Bevölkerung musste an Suchaktionen auf den Feldern teilnehmen. Wo starker Befall festgestellt wurde genügte das Ablesen nicht. Es war nötig, Chemikalien zu versprühen. Diese Sammelaktionen gab es bis 1951.
Zur Bekämpfung des Borkenkäfers wurden auch Schulklassen eingesetzt. 6)


1948 015 05 25 Schule
Abb. 1948-015 


Vom 24. bis 28.Juni wurde eine Währungsreform durchgeführt. Die westlichen Alliierten hatten in den von ihnen besetzten Gebieten neues Geld eingeführt, welches in den USA gedruckt worden war. Deshalb wanderten die im Westen ungültig gewordenen „Reichsmark“, meistens über Berlin, in die sowjetisch besetzte Zone herüber und verstärkten die ohnehin nach dem Krieg vorhandene und durch das Kartensystem nur teilweise unwirksam gemachte Inflation. Bei der hierdurch erforderlichen Reform wurden pro Kopf der Bevölkerung 70,00 RM im Verhältnis 1:1 gegen Scheine umgetauscht, auf denen sich ein aufgeklebter Kupon befand. Beträge bis zu 5000,00 RM konnte man nur im Verhältnis 10:1 umtauschen. Wer noch mehr umtauschen wollte, musste vor einer Kommission erst nachweisen, dass er das Geld ehrlich verdient und nicht durch Schieber- oder Schwarzmarktgeschäfte erworben hatte.

Am 30.6. erhielt die Schillingsche Glasfabrik, die schon 1937 an die Jenaer Firma Schott verkauft worden war, den Namen „Volkseigener Betrieb (VEB) Schott, Jena – Werk II Gehlberg“. Die enteignete Gundelachsche Fabrik hieß jetzt „Bergglashütte“ und ist auch „volkseigen“.

Vom 25. bis zum 27. Juli fand ein erneuter Geldumtausch statt. Hierbei wurden die mit Kupons beklebten Reichsmarkscheine durch neu gedruckte Scheine der „Deutschen Notenbank“ ersetzt. Jeder Bürger konnte sofort 70 Mark tauschen. Wer einen höheren Bargeldbetrag besaß, bekam die 70 RM übersteigende Summe auf einem Sparkonto gutgeschrieben, über welches er erst ab 15. August verfügen konnte.


1948 001 Kirmes NamenAbb. 1948-001
Dank der Personenkenntnis von Anita Seeber und Peter Wagner konnten 2021 folgende Namen zugeordnet werden:
1 Manfred Pfeuffer 2 Fritz Pfeuffer 3 Gottfried Wagner 4 Regina oder Edith Wagner 5 Klaus Schenk 6 Kurt Schleicher 8 Paul Greiner (Postbots Paul) 9 Edgar Hartwig 10 Gerhard Eichhorn 11 Georg Hartwig 12 Rolf Kahl 13 Alfred Bergmann 14 Edmund Eichhorn 15 Leopold Kühn 16 Fritz Kühn 17 Albert Straube 18 Klaus Reichenbächer 19 Alfred Witzmann 20 August Machalett 21 Emil Machalett 25 Arno Hartwig (Peterle) 26 Werner Greiner (Postbots Werner) 27 Alfred Spindler 28 Lapp 29 Gerhard Kühn 30 Fritz Greiner 31 Heinz Lapp 32 Dieter Licht 33 Franz Köllmer 34 Wolfgang Straube 35 Max Lapp 36 Karl Fischer 38 Herbert Fiedler 39 Martin Greiner (Pudding) 40 Albert Kühn
 


Gehlberg erhielt 1948 neben den 5 bestehenden 3 weitere Fernsprechanschlüsse.1)


Seit einem Jahr gab es große Unzufriedenheit mit der Verteilung des Rodelandes. Am 11.10.1948 wurde in einer Versammlung der Roder und Bearbeiter der Rodeländer am Haselbrunn, Schindershieb, Köpfchen und Kirchenholz ein Schreiben an den Thüringer Landtag beschlossen. Es waren drei Dinge, an denen sich der Unmut entlud:
1. Bereits 1918 wurde Rodeland verteilt. Aber im Unterschied zu 1945 war das Land nicht an die Roder übereignet, sondern nur verpachtet worden.
2. Das Forstamt in Zella-Mehlis hatte einigen Rodern von 1918 die Pacht gekündigt und an „Nicht-Roder“ verpachtet.
3. Diese „Nicht-Roder“ haben das Land teilweise gar nicht selbst genutzt, sondern weiter verpachtet.
Die Abbildungen 1948-007 und 1948-008 zeigen eine Abschrift des als „Notschrei“ titulierten Briefes an den Landtag.2)


1948 007 Notschrei Seite1
Abb. 1948-007 
1948 008 Notschrei Seite2
Abb. 1948-008 


Nachfolgende Abbildungen 1948-011 bis 013 listen die 1948 in Gehlberg ansässigen Unternehmen auf:3)

1948 011 08 02 Unternehmen in Gehlberg S1
Abb. 1948-011
 
1948 012 08 02 Unternehmen in Gehlberg S2
Abb. 1948-012
 
1948 013 08 02 Unternehmen in Gehlberg S3
Abb. 1948-013
 


Am 21.10.1948 wurde die Gründung des „Werkchor Franz Schilling, Gehlberg“ genehmigt. 7)


1948 014 10 21 Werkchor
Abb. 1948-014 


Am 3. November trat Bürgermeister Oskar Hartwig von sich aus zurück. Er arbeitete als Standesbeamter weiter. Die Bürgermeistergeschäfte übernahm der bisherige Kassenverwalter, Herr Kurt Heinz.


1948 002 Schneekopf
Abb. 1948-002
Blick über den Schneetiegel zum Schneekopf
 


Mit Wirkung vom 18.12.1948 wurde der seit 1945 bestehende Sequester (=Beschlagnahme von Eigentum) gegen 5 Privatpersonen aufgehoben.4)

Die Gemeinden hatten jedes Quartal über den Betreuungsstand der „Neubürger“ (gemeint waren die Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten) zu berichten. Nachfolgende Abbildungen 1948-009 und 1948-010 zeigen den Bericht IV/48.5)


1948 009 Wohnverhaeltnisse Seite1
Abb. 1948-009 
1948 010 Wohnverhaeltnisse Seite2
Abb. 1948-010


In diesem Jahr starben in Gehlberg 39 Personen. Das hatte es noch nie gegeben und war die Folge der Unterernährung. Besonders betroffen waren die betagteren Umsiedler im Geragrund.



1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 133 . 19.09.1948
2) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 83 . 12.10.1948; Notschrei
3) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 268 . 02.08.1948
4) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 277 . 18.12.1948
5) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 42 . 20.12.1948; Berichterstattung
6) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 289
7) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 235 . 21.10.1948
8) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 287
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 456 . 16.04.1948 . Sitzungsbericht 56
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 849 . 01.03.1948 . Sitzungsbericht 55

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