Zum 1. Januar ging die Gehlberger Blaskapelle in die Rechtsträgerschaft des Jenaer Glaswerks und hieß fortan offiziell „Werkkapelle des VEB Jenaer Glaswerk Schott & Gen., Werk II Gehlberg“.13)
Am 28. Februar fasste der Gemeinderat den Beschluss 41 zur Durchführung der Wohnraumlenkungsverordnung.
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Zum Verständnis oben gezeigten Durchführungsbeschlusses sei erklärt, dass die Hauseigentümer zwangsweise die Räumlichkeiten, welche ihnen laut Verordnung nicht zur Nutzung zur Verfügung stehen durften, zur Vermietung hergeben mussten. Ob und wie dies geschah, war – wie der Autor dieses Chronikabschnitts eigenem Erleben weiß - der Willkür des jeweiligen Bürgermeisters/der jeweiligen Bürgermeisterin überlassen.
Am 28. Februar fiel auch der Beschluss 39 über den Volkswirtschaftsplan der Gemeinde Gehlberg für das Jahr 1969. Dieser enthielt folgende Punkte:
- Fertigstellung der Turnhalle bis 7.10.69;
- Instandsetzung Elgersburger- u. Bergstraße; ⇒(EA1969-002)
- Verbesserung Trinkwasser- u. Brauchwasserversorgung durch Pumpstation im Kohlhieb;
- Rekonstruktion des „Daheim“ und Eröffnung als FDGB-Ferienheim am 7.10.69; ⇒(EA1969-002)
- Jonny Schehr Gaststätte wird öffentlich; ⇒(EA1969-003)
- Renovierung und Verbesserung der Gaststättenkultur im „Gasthaus Schmidt“; ⇒(EA1969-002)
- Rekonstruktion und Vergrößerung der Gaststätte "Zum Waldbad"; ⇒(EA1969-002)
- Renovierung der "Kühns-Gaststätte"; ⇒(EA1969-002)
- Beseitigung der Schillingsruine; ⇒(EA1969-002)
- Verbesserung der Zimmerqualität;
- Ruhebänke u. Wegweiser;
- Freischneiden von Hans-Kehr-Stein, Laurafelsen und Moosstein; ⇒(EA1969-003)
- Schutzhütteninstandsetzung am Anna-Teich und am Hungertalsteich; ⇒(EA1969-003)
- neues Ferienprospekt erstellen;
- Belegungsquote 1969 Sommer/Winter:
• FDGB 281/209;
• Betriebsheime u. Bungalows 312/312;
• Reisebüro 55/7;
• Privat 38/9.
- Fertigstellung des Gewächshauses im Schulgarten; ⇒(EA1969-002)
- Einrichtung eines Polytechnischen Kabinetts;
- naturwissenschaftlicher Fachunterrichtsraumes im Schulanbau;
- Hortspielplatz oberhalb des Schulgartens; ⇒(EA1969-002)
- Schülerzahl: 125 (12 in Kl.8);
- Trafo in Haselbrunnstr.;
- Behebung der gröbsten Schäden in Geratalstr. u. Geländer am Gera-Ufer;
- Instandsetzung des Straßenabschnitts Gaskessel-„Frieden“;
- Haltestellenverlegung für das Oberdorf zur Post, für das Unterdorf zum „Frieden“; bergwärts nur Haltestelle Post;
- bis 1.5. sind Weidekomplexe abzugrenzen;
- Hydranten vor Elgersburgerstr. 4, Bergstr. 20, Schmückerstr. 7;
- Benzinbunker und Aufgang am/im Gerätehaus der Feuerwehr;
- Fäkalienablagerung im "Steinbruch" ist neu einzuzäunen.2)
Dieser Plan sollte mit 265500 M umgesetzt werden.3)
In der Gemeindevertretersitzung vom 25. April wurde festgelegt, dass die teils erheblichen Frostschäden am Waldbad im Rahmen von Arbeitseinsätzen am 17. und 18. Mai zu beseitigen sind.10)
Knapp einen Monat später wurde im gleichen Gremium eine Regelung für den Verkauf der Eintrittskarten getroffen (Abb. 1969-012).
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Im Rahmen der Schulbegehung am 5. April wurden folgende Festlegungen gemacht:
- Die Schulaußenwände werden 1971 geschiefert.
- Die Elektroanlagen werden im Zusammenhang mit dem Turnhallenneubau saniert.
- Bis 1970 wird die Heizung auf Warmwasser umgestellt.
