Weil der Dorfarbeitsplan auch in diesem Jahr kein Erstellungsdatum enthielt, werden dessen Inhalte hier an den Jahresanfang gesetzt. Erstmals fehlte in dem Plan die Passage zum Umgang mit Bürgern aus Westdeutschland. Schwerpunkte: |
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- | Landwirtschaft: | ||
# | Beschaffen von Rauhfutter für LPG Schmeheim | ||
# | Entwicklung der Viehbestände im Ort auf 25 Rinder (15 Kühe), 55 Schweine, 900 Legehennen | ||
# | Marktproduktion: 2,4 dt Schlachtvieh, 4,5 dt Milch, 2800 Eier | ||
- | Handel/Versorgung: | ||
# | Ruhetagsregelung der Gaststätten | ||
- | Straßenbau: | ||
# | Generalreparatur Geratal (RAW – Bahnhof) | ||
# | Generalreparatur Mühlweg (Tunnel – Frieden) für 97000,-M | ||
# | Verfüllen der Schlaglöcher Ritterstraße | ||
# | Kiesbelag Arlesbergerstraße | ||
# | Instandsetzung von Wanderwegen (Waldbad, Steiniger Hügel) | ||
- | Wasserwirtschaft: Überschwemmungsgefahr im Schlagtal beseitigen | ||
- | Kommunalwirtschaft: | ||
# | Bildung von Handwerkerbrigaden | ||
# | bis 1. Juli Wäschestützpunkt | ||
# | Bilden eines Aktivs „Sachverständiger Bürger“ | ||
# | Gemeindewaage bis 1. August fertigstellen | ||
# | Bau eines Feuerwehrgerätehauses aus Toto-Mitteln | ||
- | Volksbildung: | ||
# | Klassenraum für eine 9. Klasse | ||
# | Instandsetzung der Dachrinnen und des Schornsteins | ||
# | Hortkapazität für 20 Schüler | ||
# | Erwachsenenbildung „Englisch“ | ||
# | Kindergartenspielplatz auf Grundstück des Otto Hartwig | ||
- | Gesundheit: - Röntgengerät aufstellen | ||
- | Kultur: - Festlegen der Zimmerpreis bis 1. September | ||
- | Jugend und Sport: | ||
# | Baubeginn für Sprungschanze | ||
# | Barriere am Fußballplatz | ||
# | Einbeziehen der Feriengäste in Sportangebote 19) |
Zur Witterung: Das Jahr begann mit einem ausgesprochen milden Frühjahr. Schon im Februar konnten sich die Kurgäste am „Steinigen Hügel“ sonnen. Einem verregneten Sommer folgte ein schöner Herbst.
Die Planvorgaben sahen für die nichtstaatlichen Firmen vor:
Betrieb | Betrag |
Fleischhauer | 120.000 M |
Isomat | 300.000 M |
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Im März lud die Hygieneinspektion zu einem Vor-Ort-Termin zum Ferienheim des RAW Halle. Der Grund: Wegen einer Verstopfung liefen die Abwässer des Ortes nicht in die Gera, sondern bildeten – so stand es in besagter Einladung – „einen hässlichen Sumpf, der zu einer Fliegen- und Geruchsbelästigung“ führte. Die Gemeinde bestellte Betonrohre, um das Problem zu regeln, aber die Umsetzung ließ über ein Jahr auf sich warten.16)
Emma Heimbürger, die Besitzerin des Hotels „Daheim“, wurde vom HO-Kreisbetrieb, dem sie ihre Gaststätte hatte überlassen müssen, in erpresserischer Art aufgefordert, Zimmer für das Personal der HO-Gaststätte zur Verfügung zu stellen.12)
Am 30. April war Glockenweihe.
Abb. 1961-015 Die Gehlberger Blaskapelle unter der Leitung von Heinz Lapp spielte vor der Kirche. Der Bischof und die Pfarrer ziehen ein. Die Schallluken sind geöffnet. In der rechten ist Klaus Reichenbächer zu sehen. |
Die obere Konsumverkaufsstelle (vormals Griebel, genannt “Bonz“) wurde ebenfalls zu einem Selbstbedienungsgeschäft umgebaut.
