1963

Autoren: K.-J. Schmidt bzw. Reinhard Schmidt (1968 bzw. 2021) 

Am 18.12.1962 hatte der Gemeinderat den „Dorfplan 1963“ beschlossen. Dieser nannte als Schwerpunkte
    -  die Bearbeitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen;
   -  die Straßeninstandsetzung (Schmückerstr., Mühlweg, Ritterstraße);
   -  die Fertigstellung der Sprungschanze;
   -  die endgültige Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses.
  Weitere Planinhalte waren: 
     -  Erhöhung der Viehbestände (Rinder 22, Schweine 65, Ziegen 70, Legehennen 800);
   -  Milchverkauf ab Hof; 
   -  Spezialgeschäft f. Obst u. Gemüse ab Sommer 1963 bis Herbst ganztägig geöffnet;
   -  Problem mit Schuhreparaturen und dem Wäschestützpunkt in der Gemeinde-verwaltung lösen;
   - 1963 zu teeren; Schmücker Str. (Güldene Brücke - Schmücke), Mühlweg bis Frieden, Ritterstraße; 
   -  Kanalisation der Waldstraße in Bergstraße leiten;
   -   Prüfung des gesamten Ortsnetzes Wasser;
   -  Wasserleitung zum Schneekopf markieren;
   -  Umkleidekabinen im Waldbad notdürftig ausbessern;
   -  Telefon für Waldbad;
   -  Aufstellen des Röntgengerätes.1) 



Abb. 1963-003
Der Achsenhag ist tief verschneit, die Bäume haben einen Schneepanzer und die Straße ist schmal. 
1963 005 Postkarte Gehlberg Schneekopf web
Abb. 1963-005
Solche Fotos konnte nur Kurt Scheidt. 
1963 006 Postkarte Gehlberg Seifartsburg web
Abb. 1963-006
Witterung: Das Jahr begann mit einem kalten und langen Winter. Es lag viel Schnee. 

Die Kohlevorräte reichten in vielen Fällen nicht aus, so dass die Ferienheime z. T. schließen mussten und die Schule vom 23.1. bis zum 17.2. nicht arbeiten konnte. Zahlreiche Wasserleitungen froren ein. Die Straßen konnten durch die Unterstützung der sowjetischen Streitkräfte vom Schneekopf mit Gleitkettenschleppern für den Verkehr frei gehalten werden. Um den Bahnverkehr aufrecht zu erhalten, waren die Arbeiter des VEB Schott gezwungen, die Bahnstrecke im Geragrund freizuschaufeln. Das Ferienheim „Beerberg“, am 9.1. eingeweiht, musste am 5.2. wegen der Kälte wieder geschlossen werden. Bei diesem Heim handelte es sich um das mit hohem Kostenaufwand vom FDGB umgebaute „Gasthaus Dümiche“, welches zuletzt von Bruno Woller und Gemahlin bewirtschaftet wurde.

Im April setzte man die Bauarbeiten an dem schon 1962 angefangenen Gebäude der evangelischen Kirche in der Haselbrunnstraße fort. Der Bau ging deshalb nur langsam voran, weil es an Arbeitskräften fehlte. Das Gebäude war eine Schenkung aus Finnland an den thüringischen Landesbischof Dr. Mitzenheim. Nach der Ausführung der Grundmauern wurde das Haus aus Fertigteilen aufgesetzt. Es sollte als Pfarrwohnung dienen, besaß aber auch einen Gemeindesaal. Dem Stile nach war es ein Novum im Ort.

In der Ritterstraße wurde mit dem Bau eines Eigenheimes im Bungalowstil begonnen.

Auf der Schmücke entstand ein neues Gebäude für die Erholungsuchenden des Eisenwerkes Calbe.

1963 004 Postkarte Gehlberg Schmuecke web
Abb. 1963-004 

Ebenso wurde am Barackengebäude für die Angehörigen der sowjetischen Schneekopfbesatzung gebaut. Hierzu waren Wasser- und Gasleitungen vom oberen Ortsteil zur Hirschstallwiese verlegt worden.


1963 001 Hermann Eitel Schanze
Abb. 1963-001
Foto von 1963
Die 1961 begonnene Sprungschanze oberhalb des Waldbades ist fertig. 


