1947

Autoren: K.-J. Schmidt bzw. Reinhard Schmidt (1968 bzw. 2021) 

1947 001 Skihuette am BrandAbb. 1947-001 ⇒ Feder
  
In der Skihütte am Brand waren Flüchtlinge aus dem Sudetenland untergebracht.
Mit einem Schreiben vom 24.03.1947 korrigiert der neue Bürgermeister eine falsche Meldung seines Vorgängers und stellt klar, dass die Ski-Hütten am Brand zu keinem Zeitpunkt dem Reichsbund für Leibesübungen gehörten. Zudem seien in den Hütten Aussiedler untergebracht.6)


1947 002 Erster Gehlberger LanglaufAbb. 1947-002
1 Günther Scheidt, 2 Kurt Scheidt, 3 Hermann Eitel, 4 Franz Köllmer
(Die Personen wurden 2021 identifiziert von Dr. Günther Scheidt.) 

Nach einem strengen Winter folgte ein ungewöhnlich heißer und trockener Sommer. Der Fichtenborkenkäfer wütete weiter. Er wurde jetzt mit Hilfe hunderter auswärtiger Arbeitskräfte bekämpft. Hierzu wurden alle in Gehlberg verfügbaren Quartiere belegt.

In einem Schreiben vom 03.02.1947 mit dem Betreff „Reinigung der Wirtschaft“ werden die Kleinunternehmer aufgelistet, welche einst NSDAP-Mitglieder waren, und wie sich diese „rehabilitiert“ haben. Von den 15 genannten Personen traten 8 der SED bei. Bei 2 anderen bezweifelte der „Antifa-Ausschuss“ eine Rehabilitationsfähigkeit. 7)


1947 008Abb. 1947-008

Dieses Schreiben hat nicht mit o.ä. 15 Personen zu tun. Volckhold brauchte ein Unbedenklichkeitsbescheinigung, weil er für die Gemeinde tätig war. 


In der Gemeindevertretersitzung vom 1. März wurde eine Rodung des Kirchholz/Kirchenholz in Betracht gezogen, weil es an landwirtschaftlicher Nutzfläche mangelt. Oberlehrer Biemüller meldete Bedarf an Brennholz für die Schule an. Die Erwägung einer Schul- bzw. KIGA-Schließung wurde verworfen. Man beschloss, ausreichend Brennholz für die Zeit bis zu den Osterferien zu beschaffen.9)

In Gehlberg gab es keinen praktizierenden Arzt. Deshalb kam den Unfallhilfestellen besondere Bedeutung zu. In einem Schreiben vom 08.04.1947 wurden folgende Unfallhilfestellen gemeldet: 1. Drogerie des Kurt Scheidt 2. Erich Hartwig 3. Hermann Bohlig. Nur einen Monat später gab es nur noch 2 Unfallhilfestellen: 1. Drogerie Kurt Scheidt 2. Altersheim Gehlberger Mühle.1)

Außer den Ortsverbänden von SPD und KPD gab es jetzt 2 neue Parteigruppen im Dorf, die CDU unter dem Leiter Schlaffer und die der LDP unter dem Kunstmaler Ludwig Treß. Außerdem gab es jetzt eine Ortsgruppe des Demokratischen Frauenbundes (DFD) unter der Leitung von Frau Alice Bothe. Viele Arbeiter gehörten inzwischen dem schon 1945 gegründeten „Freien Deutschen Gewerkschaftsbund“ (FDGB) an.
Die Hartwigsche Fabrik im Geragrund wurde jetzt von einem gewissen Mostler betrieben. Er soll aber nur Pächter des Gräfenrodaer Glasspritzenfabrikanten Otto Riege gewesen sein.
Die eigentliche Produktion von Glasartikeln in Gehlberg florierte noch nicht. Die kleinen Glasbläsereien stellten deshalb kleine Blumenvasen usw. her, die meistens zu Eintausch von Naturalien verwendet wurden. Die unbefriedigende Ernährungslage war kaum besser geworden. Wer konnte, fuhr zum „Hamstern“ ins Flachland. Jedes Fleckchen Erde wurde zum Feldbau benutzt. Unterhalb der Elgersburger Straße baute man auf einem neu gerodeten Waldstück Kartoffeln an. Um die Nutzung dieser „Rodeländer“ gab es wegen der vielen Anwärter mitunter ziemlichen Streit. (siehe auch 1948 und 1949)

Wegen auch in diesem Jahr bestehender Energieversorgungsprobleme reglementierte der Landrat die Gas- und Stromversorgung für die kleinen Glasbläsereien. Auch für den Getreidedrusch wurden die Zeiten vorgeschrieben. 8)

Nachfolgende zwei Abbildungen geben Auskunft, welche Unternehmen 1946/47 existierten.2)

1947 003 Betriebe Seite1
Abb. 1947-003 
1947 004 Betriebe Seite2
Abb. 1947-004 

 
Aus einer Statistikmeldung der Gemeinde vom 16.07.1947 geht hervor, dass im Juli 1947 immer noch das Schicksal von 35 Vermissten (Gehlberger und Umsiedler) unbekannt war.3)
Weil der Zustand mancher Straßen extrem schlecht war, ergriff die Gemeinde eine Eigeninitiative zur Instandsetzung (Abb. 1947-005).4)

1947 005 Strassensanierung
Abb. 1947-005 


Die Verteilung von Berufskleidung, Schuhen und aller Wirtschaftsgüter, welche der Zwangswirtschaft unterlagen, wurde von Orts-Kommissionen des FDGB überwacht.
Angesichts anhaltender Probleme bei der Versorgung mit Trinkwasser (Rohrleitung leckte)wurde Rudi Fleischhauer als Fachmann beauftragt, einen Maßnahmeplan zu erstellen. Bislang wurde ab 20 Uhr das Wasser für den gesamten Ort abgestellt.10)

Gehlberg war bei der Ablieferung von Getreide (Befehl 60 der SMAD) mit 6 Zentnern unter der Vorgabe geblieben. Die Ursachen dafür waren Druschverluste und hohe Feuchtigkeit. Aus diesem Grund bat man alle, welche nicht der Abgabepflicht unterlagen, aber ein Druschergebnis über 50 kg hatten, um eine freiwillige Abgabe zwecks Defizitausgleich.12) 

Im Ort gab es zum Jahresende 7 Lkw, 2 Pkw, 6 Krafträder bzw. „Leichtfabrikate“, 2 lenkbare und 2 Einachsanhänger. 5) 
 
1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 76; 08.04.1947 bzw. 22.05.1947; Unfallhilfestellen
2) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 20; 17.02.1947; Adressbuchverlag
3) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 141 . 16.07.1947
4) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 133 . 11.07.1947 . Straßensanierung
5) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 133 . 09.12.07.1947
6) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 277 . 24.03.1947
7) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 311 . 03.02.1947
8) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt; Bestand Gehlberg; Signatur 301
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 849 . 01.03.1947 . Sitzungsbericht 43
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 849 .01.08.1947 . Sitzungsbericht 47
11) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 849 .14.09.1947 . Sitzungsbericht 49
12) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 849 . 04.12.1947 . Sitzungsbericht 52

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