1990

Autor: Reinhard Schmidt  (2024) 


Im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 20.01. steht: „…Die in Rechtsträgerschaft übernommenen Erholungsobjekte des Amtes für Nationale Sicherheit auf der Schmücke -Gästehaus – Finnhütte werden für den Tourismus durch den Rat der Gemeinde genutzt. …“3)
Wenige Tage später (24.01.) wurde durch das gleiche Gremium der Antrag der Gemeindeschwester Toleikis auf Kauf des Hauses Haselbrunnstraße 10 zurückgestellt. Die Gewerbegenehmigung für Herrn Andre Icker zum Betreiben der Waldbadklause wurde befürwortet.4)

Der VEB Kraftverkehr teilte mit, dass ab dem 1. März die Buslinie 0-816 zum Bahnhof samstags entfällt.5)

Ab dem 1. März betrieb Walter Eube ein Taxi-Unternehmen.5)

Am 18. März war die Wahl zur Volkskammer. In diversen Lexika wird von der „ersten und letzten freien Wahl zur Volkskammer der DDR“ geschrieben/gesprochen.

Der Wirtschaftsplan der Gemeinde Gehlberg für 1990 vom 22. März unterschied sich schon auf Seite 1 von seinen Vorgängern: Keine Rede von SED oder einem Parteitag. Ansonsten waren die inhaltlichen Probleme beinahe die gleichen wie immer, denn es war auch viel „liegengeblieben“. So tauchten z. B. die Heizungserneuerung in der Gemeinde, der Kioskbau auf der Schmücke, der Gerastollen und der Anschluss diverser Haushalte wieder auf der To-Do-Liste auf. Erstmals wurde die Abwasserentsorgung des Bungalowgebietes als Notwendigkeit formuliert. Es war auch von einer Sanierung der Außenanlage der Mülldeponie am Rossbach die Sprache. Diese Absicht reduzierte sich allerdings im Pflanzen von Bäumen.
Unter dem Planungspunkt „Erholungswesen“ war erstmals von „Feriengästen und Tagestouristen der DDR und der BRD“ die Rede. Für diese sollten folgende Termine eingehalten werden:
- Eröffnung des Kiosks auf der Schmücke: 01.05.90
- Eröffnung der Waldbadbaude: 01.05.90
- Waldbadinstandsetzung bis 15.05.90
- Wiedereröffnung der Gaststätte Scherschmidt: 01.06.90
- Eröffnung des „Cafe Ferber“ im Sommer 1990
- Fertigstellung der Gaststätte „Beerberg“ bis 25.12.1990

In der Ratssitzung vom 5. April wurde der Verpachtung des Waldbades für 1 Jahr an Herrn Griebel aus Gräfenroda zugestimmt. Die Pacht betrug 150 DM. Der Eintrittspreis wurde auf 1 DM festgelegt. In der Sitzung wurde auch festgelegt, dass der Verkauf volkseigener Grundstücke an Bungalowbesitzer abgelehnt wird.6)

Ab 01.06.1990 betrieben Rainer und Elke Gier (geb. Scherschmidt) das "Schmidts Café" unter dem neuen Namen "Zur Linde". Im Laufe der Zeit und nach einigen Umbauten wurde eine Speisegaststätte aus dem Lokal ⇒(EA1990-001).

Abb. 1990-001
Die Wirtsleute der Gaststätte „Zur Linde“, Rainer und Elke Gier
 


Ebenfalls ab 1. Juni erhielt Ruth Köhler die Gewerbegenehmigung für eine Drogerie.7)

Die Deponie am „Ritter“ wurde eingeebnet und sollte Parkplatz werden.7)

Bereits am 16.06.1990 berichtete der damalige Bürgermeister Rolf Fleischhauer im „Freien Wort“ von den geplanten Aktivitäten der „Interessengemeinschaft Schneekopf“. Eine davon war, den Jägerstein wieder zum Schneekopf umzusetzen. Dies geschah am 07.07. Allerdings konnte der Stein nicht direkt an seinen Ursprungsort gebracht werden, weil dieser im noch existierenden militärischen Sperrgebiet lag.


1990 005 Artikel FWAbb. 1990-005 2)


Am 26.07.1990 wurde der Schneekopfverein offiziell gegründet. Zuvor hatte er den Status einer IG (Interessengemeinschaft).


1990 006 Satzung
Abb. 1990-006 


Der Schneekopfverein hatte nicht nur den Zugang zur Teufelskanzel wieder freigelegt, sondern an den August-Wochenenden dort auch ein Geländer angebracht und eine Bank gesetzt. 1)

Am 16.09.1990, dem 300. „Geburtstag“, wurde das 1. Jägersteinfest gefeiert. 1)


1990 007 Jaegersteinfest
Abb. 1990-007 

Am 01.07.1990 wurde das "VEB Kombinat Technisches Glas Ilmenau" - und damit auch der Betriebsteil in Gehlberg (ehemals. Fa. Emil Fleischhauer) in die "Ilmenauer Glaswerke GmbH" umgewandelt. Alleiniger Beschäftigter war Rolf Kirchner.

Am 03.10. war der offizielle Beitritt der DDR (Deutsche Demokratische Republik) zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD (Bundesrepublik Deutschland) nach Artikel 23.

Am 13.10. legte der Schneekopfverein den Zugang zum Hans-Kehr-Stein und zum Moosstein wieder frei. 1)

In einer Aktennotiz der Gemeinde vom 03.12. taucht das 1986 erwähnte Kläranlagen-Projekt wieder auf – diesmal unter der Umschreibung „Kläranlage gegenüber Haus Elisabeth“.8)



1) Chronik des Schneekopfvereins Gehlberg
2) Freies Wort . 16.06.1990 . Schneekopfinteressen
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 20.01.1990
4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 24.01.1990
5) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 14.02.1990
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . 05.04.1990
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 440 . Protokoll ohne Datum
8) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 448 . 03.12.1990 . handschriftliche Notiz
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 449 . 22.03.1990

 

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