Autor: Reinhard Schmidt (2024)
Am 10. Januar wurde festgelegt, dass der Bahnhof Gehlberg, welcher bislang eine separate Trinkwasserversorgung seitens der Reichsbahn hatte, an das kommunale Trinkwassernetz angeschlossen wird. Der Abschluss der Maßnahmen war für den 30. April festgelegt worden. 17)
In der Gemeinderatssitzung vom 11.01. wurden folgende Beschlüsse gefasst:
- Beschluss 46: Jahresplan 1989
- Beschluss 47: Haushaltsplan 1989
- Beschluss 48: Bürgerinitiative „Schöner unsere Städte und Gemeinden…“
- Beschluss 49: Bilden einer Feierabendbrigade mit 15 Jugendlichen …
- Beschluss 50: Jahreskulturplan 1989.
Weil in diesen – wenn auch unter unterschiedlichen Vorzeichen – immer wieder dasselbe steht, seien an dieser Stelle die Kernpunkte des Beschlusses 48 exemplarisch wiedergegeben:
- Rohbaufertigstellung der Kinderkrippe bis 30.11.1989;
- Kiosk auf der Schmücke bis Juli 1989;
- Fertigstellen der Quellverrohrung am Langenrain und Instandsetzung im Quellgebiet Schneekopf ca. 5TM;
- Anschluss Glöckchen an Wasserleitungsnetz 600m 10TM;
- Wasser-/Abwasseranschluss Elflein u. Latendorf 2TM;
- Wasserleitungsnetz am Achsenhag für Nutzung der Ampelbergquelle vorbereiten;
- Anschluss der Gaststätte "Zum Waldbad" u. Haselbrunnstr. 10 an Kanalisation der Gemeinde 150m 4TM;
- Renov. 1 Klassenraumes, Zaun am Schulhof, Erneuerung der Eingänge;
- KIGA Dacherneuerung Anbau, Beginn Rekonstruktion des 1. OG;
- Sprunggrube am Sportplatz mit BSG;
- Jugendclub bis Januar 1989 herrichten und wiedereröffnen;
- 20 Ruhebänke in Ortsumgebung errichten;
- Vorbereitung 40. Jahrestages der DDR
(Straßengemeinschaftsversammlungen, Sommerfest, 2.-6.10. Festwoche mit kulturellen Darbietungen (Lichtbildervortrag usw.), bis 28.2.89 Verträge mit Blaskapellen und Kulturgruppen; Festveranstaltung am 6.10. im Daheim).
Der Beschlusses 46 (Jahresplan) enthielt einen Punkt, der in den anderen Beschlüssen nicht erwähnt wurde. Er betraf den Abwasserstollen, genannt „Gerastollen“. Dieses 2 Millionen teure Objekt war 1989 zu beginnen und abzuschließen.10)
In der Gemeinderatssitzung am 31.01. wurde eine Änderung an der im Bau befindlichen Kinderkrippe beschlossen. Sie soll zur Kinderkombination gewandelt werden und neben einer Gruppe für 2- und 3-jährige auch drei Kindergartengruppen aufnehmen.2)
Der Bürgermeister wand sich im April an den Rat des Kreises mit der Bitte nach Unterstützung bei der Beschaffung von Baumaterial für das Waldbad. Auch ein Bademeister wurde gesucht. 19)
Am 30.05. wurde Erwin Drinkmann erneut zum Bürgermeister gewählt.3)
Die Ratssitzung vom 22. Juni beschäftigte sich wieder mit der Kinderkrippe. Weil die Zufahrtswege nicht planiert waren, herrschte (nicht nur deshalb) Mangel an Baumaterial. Da waren die vom Ziegelwerk Erfurt versprochenen 10000 Hartbrandsteine willkommen. Für den Wasserleitungsbau zum Glöckchen fehlte ein Grabenpflug. Deshalb wurden 350 Meter per Hand geschachtet. Die Waldbadbaude hatte durch die Gemeindearbeiter einen neuen Fußboden bekommen.4)
Das Elternaktiv des Kindergartens wiederholte seine Eingabe vor Vorjahr, adressierte dies jetzt aber an den Rat des Bezirkes.9)
Am 1. Juni wurde am Eingang des Schlagtals die Baustelle für den Abwasserstollen – den „Gehlberg-Stollen“ – eingerichtet. Und am 29. Juni begann der Vortrieb.15)
Dem Notwasserplan der Gemeinde vom 5. Juni waren folgende Angaben zu entnehmen: | ||
- | täglicher Wasserverbrauch: 240 m3 | |
- | vorhandene Quellen und deren Ergiebigkeit: | |
# Langerrain und Schneekopf: 300 m3 | ||
#Ampelsberg: 240 m3 | ||
- | Notwasserbedarf: 37,45 m3 | |
- | Notwasserangebot: 62,5 m3 | |
- | Notwasserquellen: Schule; Kurpark; Bergmann; Waldbad; Glöckchen 16) |
Am 26. Juni wurde die „Bautechnische Lösung für die Deponie Gehlberg“ vorgestellt. Diese Bestand darin, unterhalb der S-Kurve am Rossbach eine Stichstraße hinab ins Schlagtal an den Fuß der bisherigen Müllkippe anzulegen. Von diesem Zwischenplateau sollte die Verkippung erfolgen, um der Deponie einen flacheren Neigungswinkel zu geben.11)
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Am 7. Juli entstand die Idee, das Direktorenzimmer der POS als Schlafraum für den Kindergarten zu nutzen.5)
Die Sendung „PRISMA“ des DDR-Fernsehens vom 22. Juni hatte die Versorgung der Tagestouristen kritisiert. Das sorgte für Aufregung. Einen Monat später schrieb die Gemeinde an den Rat des Kreises Suhl, dass dieses Problem dadurch gelöst werde, indem im Ferienobjekt des Robotron Zella-Mehlis (Gaststätte Hirsch), in den FDGB-Objekten „Daheim“ und „Frieden“ Essensplätze für Tagestouristen vorzuhalten seien. Der Verkaufskiosk auf der Schmücke sollte bis zum 30. September fertiggestellt werden.6)
Aus einer Vermieterliste vom 11.08. ist zu entnehmen:1)
- | FDGB-Ferienplätze: | 220 | davon 131 außer Haus | |
- | Betriebsferienheimplätze: | 267 | ||
- | Betriebsbungalow-Plätze: | 77 | ||
- | Betriebsbungalow-Plätze: | 117 | ||
- | Privatbungalow-Plätze: | 92 | ||
- | privat vermietete Plätze: | 31 | ||
Summe: | 804 |
Die massenweise Fluchtbewegung über Ungarn bzw. die CSSR im Sommer, die Proteste und Demonstrationen im Herbst in einigen Großstädten, der Sturz Honeckers und die Machtübernahme durch Egon Krenz am 18. Oktober, selbst der 9. November (Tag der Grenzöffnung) kommt in den Akten der Gemeinde nicht vor.
