1952

Autoren: K.-J. Schmidt bzw. Reinhard Schmidt (1968 bzw. 2022)
In der Gemeindevertretersitzung vom 14. Januar wurde beschlossen, dass der neue Bademeister Rudolf Franke auch als Skilehrer fungiert. Von den als Skilehrer erzielten Einnahmen darf er 50% als Entlohnung behalten. Außerhalb der Bade- oder Skisaison soll Franke als Gemeindearbeiter eingesetzt werden. Da Gehlberg nunmehr eine Kurtaxe erhob, wurde die Meinung vertreten, man müsse dann auch über die Sommersaison hinaus kulturelle Angebote für die Urlauber anbieten.
Die Verwaltung des Schneekopfturms und der „Gehlberger Hütte“ waren der Gemeinde Gehlberg offiziell übertragen worden. Deshalb schloss diese mit dem Hüttenwirt Ernst Machalett einem Vertrag, der alle Modalitäten bezüglich Gastronomie und Turmnutzung regelte.
Das leidliche Thema „Gepäckbeförderung der Urlauber“ wurde dahingehend gelöst, dass Gerd Anschütz mit seinem Auto den Koffertransport übernahm.
Weil die Skihütten am Brand schon seit Kriegsende als Wohnraum dienten, wurde deren Versorgung mit Strom als dringend geboten erachtet. Skeptiker rieten zu warten, ob diesen Hütten der Gemeinde weiter als Wohnraum verfügbar bleiben oder an Sportvereine vergeben werden.16) 

Im Frühjahr wurde die „Gehlberger Mühle“ vom FDGB als Ferienheim gepachtet. Das bis dahin noch bestehende Altersheim wurde aufgelöst, weil die meisten Insassen inzwischen verstorben und auf dem kleinen Friedhof oberhalb des Pensionshauses beigesetzt worden waren.

In einem Schreiben vom 5. Januar listet die Gemeinde den Finanzbedarf für die Instandsetzung der volkseigenen Wohnhäuser Elgersburger Straße 12, 14 und 16 auf. Im  Fall der Nummern 14 und 16 resultierten die Mängel aus dem Artilleriebeschuss im April 1945.9)

Frau Thekla Krause, geb. Naumann, verkaufte Haus und Grundstück Ritterstraße 5 mit Wirkung vom 1. Januar an die Gehlberger Kirchgemeinde. Diese wollte es als Pfarrwohnung nutzen.10)
Mit diesem Thema befassten sich mehrere Gemeindevertretersitzungen, deren Ergebnis letztendlich war, dass die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht.17,18,19)

Am 15.3. übernahm Oswald Scherschmidt mit seiner Frau ChristaSchmidts Café⇒(EA1952-001)Weltkugel. Es befand sich über der Schmidt’schen Fleischerei. Bewirtschaftet wurde es bisher von der gutmütigen und für die meist jugendlichen Gäste sehr verständnisvollen alten „Klementine“, Witwe des sogenannten „Schuster“. Man ging nun nicht mehr zur „Klementine“ zum sonntäglichen Frühschoppen, sondern zum „Oswald“, bzw. in die „Leimrute“. So nannte man die Gaststätte wegen des „Klebenbleibens“ mancher Gäste, die sich auch zu vorgerückter Stunde nicht zum Heimgehen entschließen konnten.
Die Fleischerei "Schmidt" trat der PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) bei. Feder

Die Bäckerei Greiner in der Hauptstraße 35 wurde ab 1. April eröffnet.11)

Die Gaststätte des Leopold Kühn (Hauptstraße 19) wurde neuerdings von der Handelsorganisation (HO) bewirtschaftet.
 1955 014 HO Gaststaette KuehnAbb. 1955-014

Hermann Schulz
führte das Malergeschäft seines Vaters Otto weiter.

In der Gemeindevertretersitzung vom 31. Mai wurde informiert, dass mangels Finanzen keine Stromleitung zu den Brandhütten gelegt werden kann.
Weil Gehlberg ein Feuerlöschfahrzeug erhalten sollte, machte sich ein größeres Gerätehaus erforderlich.
Es gab viel Ärger mit den Dumperfahrern der „Bauunion“ (Bauunternehmen, welches den Neubau an der ehemaligen Schillingshütte in der Ritterstraße ausführte). Durch deren rücksichtslose Fahrweise wurden etliche Straßengully beschädigt.20)

Die Gemeinde übernahm für 6500,- DM das sogenannte „Walters Häuschen“, ein laubenartiges Gebäude in der Bergstraße 28, als Heim für die „Jungen Pioniere“, übergab es aber nach kurzer Zeit dem Bergrettungsdienst, der seine Gerätschaften bisher in einem Nebengebäude der Schule unzureichend unterbringen musste.