VEB Schott begann mit der Erweiterung des Fabrikgebäudes. Es entstand ein großer Komplex in der Ritterstraße. Dieser Bau störte den Kurbetrieb im Ort erheblich. Die ausgeschachtete Erde wurde in sogenannten Dumpern (Fahrzeugen mit einer lorenartigen Kippvorrichtung) durch den Ort zum Sportplatz am „Steinigen Hügel“ gefahren. Die Bediener dieser Fahrzeuge waren nicht sehr rücksichtsvoll, fuhren sehr schnell und verunreinigten die Hauptstraße ständig, weil sie viel Erde und anderen Unrat unterwegs verloren. Zu verschiedenen Tageszeiten erschienen schwere Lastkraftwagen mit Baumaterialien. Die Lagerung desselben war schlecht organisiert. Der Eingang zur Ritterstraße war zeitweise so mit Baustoffen verbarrikadiert, dass Anwohner nur schwer zu ihren Häusern kamen. Die Kurgäste mussten ebenfalls über das Material klettern und hatten die Schuhe voller Sand, wenn sie das Hotel „Daheim“ erreichten. Diesen an sich kleinen Dingen gegenüber erwies sich der Ortspolizist als absolut hilflos.

Im September wurde die Straße von der Güldenen Brücke bis zur Schmücke geteert. Danach setzte man die im Vorjahr auf Höhe der Ritterstraße 28 abgebrochene Teerung in Richtung Ortsmitte fort.
Sie konnte jedoch nicht bis an die Pflasterung Ecke Hauptstraße/Schmückerstraße durchgeführt werden, weil der Anfang der Ritterstraße mit Baumaterialien für den Neubau des VEB Schott weitgehend bedeckt war. Dafür verwendete man den übrig gebliebenen Teerkies als Belag für die Hauptstraße vom Ferienheim „Frieden“ bis zum Gaskessel. Mit Ausnahme des fehlenden Stückes in der Ritterstraße existierte jetzt eine einwandfreie Teerstraße vom Geratal bis zur Schmücke und von dort bis nach Oberhof, aber auch bis an die Straße Stützerbach-Schmiedefeld beim Bahnhof Rennsteig. Die eigentlich auch für den alten Mühlweg geplante Teerkies-Schicht musste warten.2)



1963 002 Strassenbau
Abb. 1963-002
Foto von 1963
Die Ritterstraße wird geschottert. Das Bild wurde in Höhe des Hotels "Daheim" gemacht. 


Im Mai fand die Einweihung des Feuerwehr-Gerätehauses statt.

 
1963 008 29.7. Erhard bei der Blasmusik
Abb. 1963-008
Die Blaskapelle spielt im Kurpark. 1 Erwin Greiner⇒ Feder, 2 Emil Machalett (Bergschulz), 3 ?, 4 Wolfgang Straube, 5 August Machalett, 6 August Greiner ⇒ Feder(Audut), 7 Erhard Schmidt, 8 Lapp, 9 ?, 10 Albert Straube, 11 Horst Griebel (Zaro), 12 ?, 13 Heinz Lapp 

Um das Ortsnetz zu entlasten, wurde eine Gasleitung für die Firma Schott gebaut. Sie führte vom Gaskessel über der Kurve am Rossbach in großem Bogen über die Wiesen ostwärts des Ortes zum neuen Gebäude des Betriebes.


1963 007 Blick vom Langenrain
Abb. 1963-007
Man beachte den Pflanzenwuchs.
⇒(EA2021-001) Foto

Im August stellte der VE-Projektierungsbetrieb Straßenwesen Erfurt, BT Suhl, den Antrag auf Bau eines Fertigteil-Holzhauses am Brand. Gegen diesen sprach ein Beschluss des Gemeinderats vom 22.05. des Vorjahres.3)

In einer dringlichen Gemeinderatssitzung wurde am 30. Oktober beraten, wie Gehlberg seine SOLL-Zahl bei der Lieferung von Schweinefleisch in diesem Jahr doch noch erfüllen könnte. Die Vorschläge reichten von dem ungeplanten Schlachten eines zusätzlichen Schweins bis zum Erbitten eines Mastschweines von der Schneekopfbesatzung.4)


Der Herbst war recht milde. Schnee fiel im Dezember und hielt sich über Weihnachten. Dann trat ungewöhnlich mildes Wetter ein.

Ebenfalls im Dezember wurde die Baracke auf dem Hirschstall von den Frauen der sowjetischen Offiziere der Schneekopfbesatzung bezogen. Sie verließen das Gebäude jedoch schon nach wenigen Tagen wieder. Die Gasheizung verdarb die Luft so, dass niemand darin wohnen konnte. Das mit vielen Aufwand erstellte Gebäude diente auf Weisung des Rates des Bezirks vorübergehend der GHG „Technik“ Suhl als Lager für Rundfunk- und Fernsehgeräte.5)


 1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 451 . 18.12.1962 . Dorfplan 1963
 2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 451 . 31.08.1963 . Protokoll der Gemein-deratssitzung vom 31.8.1963
 3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 451 . 31.08.1963 . Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 31.8.1963;
 4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 451 . 30.10.1963 . Protokoll über die am 30.10.63 durchgeführte Dringlichkeitssitzung der Gemeindevertretung

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