Die Staatliche Gewässeraufsicht verlängerte am 12. September die Standortgenehmigung für die Deponie am Rossbach um 2 Jahre. Ebenso wurde die geplante Zufahrt bestätigt. 18)
Auf den 18. September ist die Niederschrift einer Beratung mit der Bungalowgemeinschaft am Brand datiert. Darin wird festgelegt, dass zukünftig in dem Gebiet keine Sickergruben mehr, sondern bestenfalls abflusslose Klärgruben erlaubt sein werden. Außerdem wurde über den Anschluss des Gebietes „Am Brand“ an das Abwassersystem des Ortes gesprochen. 21)
Am 13. Oktober teilt die Bergbehörde der Oberwasserdirektion Saale-Werra mit, dass die kommunalen Abwässer Gehlbergs nicht durch die Deponie abgeleitet werden dürfen.12)
In den Akten war ein Abnahmeprotokoll zur Deponie, in welchem bescheinigt wird: „Die Bauausführung entspricht dem Projekt“ und dass ein keine Mängel gäbe. Das ist sonderbar, denn das Projekt wurde nie begonnen – geschweige beendet.13)
Im Protokoll der Ratssitzung vom 4. Dezember taucht folgende Formulierung auf: „Der Rat der Gemeinde und die Mehrzahl der Bürger verspricht sich mit der territorialen Veränderung eine positive Entwicklung für unsere Gemeinde auf folgenden Gebieten: Entwicklung und weiterer Ausbau des Erholungswesens; Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung; soziale und technische Infrastruktur; kommunalpolitische Aufgaben…“7)
Mit der „Territorialen Veränderung“ war die Abkehr vom Landkreis Suhl hin zum Kreis Arnstadt gemeint. In der Gemeindevertretersitzung am 20.12. wurde dies offiziell beantragt. Neben dieser Forderung von grundsätzlicher Bedeutung beschäftigte man sich aber auch mit scheinbaren Banalitäten, wie den Telefonanschluss des Waldbads, die Instandsetzung des Hungertalteiches oder die Bewirtschaftung der Wiesen.8)
Am 5. Dezember lieferte die Kurverwaltung ihren Bericht an den Rat des Kreises Suhl. Vergleicht man diesen z. B. mit dem Informationsbericht zum III. Quartal 1988, so fallen einem dessen Kürze aber auch dessen Allgemeinplätze auf Abb. 1989-005 und 005).14)
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Am 20. Dezember wand sich der Bürgermeister an das Fernmeldeamt Suhl und stellte einen Antrag für einen Telefonanschluss im Waldbad. Ohne einen solchen könnte das Bad 1990 nicht eröffnet werden. 20)
1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 441 . 11.08.1989
2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 30.01.1989
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 30.05.1989
4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 22.06.1989
5) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 07.07.1989
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 20.07.1989
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 04.12.1989
8) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 20.12.1989
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 436 . 22.05.1989
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 449 . 11.01.1989
11) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 484 . 26.06.1989 . Bautechnische Lösung für die Müllhalde Gehlberg
12) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 484 . 13.10.1989 . Bergbehörde Erfurt an Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Werra; Gerastollen – Mülldeponie Gehlberg
13) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 484 . 30.10.1989 . Abnahmeprotokoll Müllkippe Gehlberg
14) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.12. . lfd. Nr. 700 . 05..12.1989 . Abrechnung Plan der Aufgaben 1989
15) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.14. . lfd. Nr. 846 . 19.12.1990 . Abschlussbericht Abwasserstollen Gehlberg
17) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.14. . lfd. Nr. 617 . 11.01.1989 . Festlegungsprotokoll
18) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.13. . lfd. Nr. 694 . 12.09.1989 . Staatliche Gewässeraufsicht an Rat der Gemeinde
19) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 638 . 14.04.1989 . Schreiben des Bürgermeisters an den Rat des Kreises
20) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 638 . 20.12.1989 . Schreiben des Bürgermeisters an das Fernmeldeamt
21) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 534 . 18.09.1989 . Niederschrift über Beratung