- Die neuen Sanitäranlagen bedürfen einer Renovierung. 15)
In dem Neubau der Schule sollte ein naturwissenschaftlicher Fachraum eingerichtet werden. Dafür stellte man im Mai einen Antrag auf 6000/7000 Mark. 16)
Um Juni war das Gewächshaus im Rohbau fertig. Die Dachreparaturen waren ausgeführt worden. 17)
Die Nordstraße und die Elgersburger Straße bekamen eine Teerdecke. ⇒(EA1969-002)

In der oberen Hütte (ehemals Schilling) begann am 8.6. der Hüttenarbeiter K. mit der Beseitigung von Teer-Rückständen aus dem Abzugsrohr des Generators, ehe (wie vorgeschrieben) ein Angehöriger der Betriebsfeuerwehr zugegen war. Der erwärmte Teer fiel herab, entzündete sich, eine Stichflamme setzte das Gebälk der hölzernen Deckenkonstruktion in Brand. Generatorraum und Wannenraum brannten völlig aus. Organe der Staatssicherheit und der Staatsanwaltschaft begannen sofort mit umfangreichen Untersuchungen und Befragungen.
Abb. 1969-004 |
Aus dem Protokoll der Gemeindevertretersitzung vom 09.06. geht hervor, dass Frau Seifert vom Tanzclub Grün/Gold Leipzig die Skihütte kaufen wollte, welche die Familie Rudolf Franke bislang bewohnt hatte. Die Gemeinde war aber nur bereit, diese Hütte an den Tanzclub zu verpachten. Nun lag eine Staatsratseingabe vor.11)
Am 7.10. konnte die neu erbaute Turnhalle der Schule eröffnet werden. Um die Bauarbeiten hatte sich der damalige Schulleiter Willy Nemitz sehr verdient gemacht, aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung am Bau mitzuarbeiten, brachte das Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss.
Im Unterdorf machten sich umfangreiche Erdarbeiten nötig, weil Gasrohre mit größerem Querschnitt verlegt werden mussten.
Am Brand entstanden zwei weitere Schlepplifte für die Skisportler.
Die Gemeindevertretersitzung vom 25. Juli beschäftigte sich zum einen mit der Beschwerde eines Urlaubers und zum anderen mit Wohnungsangelegenheiten. Die Urlauberbeschwerde betraf den Kfz-Verkehr zum Waldbad trotz eines Verkehrsverbotsschildes. Einerseits war die Beschwerde nachvollziehbar, denn es staubte gehörig wenn ein Fahrzeug zwischen Pfarrhaus und Abzweig zum Bahnhof unterwegs war. Andererseits brauchte das Waldbad auch die von außerhalb angereisten Badegäste. Der Kompromiss bestand darin, dass das Verkehrsverbot aufgehoben und eine Geschwindigkeitsbeschränkung angeordnet wurde.
Was den zweiten Schwerpunkt, die Wohnungsangelegenheiten anbelangte, so war Wohnraumknappheit zu DDR-Zeiten Dauerzustand. Deshalb war festgelegt, wie viel Wohnraum pro Kopf bzw. Familie zustand. Sobald eine Familie größer (oder auch kleiner) wurde, stellte sich die Frage nach angemessenem Wohnraum neu. Da in Gehlberg bislang nur ganz wenig neu gebaut worden war, blieb nur der Umzug innerhalb der bereits existierenden Häuser übrig. Bei gemeindeeigenen Häusern wurde das rigoros gehandhabt. Aber auch private Hausbesitzer waren – so sich ihre Familie durch Wegzug der Kinder (oder Schlimmeres) verkleinerte, nicht davor gefeit, Räume an Familienfremde abtreten mussten. Exemplarisch seien hier einmal die in der Sitzung vom 25.07.1969 besprochenen Umzugsbewegungen aufgeführt:
# Fam. Lapp zieht in die bisherige Wohnung der Geschwister Koch
# Fam. Rogowsky zieht zu Lapp
# Fam. Röseler zieht zu Bachmann
# Fam. Nemitz zieht nach Umzug der Fam. Hackel in deren Wohnung
# Scherf zieht im ehemalige Wohnung von Nemitz
# Wohnung bei Bader bekommt die SED-Bezirksleitung als Urlaubsquartier12)
Auf die Monate Juli und August sind mehrere Bauverträge zum Bau einer neuen Niederdruckgasleitung für die Ortslage Gehlberg datiert. 19)
Im August informierte der Rat des Kreises, dass im September eine Frau Ingrid Lodemann (Russisch/Deutsch) und ein Herr Wilfried Ertel (Biologie/Chemie) als Lehrer nach Gehlberg kommen würden. 18)
Das Hotel „Daheim“ eröffnete nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten als FDGB Ferienheim unter Leitung des Herrn Andreck, welcher bislang dem Heim „Beerberg“ vorstand. ⇒(EA059)


Nachfolgend ein (leider nicht ganz vollständiger) Prospekt von Gemeinde und FDGB für die Urlauber ⇒(EA1969-001)