Da der bislang für die ärztliche Versorgung Gehlbergs zuständige Arzt, Dr. Kammermeyer (Schwiegersohn der Mühlenwirtin), aus Gräfenroda in die BRD geflohenen war, wurde die Gemeinde durch Herrn Dr. Röhrig von der Oberhofer Ambulanz betreut. Der Zahnarzt Dr. Gimpel aus Geraberg ordinierte einmal wöchentlich im Gemeindegebäude.

Der VEB Schott, der bislang eine seiner Abteilungen im ehemaligen Eichamt untergebracht hatte, räumte dieses und zog in seinen Werkteil II (ehem. Gundelach, dann Bergglashütte, dann Rennsteigwerk) und das Jahr darauf in den 1950 begonnenen Neubau. Das Eichamt wurde völlig umgebaut und sollte künftig eine Schulungsstätte der Post werden.
Es gab da aber durchaus andere Begehrlichkeiten. U. a. der SC Empor Naumburg hatte ein Auge auf das ehemalige Eichamt geworfen und schrieb deshalb an den stellvertretenden Ministerpräsidenten, Walter Ulbricht. 1)

Die Industrie- und Handelskammer erfragte zum 28.07.1952 die „Fremdenheime“ und bat um Ergänzung der Liste.12)

1952 014 07 28 Fremdenheime
Abb. 1952-014 
1952 015 08 20 Fremdenheime
Abb. 1952-015 

 
In der Sommersaison standen in Gehlberg 482 Betten für Urlauber zur Verfügung.2) Davon standen die meisten in Privatquartieren. Die dort untergebrachten Urlauber mussten in Vertragsgaststätten verpflegt werden. Das – und nicht nur das - führte zu Problemen. Im Sommer mangelte es an einem Bus, um mehr Ausflüge anbieten zu können. 3) Im Winter mangelte es an Kohle, um die Privatunterkünfte heizen zu können. 4) Und ganzjährig mangelte es an Obst und Gemüse.5)

Manche Urlauberwünsche waren mitunter etwas skurril. Nachfolgend ein Beispiel dafür, womit sich die Gemeinde bzw. der Bürgermeister so rumschlagen musste:

1952 008 SchneekopfAbb. 1952-020 6) 
1952 009 SchneekopfAbb. 1952-021 7) 


Nach 1945 gab es immer wieder Probleme mit der Wasserversorgung. Die Wasseranlage stammte aus dem Jahr 1888 und war 1912 erweitert worden. Der undicht gewordene Hochbehälter (Wasserwerk) konnte 1952 ausgebessert werden. Für die durch Artilleriebeschuss rissig geworden Rohre konnte man bislang keinen Ersatz beschaffen. Um bei Trockenheit den Ort versorgen zu können, wurden in der Dorfmitte Absperrschieber eingebaut. Ober- und Unterdorf bekamen unterschiedliche Wasserentnahmezeiten.13)

Am 07.08.1952 war die „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) gegründet worden. Im Zusammenhang damit wurden folgende Losungen zum Aushang vorgeschlagen:6)

1952 007 Losungen
Abb. 1952-007 


Wie schon im Vorjahr gab es Probleme wegen des Kindergartens im Schulhaus. Der Schulleiter Schramm hatte sich beim Kreisschulrat beschwert und forderte die sofortige Umquartierung des Kindergartens.15)
Die Absicht der Gemeinde, den Kindergarten im ehemaligen Eichamt unterzubringen war gescheitert, weil das Gebäude inzwischen Posteigentum geworden war.14)
Weitere Überlegungen für die Unterbringung des Kindergartens betrafen in der Elgersburger Straße 10 und die Hauptstraße 37. Beides waren aber genutzte Wohnhäuser, was wegen unvermeidbarer Umquartierungen unnötigen Ärger zur Folge gehabt hätte.21, 22)