In der Gemeindevertretersitzung vom 4. April wurde kritisiert, dass von den bereits stark reduzierten Reparaturvorhaben an den gemeindeeigenen Häusern keine einzige ausgeführt wurde. Schuld daran waren fehlende Handwerkerkapazitäten.3)
Für den Milch- und Fleischwarenladen in der Elgersburger Straße 2 wurde dringend ein zusätzlicher Raum benötigt. Die Erbengemeinschaft des Hauses weigerte sich und kündigte dem Konsum. Die Gemeinde untersagte das und forderte die sofortige Reparatur der Eingangstreppe.13)
Im Mai stellte Medizin Naumburg den Antrag auf einen Anbau ihres Ferienheimes in der Bergstraße. Außerdem sollte es den Namen „Dr.-Meumann-Heim“ bekommen.1)
Der VEB „Leuna“ Merseburg errichtete unterhalb des Brandweges eine Skihütte.
![]() Abb. 1961-006 Bau der Leuna-Hütte (Blick vom Plateau)
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![]() Abb. 1961-007 Die Hütte ist fertig und den TSV Leuna gibt es heute (2022) noch.
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![]() Abb. 1961-002 Starthütte der Abfahrtsstrecke am Brand. Der Blick geht bis ins Geratal, wo das John-Schehr-Ferienheim zu sehen ist.
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![]() Abb. 1961-001 Plakette, welche anlässlich des Schneekopfpokals von der Ski-Sektion Gehlberg ausgegeben wurde.
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In der Sitzung der Gemeindevertreter vom 5. Juni wurde der Dorfplan 1961, der unter dem Motto „Plane mit – Arbeite mit – regiere mit“ stand, beschlossen. Seine wesentlichen Inhalte waren:
- | vorgesehener Viehbestand: 25 Rinder, 55 Schweine, 900 Legehennen; | |
- | Marktproduktion: 2,4t Schlachtvieh, 4,5t Milch, 2800 Eier; | |
- | Ruhetags-Regelungen der Gaststätten abstimmen; | |
- | Gewinnen von Kräften für den Handel aus der nichtberufstätigen Bevölkerung; | |
- | Generalreparatur der Geratalstraße vom RAW-Ferienheim bis zum Bahnhofstunnel und des neuen Mühlwegs von der Unterführung am Glöckchen bis zum „Frieden“; | |
- | Abschluss Pflasterung Schmücker Str.; | |
- | Verfüllen der Schlaglöcher in der Ritterstr.; | |
- | Arlesberger Str. erhält einen Kiesbelag; | |
- | bis 1.7. Wäschestützpunkt in Gemeinde einrichten; | |
- | Wiegehäuschen beschiefern; | |
- | Klassenraum für 9. Klasse; | |
- | Spielplatzerweiterung f. KIGA unterhalb des jetzigen (Otto Hartwig); | |
- | Festlegung für die Zimmerpreise (Vermietung) ist bis 1.9.61 abzuschließen; | |
- | Bau der Sprungschanze oberhalb des Waldbades nach Eingang der Projektunterlagen; | |
- | bis 1.9.61 Geländer am Sportplatz;4) |
Oberhalb des Waldbades begann man im Rahmen des NAW mit dem Bau einer neuen Sprungschanze (siehe 1963).
![]() Erdarbeiten im Anlauf vor dem Schanzentisch v.l.n.r. Stehend: Manfred Eckardt (Huller), Dieter Köhler, Gottlieb Wagner, kniend: Dieter Machalett, Harald Schmidt davor Dieter Holland, Alfred Greiner |
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Die Straße vom Kehltal bis zur Brücke unterhalb der ehemals Hartwigschen Schneidemühle (nun RAW Erholungsheim) versah man mit einer Teerdecke. Der Rest blieb unsaniert. Die Arbeiter wurden vorzeitig abgezogen.9)
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Der Stromanschluss der BUNA-Skihütte wurde durch die Gemeindevertretersitzung vom 14. August genehmigt,10) ebenso der Anschluss an die Wasserleitung.15)
Es begannen Ausschachtungsarbeiten für ein Feuerwehrhaus.