In der Gemeindevertretersitzung vom 29. August wurde die Bauplan-Ordnung für eine Bungalow-Siedlung am Brand vorgestellt.4)
Der Busfahrer Georg Hartwig kündigte am 26. September an, dass der Kraftverkehr die Linie zum Bahnhof Gehlberg einstellen werde, wenn sich am miserablen Straßenzustand am Rossbach und im Geratal nichts ändere.6)
Am 7. Oktober, welches 1969 der 20. Jahrestag der DDR war, konnte die neu erbaute Turnhalle der Schule eröffnet werden. Um die Bauarbeiten hatte sich der damalige Schulleiter Willy Nemitz sehr verdient gemacht, aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung am Bau mitzuarbeiten, brachte das Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss. An diesem Jahrestag wurden 15 Ehrennadeln verliehen und 24 Einzel- und Kollektivprämien vergeben.5)
Am 24.10. fand deine Beratung zur Durchführung des Polytechnischen Unterrichts statt. Die dafür bislang genutzten Räumlichkeiten im VEB Glaswerk Schott erwiesen sich als unzureichend. Die diskutierten Varianten (Turnhalle oder Packerei) hatten beide Vor- aber auch Nachteile.1)Am 7. November wurde eine Ortssatzung verabschiedet, welche Festlegungen zu folgenden Punkten traf:
- Sauberkeit der Straßen etc.;
- Instandhaltung und Veränderung an Grundstücken;
- Plakatierung;
- Fäkalien- und Müllabfuhr (Ritter+Rossbach); Abwasser; Tollwut;
- Gesundheitsschädlinge;
- Lärmbekämpfung;
- Brand- u. Katastrophenschutz;
- Landwirtschaft;
- Sonstiges7)
Am 24.11. fiel Schnee; ein langer und schneereicher Winter folgte.
In der letzten Gemeindevertretersitzung des Jahres am 11. Dezember wurde die Bildung eines Zweckverbandes mit den Urlauberorten Oberhof, Luisenthal, Frankenhain, Crawinkel, Oberschönau Goldlauter bestätigt. Die im August zu einer Bungalow-Siedlung gemachten Aussagen erwiesen sich immer noch als unkonkret. Es war die Rede davon, auch die Obere Brandwiese und den Bereich des Offenstalls einzubeziehen. Unkonkret war auch die Absichtserklärung des FDGB, ein Bettenhaus einrichten zu wollen.8)
1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 435 . 24.10.1969
2) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 28.02.1969 . Beschluss 39 über den Volkswirtschaftsplan der Gemeinde Gehlberg für das Jahr 1969
3) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 28.02.1969 . Beschluss 40 über den Haushaltsplan der Gemeinde Gehlberg vom 28.2.1969
4) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 29.08.1969 . Protokoll über die Sitzung der Gemeindevertretung am 29.08.1969
5) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 07.10.1969 . Auszeichnungen anlässlich des 20. Jahrestag
6) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 26.1969 . Protokoll der Sitzung der örtlichen Volksvertretung vom 26.09.1969
7) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 07.11.1969 . Beschluss 44 (Ortssatzung)
8) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 450 . 11.12.1969 . Protokoll der Sitzung der örtlichen Volksvertretung vom 11. Dezember 1969
9) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 16.01.1969 . Protokoll der Sitzung des Gemeinderates am 16.01.1969
10) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 25.04.1969 . Protokoll über die Sitzung des Rates am 25.04.1969
11) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 09.06.1969 . Protokoll der Sitzung des Gemeinderates am 09.06.1969
12) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 712 . 25.07.1969 . Protokoll der Sitzung des Gemeinderates am 25.07.1969
14) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 645 . 12.02.1969 . Rat der Gemeinde an Rat des Kreises
15) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 645 . 05.04.1969 . Schulbegehung
16) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 645 . 27.05.1969 . Bürgermeister an Rat des Kreises
17) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 645 . 01.06.1969 . Schulbegehung
18) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.9 . lfd. Nr. 645 . 28.08.1969 . Rat des Kreises an Rat der Gemeinde
19) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.13 . lfd. Nr. 491 . 10.07.1969 . Bauvertrag 7/69-G