1952 001 1952 08 24 Merbold
Abb. 1952-001 
Obiges Foto entstand am 24.08.1952 vor der Haustür des Mühlweg 9. Damals ahnte niemand, dass in der erste Reihe links ein zukünftiger Astronaut und auch Kosmonaut stand: Ulf Merbold
Mehr zur Geschichte dieses Bildes können Sie hier lesen:
⇒Ulf Merbold (Ergänzung 1952-002) Foto
Der Sportplatz am Steinigen Hügel wurde eingeweiht. Schon 1949 hatte man begonnen, den kleinen Turnplatz oberhalb des Rossbachs* zu vergrößern. Daran beteiligten sich zunächst Sportler des Ortes, später wurden auch Häftlinge des Ichtershäuser Gefängnisses eingesetzt. Insgesamt mussten 14 000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Außer staatlichen Mitteln kostete der Umbau 20 000 Mark. Durch den neuen Platz erhielt der Fußballsport im Ort erheblichen Auftrieb. Allerdings kam es bei den ersten Spielen häufig vor, dass der Ball in das Schlagtal hinabrollte, im Gebüsch gesucht und mühsam wieder den steilen Abhang hinaufgebracht werden musste. Aus diesem Grunde sollte der Hang im Laufe der Zeit durch Aufschüttung von Erde und Hüttenschlacke weiter vorgeschoben und ein Zaun angebracht werden.

1952 002 Sportplatzeinweihung01
Abb. 1952-002
Auf dem Foto wurden 2021 von Dr. Günther Scheidt erkannt (v.l.n.r.): Günther Scheidt, Rolf Hartwig, 2 x unbekannt, Gisela Eschrich (später Bechstein)
Starter ist Hermann Eitel  
1952 003 Sportplatzeinweihung02Abb. 1952-003


Die Gemeinde Gehlberg wurde angewiesen, am 10. November das Vermögen des Betriebsleiters Heinrich Hartwig einzuziehen. Die Gemeindevertretung weigerte sich, dieses Vermögen in die örtliche volkseigene Industrie aufzunehmen.23)

Am 01.12.1952 erging eine Bekanntmachung des Rates des Kreises zur Verteilung von Bohnenkaffee. 8)
1952 010 Bohnenkaffee
Abb. 1952-010 
 

* Rossbach: Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich eigentlich um ein Gewässer. Allerdings ist es mehr ein Rinnsal oder Bächlein, welches im Schlagtal ans Tageslicht tritt und nach wenigen hundert Metern in die Gera mündet. Bis in die 1980er-Jahre wurde am oberen Ende des Schlagtals - dort, wor die Straße eine S-Kurve macht - der Müll des Ortes abgeladen. Die Müllhalde bekam den Namen des Bächleins. Man brachte den Müll ins "Rossbach".  

 
1) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 57-71 . 22.06.1952 . SC Empor Naumburg
2) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 57-71 . 07.04.1953 . Urlauberreiseverkehr
3) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 57-71 . 30.05.1952 . Omnibus
4) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 57-71 . 19.10.1952 . Schreiben einer Sachbearbeiterin des Gesundheitsamtes Görlitz
5) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 107 . 31.07.1952 . Gemüseversorgung
6) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 52-71 . 12.08.1952 . Anfrage Frischer Wind
7) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 52-71 . Antwort der Gemeinde
8) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 107 . 27.11.1952 . Amtliche Bekanntmachung
9) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 270 . 05.01.1952
10) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 251 . 27.01.1952
11) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 236 . 25.03.1952
12) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 239 . 28.07.1952
13) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 191 . 01.08.1952
14) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 289 . 12.08.1952
15) Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt . Bestand Gehlberg . Signatur 289 . 09.09.1952
16) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 14.01.1952 . Öffentliche Gemeindevertretersitzung am 14.01.1952
17) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 25.02.1952 . Protokoll der Gemeindevertretersitzung am 25.2.1952
18) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 14.03.1952 . Dringlichkeitssitzung der Gemeindevertretung am 14.3.1952
19) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 07.11.1952 . Protokoll über die Dringlichkeits- und Geheimsitzung der Gemeindevertretung am 7.11.1952;
20) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 31.05.1952 . Protokoll über die Gemeindevertretersitzung am 31.5.1952
21) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 01.10.1952 . Protokoll über die Dringlichkeitssitzung der Gemeindevertretung am 1.10.1952
22) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 08.11.1952 . Protokoll über die Gemeindevertretersitzung am 8.11.1952
23) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 08.11.1952 . Protokoll über die Gemeindevertretersitzung am 8.11.1952
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