Die 1951 mit 132 Bänden gegründete Ortsbibliothek umfasste inzwischen 1400 Bände.
Die LPG Schmeheim baute einen Offenstall für ihre Kälber nicht – wie ursprünglich vorgesehen – am „Hirschstall“, sondern am Brandweg. Obwohl die Tiere dort nicht überwintern mussten, betrachteten die Gehlberger die unbekannte Konstruktion mit Skepsis - und sie sollten Recht behalten.
In einer öffentlichen Rechenschaftslegung teilte die Gemeindevertretung am 25. Juli mit, dass
- | der Bau der Abfahrtsstrecke vom Brand abgeschlossen ist; | |
- | die Gemeindewaage in der Elgersburger Straße fertig ist; | |
- | es Fortschritte bei der Straßensanierung gibt; | |
- | eine 10-klassige POS eingerichtet wird; | |
- | unverändert Probleme hinsichtlich der Versorgung und auch bei Handwerkerleistungen bestehen; | |
- | der seit 2 Jahren bereitstehende Röntgenapparat immer noch nicht eingerichtet wurde.5) |
Der Geschirrhalter Friedrich Schmidt (2 Pferde)wurde Forstangestellter.
Im Dezember führte man erstmals einen Nachmittag für Rentner und alte Leute durch. Bei Kaffee, Kuchen, Schokolade und einem Likörchen ließen sie sich von Schulkindern, der Blaskapelle des Ortes, den Sängern, der Instrumentalgruppe und Einzelvorträgen unterhalten und sahen Lichtbilder von Gehlberg und Thüringen.
Bäder mit Wanne oder einer Waschmaschine waren damals die Ausnahme. Im Keller des Gemeindeamtes gab es darum eine Waschmaschine, welche jeder benutzen konnte, aber niemand tat. Die Maschine war schlicht zu alt. Folglich wurde über die Beschaffung eines zeitgemäßen Modells nachgedacht. Auch die Einrichtung eines Badehauses mit Wannenbädern war im Gespräch. Das von Werner Reh angebotene Haus (Hauptstraße 25) wurde als geeignet erachtet (aber nie für diesen Zweck verwendet).6)
![]() Abb. 1961-003 Blick in den Mühlweg - 1961 noch ohne Bitumendecke
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![]() Abb. 1961-004 Blick in die Nordstraße - ebenfalls ohne Bitumen
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In der Gemeindevertretersitzung vom 21. November wurde mitgeteilt, dass der bei der Firma Ortlepp in Zella-Mehlis bestellte stählerne Schneepflug erst Mitte Januar zur Verfügung stehen würde. Folglich musste der durch Pferde zu ziehende Holzpflug bis dahin weiterhin verwendet werden. In der gleichen Sitzung war der Rinderoffenstall am Brand ein Thema. Die für die Tiere unzumutbaren Bedingungen (Wetter, Sauberkeit) im und um den Stall kamen zur Sprache.7)
Der Konsum wollte seine Verkaufsstelle in der Hauptstraße 38 modernisieren. Der Hausbesitzer wollte noch nicht einmal eine neue Möblierung erlauben. Es kam zur Klage vor dem Kreisgericht.14)
Herr Paul Teichmüller, Wirt auf dem Mönchhof, übergab denselben an einen neuen Pächter und zog zu seinem Schwiegersohn Hartwig dem sogenannten Peterle (Hauptstraße 10). Er besaß ein kleines Pferd, mit welchem er Transporte innerhalb des Ortes durchführte.
In der letzten Gemeindevertretersitzung des Jahres am 01.12. wurde informiert, dass der Antrag auf Einrichtung einer neuen Tankstelle abgelehnt worden war. Die ehemalige Volckholdsche Tankstelle war aus Sicherheitsgründen nicht wieder in Betrieb nehmbar.
![]() Abb. 0037-012 |
Ratsmitglied und Schulleiter Rolf Hackel legte seine Vorstellung über eine Erweiterung des Schulhauses durch zwei Klassenräume in Richtung Schulrand dar.2)
Am 13. November hatte es eine Standortbesichtigung für eine Fäkalienablage gegeben. Die Teilnehmende Hygieneinspektion schrieb im Protokoll dazu: „…Gegen die Benutzung der schon bestehenden Gruben des verfallenen Bergwerks in Gehlberg (Gabelbach) zur Ablagerung der Fäkalien, bestehen unsererseits keine Einwände, jedoch müssen die Zufahrtswege entsprechend hergerichtet werden…“ (Anm. R. Schmidt: Vermutlich war es eben diese fehlende Zufahrt, welche diese Fäkalienablage verhinderte.) 17)
Am 7. Dezember gab es eine Gemeindevertretersitzung mit der LPG Schmeheim, um die Bedingungen für die Rinder am Brand zu verbessern. Hermann Adolph erklärte sich bereit, die Rinder übergangsweise in seinen Stallungen unterzustellen. Fritz Volckhold bot seine Weidefläche zur zukünftigen Nutzung an.8)
(Über Reaktionen auf die am 13.8. erfolgte Grenzschließung und den Bau der Mauer in Berlin war nichts zu erfahren).
In den Akten des Ortes wurde 1961 erstmals das Problem „Bebauungsplan“ thematisiert. Für den Ortskern gab es einen gedruckten Plan, der je nach Bedarf per Hand ergänzt wurde. Für den Ortsbereich „Geratal“ gab es lediglich eine Handskizze (siehe Abbildungen 1961-024 und 025). 18)
![]() Abb. 1961-024
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Zum 31.12. wurde das am 27.03.1950 erteilte Polsterergewerbe des Richard Seidenstricker gelöscht, weil dieser Republikflucht begangen hatte. 20)
Otto Hartwig, Hauptstraße 31, Fa. Hartwig&Leeser, meldet sein Glasbläsergewerbe aus Altersgründen zum Jahresende ab. 21)
1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.12 , 438 . 19.05.1961
2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . 450 . 01.12.1961
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 453 . 04.04.1961 . Protokoll über die öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung in Gehlberg am 4.4.1961
4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 453 . 05.06.1961 . Protokoll über die öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung in Gehlberg am 5.6.1961
5) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 453 . 25.07.1961 . Protokoll über die öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung in Gehlberg am 25.7.1961
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 12.10.1961 . Protokoll der Sitzung des Rates der Gemeinde am 12.10.1961
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 21.11.1961 . Protokoll der Sitzung des Rates der Gemeinde am 21.11.1961
8) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 .07.12.1961 . Protokoll über Gemeindevertretersitzung mit Vertretern der LPG Schmeheim
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 713 . 06.11.1961 . Protokoll über die Ratssitzung am 06.11.1961
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 714 . 14.08.1961 . Protokoll über die Sitzung des Rates der Gemeinde am 14.08.1961
11) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.5. lfd. Nr. 458 . 05.05.1961 . Volkswirtschaftsplan 1961
12) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.11. . 748 . 20.03.1961 . Schreiben HO-Kreisbetrieb an Emma Heimbürger
13) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.11. . lfd. Nr. 802 . 10.04.1961 . Schreiben der Gemeinde an Erbengemeinschaft Möller
14) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.11. . lfd. Nr. 802 . 01.11.1961 . KG an Kreisgericht
15) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.14. . lfd. Nr. 724 . 17.08.1961 . Schreiben des Rates der Gemeinde an BSG Chemie BUNA
16) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.14. . lfd. Nr. 725 . 29.03.1961 . Brief der Hygieneinspektion Suhl an den Rat der Gemeinde
17) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.6. . lfd. Nr. 729 . 12.12.1961 . Brief der Hygieneinspektion Suhl an den Rat der Gemeinde
18) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8. . lfd. Nr. 486 . 25.05.1961 . Plan der vorhandenen Bebauung
19) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 529 . 1961 . Dorfarbeitsplan 1961
20) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.6 . lfd. Nr. 550 . 10.05.1961 . Gewerbelöschung
21) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.6 . lfd. Nr. 550 . 31.12.1961 . Gewerbeabmeldung